Gladbeck. Zwei Brüder sollen mehrere alte Menschen bestohlen haben. Einmal erwischte sie der Sohn eines Opfers – ein Polizist. Vor Gericht schweigen sie.
Wenn sich die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft bestätigen, haben zwei Männer auf perfide Weise ältere Menschen um Schmuck und Geld gebracht. Dominik B. (40) und sein fünf Jahre jüngerer Bruder Jonathan müssen sich seit Dienstag vor dem Schöffengericht am Amtsgericht Gladbeck wegen Diebstahls in besonders schwerem Fall verantworten.
Die Angeklagten sollen sich als Mitarbeiter der Stadtverwaltung ausgegeben haben
Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, sich im Herbst 2019 in vier Fällen als angebliche Mitarbeiter der Stadtverwaltung bzw. einer Wohnungsgesellschaft Zutritt zu den Wohnungen älterer Menschen verschafft zu haben. Während der Ältere die Bewohner in intensive Gespräche verwickelt und so abgelenkt habe, soll der Jüngere unter dem Vorwand, Messungen an Fenstern und Heizkörpern vornehmen zu müssen, in anderen Räumen Geld und Schmuck gestohlen haben.
Drei Mal waren die Täter erfolgreich, beim vierten „Besuch“ hatten sie Pech: Der Enkel eines 92-Jährigen, von Beruf Polizeibeamter, erwischte sie und alarmierte seine Kollegen. Die Angeklagten schwiegen vor Gericht zu den Vorwürfen. Die Strategie ihrer Verteidiger zeichnete sich bei deren Fragen an die Zeugen ab: Die Täterschaft ihrer Mandanten soll offenbar nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden können.
Der Sohn eines Opfers erkannte den älteren Bruder im Gerichtssaal wieder
Die Taktik könnte aufgehen, denn nur der Sohn des mittlerweile verstorbenen 92-Jährigen aus Castrop-Rauxel erkannte im Gerichtssaal zumindest den älteren Bruder als einen der zwei Männer, die er bei seinem Großvater angetroffen hatte. In diesem Fall aber machten die „Besucher“ keine Beute.
Opfer dreister Diebe wurde auch eine 91-jährige Gladbeckerin. Einer der angeblichen städtischen Mitarbeiter unterhielt sich mit ihr, hielt sie sogar am Arm fest, als sie nachsehen wollte, was der andere so lange in ihrem Schlafzimmer machte. „Ich bin misstrauisch geworden, aber was sollte ich denn machen? Ich war doch alleine“, sagte die Frau vor Gericht. Als die Männer weg waren, stellte sie fest, dass eine lederne Geldbörse mit etlichen Schmuckstücken verschwunden war. Den Wert schätzt sie auf ca. 6000 Euro.
Die Verhandlung wird fortgesetzt
Bei der Polizei hatte die Seniorin aus mehreren Fotos einen der Täter „mit hundertprozentiger Sicherheit“ erkannt, beim Komplizen war sie nicht ganz so sicher. Vor Gericht allerdings erkannte sie keinen der beiden wieder, deutete sogar auf einen der Verteidiger. Bei einer 76-jährigen Frau erbeuteten angebliche Mitarbeiter einer Wohnungsgesellschaft auf ähnliche Weise 150 Euro und Schmuck im Wert von ca. 2000 Euro aus einer Schatulle. Auch sie identifizierte die Brüder zwar auf den Fotos bei der Polizei als Täter, beschrieb sie allerdings als deutlich zu alt, den jüngeren Mann zudem als viel zu groß. Und im Gerichtssaal konnte sie wegen einer ausgeprägten Sehschwäche weder die Fotos noch die Männer erkennen. Weil ein weiteres Opfer aus gesundheitlichen Gründen nicht als Zeugin erschienen war, wurde die Verhandlung unterbrochen und wird in der kommenden Woche fortsetzt.
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