Gladbeck. In St. Lamberti in Gladbeck agieren zwei Präventionsfachkräfte. Es geht darum, sexualisierte Gewalt zu bekämpfen. Das sind konkret die Aufgaben.
Solche Schlagzeilen treffen tief ins Mark, machen fassungslos, um so mehr, als es eine altehrwürdige Institution wie die katholische Kirche trifft, die seit mehr als zwei Jahrtausenden die Sorge um die Seelen der Menschen auf ihre Fahnen schreibt und geschrieben hat. Meldungen über sexualisierte Gewalt an Minderjährigen und Schutzbefohlene lassen viele Menschen an „ihrer“ Kirche zweifeln, nicht wenige kehren ihr deswegen den Rücken. Auch in Gladbeck.
Viele Gemeinden, auch die Propsteipfarrei St. Lamberti, reagieren mit einem „Institutionellen Schutzkonzept“ (ISK) auf die skandalösen Vorgänge. Federführend die beiden Präventionsfachkräfte Rolf Leitzen und Maria Tönnes. Rückblende, ein Samstagvormittag vor fünf Jahren. Mehr als 40 Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 68 Jahren, allesamt ehrenamtlich Aktive im Dienste der Kirche, informieren sich über die wichtigsten Grundzüge des Schutzkonzepts, das in zehn Paragrafen allen Funktionsträgern zugänglich gemacht worden ist. „Die deutsche Bischofskonferenz hat den Anstoß gegeben und hat den Präventionsgedanken zum zentralen Anliegen gemacht,“ erläutert Leitzen.
Präventionsarbeit gegen sexualisierte Gewalt in der Kirche in Gladbeck kontrollierbar machen
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„In diesem Konzept geht es um Maßnahmen, die physischer, aber auch psychischer Gewalt Einhalt gebieten und unsere Präventionsarbeit gegen sexualisierte Gewalt kontrollierbar macht.“ Immer wieder unterbrechen Wortmeldungen der Kursteilnehmer die Ausführungen, im Mittelpunkt nicht weniger Beiträge die Vokabel „Generalverdacht“. Wie in anderen Institutionen und Vereinen muss jeder Ehrenamtler, der mit Kindern und Jugendlichen zu tun hat, ein erweitertes polizeilichen Führungszeugnis vorlegen. „Nichts liegt uns ferner als pauschale Verdächtigungen“ so unisono Leitzen und Tönnes. „Uns ist wichtig, die Achtsamkeit der kirchlichen Mitarbeiter zu wecken, so dass sie imstande sind, Anzeichen sexualisierter Gewalt zu erkennen.“
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Ein Film, der die perfiden Methoden thematisierte, mit denen ein minderjähriger Junge in die Fänge pädophiler Erwachsener gerät, machte das Kernanliegen der Schulung, für mögliche Anzeichen sensibilisiert zu werden, eindringlich deutlich. „300 bis 350 Frauen und Männer sind seither mit dem ISK vertraut gemacht worden, alle fünf Jahre, so der Plan, sollen diese Kenntnisse wieder aufgefrischt werden.“
Arbeit mit Kindern und Jugendlichen soll von Wertschätzung und Vertrauen geprägt sein
Zentraler Bestandteil des Konzepts ist der in Paragraf 6 dargelegte „Verhaltenskodex“, der voranstellt, dass die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen sowie schutz- und hilfebedürftigen Erwachsenen von Wertschätzung und Vertrauen geprägt ist. Ob Gestaltung von Nähe und Distanz, Sprache und Wortwahl, Achtung der Intimsphäre, die Zulässigkeit von Geschenken oder der Umgang mit Medien und sozialen Netzwerken – kaum ein Bereich der Lebenswirklichkeit der Schutzbefohlenen wird ausgespart. Dieses Schutzkonzept wurde von allen wichtigen Gremien der Stadtkirche verabschiedet, die beiden Beauftragten füllen es zusammen mit den Teilnehmenden mit Leben.
Engagement in der katholischen Kirche
Rolf Leitzen, 72 Jahre alt und ehemaliger Schulleiter in Gladbeck und Essen, hat ebenso wie seine Mitstreiterin eine typische „kirchliche Karriere“ absolviert. Messdiener, mit 15 Jahren schon Gruppenleiter, später Vorsitzender des BDKJ und des Diözesanrates Essen. In seiner Heimatgemeinde St. Josef zudem als Küster und Lektor aktiv.Für die 45-jährige Maria Tönnes ist ebenfalls das Engagement in der Kirche selbstverständlich. In St. Marien in Brauck übt die in Zweckel wohnende Verwaltungsangestellte das Amt der Küsterin aus, zudem singt sie im Kirchenchor. „Rolf mit seiner langen pädagogischen Erfahrung und ich mit Kenntnissen in Verwaltungsdingen ergänzen uns in diesem Job richtig gut. Uns beiden macht diese Aufgabe viel Freude.“
„Die zweite Schulungsreihe, dient in erster Linie der Auffrischung,“ so Leitzen. „Der zeitliche Rahmen wird mit höchstens zwei Stunden deutlich übersichtlicher sein. Wichtiger Baustein ist auch eine exakte Risikoanalyse, die an jedem Kirchort in St. Lamberti erfolgt ist und schriftlich vorliegt. Maria Tönnes und Rolf Leitzen wissen um die Sensibilität der Problematik, etwa von falschen Anschuldigungen. „Der genaue Blick, das rechtzeitige Erkennen bestimmter Anzeichen von Missbrauch, das liegt uns allen am Herzen,“ betont Tönnes, die genau weiß: „Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht.“
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Ebenso wie Rolf Leitzen nimmt sie ihre Aufgabe mit Freude und Engagement wahr. „Wir haben viele gute Gespräche geführt. Wir hoffen voller Zuversicht, dass die Kirche aus dieser Krise gestärkt hervorgeht.