Hattingen. Welche Geschichten sich bei Jury und Publikum beim 25. Förderpreis für Junge Literatur in Hattingen durchsetzen konnten und was Autoren umtreibt.
Um die Attentate in Paris am Freitag, 13. November 2015, dreht sich die Geschichte, mit der Linda König (21) den 25. Hattinger Förderpreis für Junge Literatur gewinnt. Den Publikumspreis erhält Leah Braekau (20) für ihre Geschichte „Alfred“, in der eine Siebenjährige berichtet, wie ihr älterer Bruder den Hitlergruß verweigert – und stirbt. An beide geht jeweils ein Preisgeld von 300 Euro.
Beeindruckend ist, was die acht Autoren, die es in die Endrunde des Wettbewerbs geschafft haben, im Stadtmuseum vorlesen. 147 Bewerber hatte es aus Deutschland, Österreich, Belgien, Italien und der Schweiz gegeben. „Wir hätten am liebsten acht erste Preise vergeben“, erklärt Walter Ollenik, Vorsitzender des Fördervereins Stadtmuseum, der den Wettbewerb mit der Stadt Hattingen ausrichtet.
Spannende Lesung beim 25. Hattinger Förderpreises für Junge Literatur in Hattingen
Der Eintritt zur Preisverleihung ist dieses Mal frei. „Weil wir im Jubiläumsjahr sind“, sagt Ollenik. In den 25 Jahren, die es den Preis inzwischen gibt, habe es bereits 2900 Bewerbungen aus 16 Ländern gegeben. Mancher Autor, der hier seinen ersten Erfolg errang, hat sich inzwischen einen Namen in der Literaturwelt gemacht. Genannt seien Nora Gomringer und Nora Bossong. „Sie ist auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2019“, erklärt Ollenik. Im Stadtmuseum müssen Stühle nachgestellt werden, denn es kommen mehr Besucher als vorgesehen.
Ollenik betont die Bedeutung von Literatur in einer zunehmend digitaler werdenden Zeit mit sich verkürzender, verrohender Sprache. Bürgermeister Dirk Glaser freut sich, dass der Preis eine Bekanntheit gewinnt und zitiert den französischen Philosophen Voltaire: „Die Literatur gibt der Seele Nahrung, sie bessert und tröstet sie.“
Schwierige Entscheidung für die Jury beim 25. Hattinger Förderpreis für Junge Literatur
Schirmherr ist in diesem Jahr der Schriftsteller Ulrich Land, der hofft, dass junge Autoren mit der Hartnäckigkeit des Eigensinns mit ihren Texten aus den schlauen Schubfächern auch gestandener Autoren herausragen. So belustigend wie nachdenklich stimmend ist die „To-Do-Liste“, die der Preisträger von 2015, Andreas Schaible, vorträgt. In seinem Text beleuchtet er das zermürbende Streben nach Reichtum, Ruhm, Schönheit und was davon am Lebensende bleibt.
Die Jurymitglieder – die Buchhändler Julia Fischer und Julian Geißler, dazu Ursula Ollenik, Lars Friedrich und Christa Heinbruch – stellen die Finalisten kurz vor, die aufgeregt auf ihren Stühlen sitzen. Ihre Vorträge überzeugen und zeigen, wie schwer die Aufgabe der Jury war.
Siegertext dreht sich um die Attentate in Paris im Jahr 2015
Der Text „Freitag – der dreizehnte“ der Kölnerin Linda König beleuchtet die Attentate in Paris am 13. November 2015 auf ungewöhnliche Weise – und geht darum besonders unter die Haut: Eine junge Frau sitzt an eben jenem Tag im Zug und bangt um ihren Freund in Paris. Häppchenweise erhält sie Informationen über Opfer und Ereignisse.
Leah Braekau aus Weißenhorn, die mit „Alfred“ den Publikumspreis gewinnt, beschreibt eindringlich einen Tag, der das Leben einer Siebenjährigen im Zweiten Weltkrieg ändern soll, weil ihr neun Jahre älterer Bruder bei einer Parade den Hitlergruß verweigert, getötet wird. Sie selbst versteht erst Jahre später die Tat ihres bewunderten Bruders. Wie Braekau vorurteilsfrei die Beweggründe aller Beteiligten in der Kürze präzise analysiert, berührt.