Gladbeck..

"Kumpels in Kutten" - so heißt ein neues Buch über die Metal-Szene des Ruhrgebiets. Die Historiker Holger Schmenk und Christian Krumm haben es gerade veröffentlicht. Auch die Gladbecker Band „Grave Digger“ hat es in die Metal-Chronik geschafft.

Anfang der 80er Jahre zog sich etwas zusammen über dem Revier. Es wurde gewaltig, roh, langhaarig und laut. „Harte Gegenden sind immer ein gutes Pflaster für harte Musik“, sagt Peter Burtz, Ex-Chefredakteur des Szene-Magazins „Metal Hammer“.

"Grave Digger" mit weltweitem Einfluss

Der Heavy Metal krachte ins Ruhrgebiet – und wurde „zum Zentrum des deutschen Metals“. Das schreiben Holger Schmenk und Christian Krumm, zwei promovierte Historiker, die nach zwei Jahren Recherche „Kumpels in Kutten“ veröffentlichen und die Metal-Szene im Ruhrpott von ihren ersten Jahren bis zur Gegenwart beleuchten. Eine Band der ersten Stunde ist „Grave Digger“ – eine Formation aus Gladbeck. Von hier aus machte sie weltweit ihren metallenen Einfluss geltend, spielte überall in Europa, aber auch in Brasilien, Japan und den USA. Schmenk und Krumm widmen „Grave Digger“ als Teil der „Speerspitze des typischen Teutonen-Metals“ ein ganzes Portrait.

Es war die Zeit der großen Metal-Götter von der Insel und aus Übersee. Die Zeit des „New Wave of British Heavy Metal“, die Zeit von „Motörheads“ Hit „Ace of Spades“, den heute jeder Pop-Teenie bei Singstar auf seiner Playstation nachgrölen kann. Es war die Zeit, als sich die beiden Gladbecker Chris Boltendahl (Gesang) und Peter Masson (Gitarre) 1980 zu „Grave Digger“ zusammenschlossen. Besonders Boltendahl wurde zur markanten Galionsfigur der Band.

Präzise Portraits

Die Autoren portraitieren die vielen Jahre der Metal-Pioniere knapp, präzise und skizzieren dabei die Fragen nach Kontinuitäten im Sound und den zahlreichen Besetzungswechseln. Vom Erstling „Heavy Metal Breakdown“ (1984) über die Konzeptalben der Mittelalter-Trilogie in den 90ern, die der Band sogar einen Chart-Einstieg auf Platz 21 bescherte („Excalibur“, 1999), bis zu „Ballads of the Hangman“ vor einem Jahr diskographieren und kommentieren die Autoren das Œuvre der Grabschaufler. Und sie verschweigen auch nicht den „tiefsten Tiefpunkt“, als sich die Band 1987 auf dem Weg in den mainstreamigen Bon-Jovi-Sound wild schminkte, in „Digger“ umbenannte, ihre Fans vergraulte, sich auflöste - und einen Frontmann Boltendahl hinterließ, der „versuchte, der Realität durch exzessive Besäufnisse zu entkommen“.

Am Ende war es kein Ende, sondern lediglich eine Zäsur. Und die wiedergenesenen „Grave Digger“ einer der Grundsteine für eine Metal-Szene, die in „Kumpels in Kutten“ in 14 Kapiteln erzählt wird. Im Sound der Szene; in Geschichten über Bands, Clubs, Labels, Lebensgefühl.