Hattingen. Dem Nahverkehr haben die Hattinger im WAZ-Stadtteil-Check sehr unterschiedliche Noten gegeben. In dünn besiedelten Gegenden hilft der Bürgerbus.

Die Hattinger Bürger fühlen sich in den Stadtteilen Hügelland und Niederbonsfeld vom Nahverkehr weitgehend ausgeschlossen. Im Stadtteilcheck der WAZ erhielten die beiden Stadtteile die mit Abstand schlechtesten Noten. Das Hügelland schnitt mit Note 5,65 am schwächsten ab, Niederbonsfeld wurde mit 4,95 bewertet. Blankenstein (2,25) und die Stadtmitte (2,56) bekamen im Vergleich die besten Noten.

Bürgerbusverein kann nicht expandieren

Die dünn-besiedelten Stadtgebiete sind also am ehesten von fehlendem Öffentlichen Personennahverkehr betroffen. Abhilfe schafft da der Bürgerbus, der Strecken und Straßen anfährt, die von den Nahverkehrsunternehmen aufgrund zu geringer Nachfrage vernachlässigt werden.

„Doch wir stoßen auch uns unsere Grenzen“, sagt Clemens Rolfes, Geschäftsführer des Bürgerbusvereins. „Wir haben immer wieder Anfragen aus verschiedenen Stadtteilen, ob wir nicht auch dort herfahren könnten.“ Doch um den Wünschen gerecht werden zu können, fehlen Busse und vor allem ehrenamtliche Fahrer, so Clemens Rolfes weiter.

13.000 Fahrgäste im Jahr


Der Bürgerbusverein unterhält eine Linie, die mehrmals täglich befahren wird. Die Strecke der Linie verläuft von der Lindenstraße über den Zentralen Omnibus Bahnhof zum Homberg und umgekehrt. Im Jahr befördere der Verein etwa 13.000 Fahrgäste, also etwa 1.100 Gäste im Monat. Die meisten Fahrgäste seien Mitglieder des Vereins, aber auch Nicht-Mitglieder nehme der Bus mit, so Clemens Rolfes. 180 zahlende Mitglieder hat der Verein aktuell.

Sporadische Fahrten sind sinnlos


„Wir haben im Vorstand schon häufig darüber diskutiert, das Angebot zu erweitern, doch wir haben uns immer wieder dagegen entschieden“, erklärt Clemens Rolfes. „Es ist das A und O, dass wir tägliche, regelmäßige und verlässliche Fahrten anbieten. Sporadische Fahrten, die einmal in der Woche stattfinden würden, bringen ja nichts.“ Außerdem spiele der Fahrermangel, der derzeit herrsche, eine entscheidende Rolle, sagt Clemens Rolfes.

Änderung des Streckennetzes

Geschäftsführer Clemens Rolfes mit dem Vorsitzende des Bürgerbusvereins Rolf-Peter Buchholz (r.).
Geschäftsführer Clemens Rolfes mit dem Vorsitzende des Bürgerbusvereins Rolf-Peter Buchholz (r.). © Fischer / FUNKE Foto Services | Fischer


Seit Dezember 2019 mussten Fahrgäste der Bogestra mit deutlichen Veränderungen im Streckennetz umgehen. Auch in Hattingen änderten sich Taktungen und Zeiten. Buslinien wurden eingestellt, durch andere Linien ersetzt, verkürzt oder wurden neu nummeriert.

Die Straßenbahnlinie 308, die zwischen Hattingen und Bochum pendelt, fährt anstatt alle zehn Minuten, nur noch viertelstündlich, auch die S-Bahn-Taktung veränderte sich, statt alle 20 Minuten, fährt die S3 nur nach jede halbe Stunde zwischen Hattingen und Oberhausen. Und auch bei den Buslinien gab es spürbare Veränderungen, so wurde unter anderem die Linie 141, die nach Welper fuhr durch die Linien 350 und die Stadtlinie 554 ersetzt.

„Das ist natürlich nicht schön und die Umstellung hat genervt, doch es ist wie mit fast allem, irgendwann gewöhnt man sich an alles“, sagt Ralf Steinert, der regelmäßig mit Bus und Bahn in Hattingen unterwegs ist. „Ich fahre ab und an aus Bredenscheid mit dem Bus nach Welper. Früher musste ich nicht umsteigen, jetzt schon. Das ist für mich schon umständlicher geworden“, erklärt Stephanie Wittek.

Kontakt zum Bürgerbusverein

Der Bürgerbusverein sucht dringend ehrenamtliche Fahrer und Fahrerinnen, damit der Betrieb der Strecke zwischen Lindenstraße und Homberg weiter befahren werden kann. Im Regelfall übernehmen die freiwilligen Fahrer ein bis zwei Tage im Monat, jeweils einen Vor- oder Nachmittag. Interessierte können sich bei Bürgerbus-Geschäftsführer Clemens Rolfes (904103) melden