Hattingen. Das Kerzenschein-Konzert des Ensemble „bochum barock“ lässt die höfische Kultur im Barock in der Kirche St. Georg in Hattingen lebendig werden.
Mit „Musik aus längst vergangenen Zeiten“ faszinierte das Ensemble „bochum barock“ bei seinem Kerzenscheinkonzert 180 Besucher in der St. Georgskirche.
Trotz des Karnevals haben viele Musikfreunde den Weg zum Konzert in St. Georg gefunden, um weniger bekannte Werke der Barockmeister Georg Philipp Telemann (1681-1767), Johann Heinrich Schmelzer (1623-1680), Johann Rosenmüller (1619-1684), Johann Hermann Schein (1586-1630) und Samuel Scheidt (1587-1654) zu hören.
Ensemble „bochum barock“ lässt die Barock-Kultur in Hattingen lebendig werden
Die Mitglieder der Bochumer Symphoniker, die sich 2007 in diesem Ensemble zusammengefunden haben, sind inzwischen renommierte Experten der Barockmusik. Ihr Spiel zeichnet sich durch hohe Luzidität und Transparenz aus, sie treffen genau den richtigen Ton für diese Musik, die in kunstvollen Klanggeflechten immer wieder neue Ausdrucksformen für den Spagat zwischen höfischer Formalität und künstlerischer Expressivität findet.
Oboe, Trompete, Streicher und Cembalo lassen hier in mehreren Stücken aus der Tafelmusik von Georg Philipp Telemann höfische Kultur im Barock lebendig werden. Nach der Ouvertüre fesselt die Interpretation der ersten Air durch ihre schnellen festlichen Fanfaren mit kunstvoll-subtilen Echoeffekten. Dabei erschöpft sich das Spiel des Ensembles „bochum barock“ nicht in reinem Schönklang, sondern lässt den dialogischen Charakter des Stückes hervortreten. Frage und Antwort klingen aus diesen Themen, leicht und zugleich auch voller Eindringlichkeit, die durch die Steigerungen in den Streichern bestens zur Geltung kommt.
Zweite Air ruft mit kunstreich verzierten Festfanfaren zur Tafel
Auch die zweite Air ruft mit kunstreich verzierten Festfanfaren zur Tafel, die in leiseren Echos nachhallen. Virtuose Triller und lange Melodiebögen kennzeichnen die dritte Air, während die vierte durch temperamentvolle Impulse der Trompeten einen musikalischen Schlagabtausch einleitet.
Zwischen diesen flankierenden Nummern aus Telemanns Tafelmusik stellt das Ensemble die Sonata à sei Nr. 3 von Johann Heinrich Schmelzer vor, die durch ihren zunächst sehr ruhigen Ausdruck fesselt, der auch bei kunstvollen Verzierungen immer in der Balance bleibt.
Musiker machen Kontrast zwischen höfischer Welt und Gefühlsleben erfahrbar
In Johann Rosenmüllers Sonata Nr. 10 à 5 F-Dur berühren die warmen Farben des elegischen Mittelsatzes, die die Musiker in ihrem differenzierten Spiel markant von den schnellen Ecksätzen abheben und so einen Kontrast zwischen höfischer Welt und Gefühlsleben erfahrbar machen. Die Vielfalt der höfischen Tänze spiegelt sich in Johann Hermann Scheins Suite I aus seiner Bankettmusik, während die Musiker in Samuel Scheidts „Canzon super O Nachbar Roland“ aus Ludi musici ein ausdrucksvolles mehrstimmiges Klanggeflecht mit dramatischen Akzenten entwickeln. Für den hingerissenen Applaus bedankten sich die Musiker mit der Conclusion aus Telemanns Tafelmusik in D-Dur.