Hattingen. An einer Grundschule in Hattingen ist ein Fenster ins Klassenzimmer gekracht und hat zwei Viertklässler verletzt. Warum Eltern Vorwürfe erheben.
Es gab einen ohrenbetäubenden Knall, als das riesige Fenster der Gemeinschaftsgrundschule Heggerfeld am Montag ins Klassenzimmer krachte. Die Kinder der vierten Klasse, in die auch die zehnjährige Lilith geht, waren total schockiert. Riesiges Glück für alle, denn es gab „nur“ zwei leichtverletzte Schüler. Dass nicht mehr passiert ist, ist lediglich dem Gruppenunterricht zu verdanken, denn genau unter dem Fenster stand ein Tisch mit Materialien.
„Was da geschehen ist, bedeutet Lebensgefahr für die Kinder“, sagt die Elternbeiratsvorsitzende Sandra Unter entsetzt. Sie ist die Mutter von Lilith. „Aus Angst, dass so etwas wieder passiert, sitzen die Kinder jetzt fernab von den Fenstern auf engstem Raum an der Wand. Dazu kommt die Corona-Zeit, die das Lernen ohnehin schon schwierig macht. Diese Situation ist fürs Lernen wirklich nicht vorteilhaft“, kritisiert Sandra Unter.
Schulleiterin in Hattingen will jetzt alle Seiten hören
Was sie ärgert, ist die Tatsache, dass die Problematik mit den alten, maroden Fenstern „alles andere als neu“ ist. Schon seit langem sei auch der Stadt die prekäre Situation bekannt, getan habe sich aber nichts. „Dass so ein erschütterndes Geschehen überhaupt vorkommen kann, macht mich fassungslos.“
Schulleiterin Fatma Tek-Cordes ist gerade mit der Aufarbeitung des Falls beschäftigt. Sie war am Montag nicht vor Ort, wurde aber sofort informiert und will jetzt alle Seiten hören.
Fachfirma hat die Fenster der Schule überprüft
Die 40 Jahre alten Fenster an der Gemeinschaftsgrundschule Heggerfeld sind marode und schon länger im Visier der Stadt. Dass ein Fenster während des Unterrichts in den Klassenraum gefallen ist, hat die Verwaltung zum sofortigen Handeln veranlasst. Es werde jetzt überprüft, wie die Fenster noch verstärkt, beziehungsweise anderweitig gesichert werden können.Die zuständige Architektin der Gebäudewirtschaft sei direkt am Montag in der Schule gewesen, um die Angelegenheit zu prüfen und eventuell erforderliche Schritte einzuleiten. „Am Donnerstag war eine Fachfirma für Metallfenster vor Ort, um zu prüfen, wie die Fensterhalterungen verstärkt und welche weiteren dauerhaft verschlossen werden können“, teilt die Stadt mit. Die komplette Sanierung der Fenster sei innerhalb der nächsten zwei Jahre geplant.
„Ich möchte ein umfassendes Bild haben, will mit allen sprechen, mit dem Hausmeister, der Stadt, den Eltern und natürlich auch mit den Kindern“, sagt sie. Denn die müssten das ja erst einmal verkraften. „Baustellen, wo etwas gemacht werden muss, gibt es an unserer Schule viele.“
Auch das Problem mit den alten Fenstern sei bekannt, räumt sie ein. „Aber ich habe mir im Traum nicht vorstellen können, dass tatsächlich mal ein Fenster in einen Klassenraum fliegt. Oberste Priorität für mich hat die Sicherheit der Kinder.“ Die offene Stelle wurde sofort mit Holz verschlossen.
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Die Stadt Hattingen teilt auf Anfrage der WAZ mit, dass die Fenster 40 Jahre alt sind und der Austausch vor zwei Jahren auf die Sanierungsliste gesetzt wurde. Mittel für die Erneuerung sind im Etat 2022 eingeplant.
Alle rund 90 Fenster an der Schule sind 40 Jahre alt
Allerdings sei die Liste mit Renovierungsmaßnahmen an Schulen lang. Da die Stadt wenig Neubauten im Bestand habe, „wird sie im Rahmen der personellen und finanziellen Möglichkeiten abgearbeitet“, heißt es.
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Alle rund 90 Fenster an der Schule sind 40 Jahre alt, gleicher Bauart und sollen erneuert werden. Sie seien zuletzt im Mai 2021 von einer Fachfirma überprüft und gewartet worden. „Eine erneute Prüfung ist für den 21. März 2022 terminiert. Es wird versucht, den Termin vorzuziehen.“ Einige Fenster seien aufgrund der eingeschränkten Funktionalität bereits festgesetzt worden, teil die Stadt mit. Das bedeute, dass sie sich nicht mehr öffnen lassen.