Hattingen. Karlheinz Schneiders bleibt dem Museum aber treu, denn er kann Hobby und Beruf kaum trennen: Seine Vogelbauersammlung ist im Bauernhaus.

Über 40 Schlüssel hingen einst am Schlüsselbund von Karlheinz Schneiders, dem „Burgwart“ von Haus Kemnade. „Aber das war vor zehn Jahren, durch die moderne Schließanlage sind es nur noch zehn“, sagt er lächelnd.

Gut dreißig Jahre hat er sich um die Belange des Hauses auf Hattinger Grund, aber in Bochumer Besitz gekümmert. „Zu tun habe ich mit dem Haus allerdings schon seit 1974, weil ich vorher schon am Museum Bochum war. Dazu gehörte Kemnade ja“, sagt der gelernte Schreiner, der sich später zum Restaurator ausbilden ließ.

Ende Januar gibt er die Schlüssel offiziell ab. „Ich habe dann meine 45 Jahre voll“, sagt der noch 62-Jährige mit Wehmut. Denn: „Ich kenne hier jeden Stein und Strauch. Das ist meine zweite Heimat.“ Kein Fensterladen, den er nicht geölt hat. Keine Stufe, deren Zustand er nicht kennt. Kein Türrahmen, um dessen Höhe er nicht weiß. Er achtet darauf, dass die Elfenbein-Ausstellungsstücke der Ostasiatika-Sammlung Ehrich nicht zu viel Licht bekommen, weil sie sonst gilben. Er überwacht die Temperatur, damit die Holzinstrumente der Musikinstrumentensammlung Grumbt nicht leiden. Und ruft die Feuerwehr, damit sie Wasser nachfüllt, wenn der Wasserstand im Graben mal wieder zu niedrig ist.

Ganz wird er nicht verschwinden

Er kümmert sich um das Haus – aber auch um die Tiere wie Eulen, Turmfalken, Fledermäuse, Dohlen, brachte Nistmöglichkeiten an. 1974 schon war er bei „Kemnade 74 International“ dabei. „Das war immer ein tolles Festival“, schwärmt er. Hausmeistertätigkeiten, Kümmern ums Bauernhaus, Restaurieren alter bäuerlicher Geräte (seine eigene Sammlung brachte er ein), Ausstellungsplanung, -aufbau, Bau von Rahmen, Transporte: Schneiders ist die gute Seele des Hauses. Und bringt sich weit mehr ein, als es sein Job verlangt: Jahre betreute er einen Kräutergarten, führte Kinder – bis sein Rücken nicht mehr mitspielte. Er organisierte Spinnabende mit Musik und Lesung.

Seinen Abschied bereitet Schneiders vor, sammelt zusammen, was Künstler ihm schenkten. Auf der abgesägten Blutbuche am Bauernhaus prangt der selbst gefertigte Schriftzug „Ciao“. „So fünf Jahre wird er halten“, schätzt er. Doch wahr ist, dass man niemals so ganz geht: „Ich trete in den Förderverein ein. Und an einem Sonntag im Monat ab Mai mache ich Führungen zum Thema Vögel im Bergbau.“ Dann hält er doch wieder einen Schlüssel in der Hand.