Gladbeck. Junge Talente Deutscher Musikhochschulen haben in Gladbeck ihren großen Auftritt. Die Forumskonzerte spannen einen weiteren künstlerischen Bogen.
Verständlich, dass Heinrich Menning von den jungen Interpreten schwärmt, die in der Reihe „Forum Deutscher Musikhochschulen“ in der Stadthalle Gladbeck gastieren. Schließlich zeichnet er als Künstlerischer Leiter verantwortlich. Doch der Ruf der Veranstaltungen hallt auch jenseits der Stadtgrenzen nach. Kulturdezernentin Linda Wagner entdeckte eine eigene Rubrik beim Internet-Auftritt der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, die in den Lobgesang von Kennern einstimmt. Und auch bei der 33. Auflage der Reihe sollen Konzert-Besucher ab 6. Oktober (20 Uhr) wieder reichlich Gelegenheit haben, dem Format in den höchsten Tönen Anerkennung zu zollen.
Getreu dem Motto „Wer die Wahl hat, hat die Qual“ komponieren Annette Becker vom Kulturamt und Menning das Programm. Es soll das gesamte musikalische Spektrum der Szene hierzulande abbilden. Becker schreibe mehr als 30 Musikhochschulen an, zu einigen bestehe ein sehr enger Kontakt, so Menning. Er berate sich mit Experten wie Tobias Sykora, dem musikalischen Leiter des Kammerorchesters Gladbeck. Und wieder sei es gelungen, ein Programm „höchster Qualität“ zu organisieren.
Gladbeck: Zum Auftakt erklingt in der Mathias-Jakobs-Stadthalle „Beethoven bei uns“
Es liegt auf der Hand, dass zum 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens dieser Komponist bei vielen Interpreten die erste Geige spielt. So auch beim Auftakt der Reihe am 6. Oktober mit Rika Tanimoto (Violine), Julia Wasmund (Violoncello) und Bomi Koo (Klavier) von der Musikhochschule Münster. Der selbstgewählte Titel des Abends lautet: „Beethoven bei uns“. „Diese jungen Künstler werden wir in fünf Jahren überhaupt nicht bezahlen können“, meint Menning. Sie spielen unter anderem das „Geistertrio“.
Wie ihre Münsteraner Kollegen haben auch die Virtuosen am 10. November eine eigene Überschrift für ihr Gastspiel kreiert: „Musikalische Vielfalt: Akkordeonduo con:trust. Trio Vimaria“. Gleich zwei Ensembles der Musikhochschule Franz Liszt Weimar treten auf. Dezernentin Wagner, die selbst das Akkordeonspiel gelernt hat, ist auf dieses Konzert besonders gespannt, interpretieren doch zwei Virtuosen auf diesem Instrument genreübergreifend Stücke von Antonio Vivaldi, aber auch von Bobby Hebb („Sunny“). Und später ist er wieder da: Ludwig van Beethoven, dessen „Gassenhauer“ das Trio Vimaria präsentiert.
Eine außergewöhnliche Kombination bringen Studenten der Hochschule für Musik und Theater Hamburg nach Gladbeck: Violoncello, Klavier – und ein Sprecher. Zu hören sind am 8. Dezember Werke von Bernd Alois Zimmermann, Claude Debussy und Jean Cocteau sowie Haikus.
Das Arcon Klaviertrio der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin verzichtet am 12. Januar ebenfalls nicht auf eine Beethoven-Komposition, dazu gesellt sich das Klaviertrio Nr. 2, op. 66 in c-Moll aus der Feder von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Menning erzählt: „Die Musiker bereiten sich gerade auf einen Wettbewerb vor. Ursprünglich wollten sie Dmitri Schostakowitsch spielen, doch wir haben gedacht: Wir bieten Euch die Gelegenheit zur Generalprobe in Gladbeck, damit Ihr den Wettbewerb gewinnt.“
Spannend klingt der Titel des Konzerts am 9. Februar: „Heiter bis tödlich“. Acht Posaunisten der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf nehmen ihr Auditorium mit auf eine Musikreise durch sechs Jahrhunderte – mit Werken von Giovanni Gabrieli bis Jerome Naulais. Da in Corona-Zeiten Aerosolen ein besonderes Augenmerk zukommt, werden die Musiker in sehr großzügigen Abständen agieren.
Fast einen Katzensprung entfernt von Gladbeck studieren die Nachwuchsinterpreten, die am 16. März ihren großen Auftritt in der Stadthalle haben: ein Quartett der Folkwang Universität der Künste Essen – Violine, Viola, Violoncello und Klavier. Es erklingen Werke von Beethoven, Fauré und Bridge.
„Wegen Corona mussten wir nur ein Konzert ausfallen lassen“, so Menning. Doch es ist nicht ersatzlos gestrichen. Studenten der Hochschule für Musik Nürnberg laden für den 11. Mai zu einem „Nachgang zum Beethoven-Jubiläumsjahr 2020“ ein.
Eine zentrale Rolle spielt das liebe Geld, doch Menning freut sich, eine „gute Fee“ gefunden zu haben. Sie erscheint in Person von Sparkassendirektor Ludger Kreyerhoff. „Ohne Sie gäbe es dieses Forum nicht“, betont der künstlerische Leiter. Er hofft bei einem weiteren Projekt auf finanzielle Unterstützung ces Geldinstituts: eine Ausweitung des Konzertangebots, „um auch das jugendliche Segment“ zu erreichen. Aus Rostock sei ein Vorschlag zu einem Familienkonzert an einem Sonntagnachmittag gekommen: „Schelmisches und Märchenhaftes“ mit Mozart, Prokofjew und Richard Strauss.
Durchschnittlich 150 bis 160 Musik-Liebhaber besuchen laut Annette Becker ein Forumskonzert: „Besonders beliebt sind Klavierkonzerte.“ Bei dieser Besucher-Zahl dürften Corona-Sicherheitsabstände kein Problem darstellen, sagt Stadthallen-Chefin Dagmar Wollschläger-Musiol. Ohnehin werde nur jede zweite Sitzreihe besetzt, Getränke werden – wie im Kino – an den Platz gebracht.
Der Eintritt kostet sechs Euro plus Gebühren. Ermäßigungen sind möglich und an der Kasse nachzuweisen. Tickets können persönlich an der Stadthallen-Kasse, Friedrichstraße 53, gekauft werden. Sie sind jedoch auch online (www.gladbeck.de) erhältlich – oder per Vorkasse zu bestellen: mjs-kasse@stadt-gladbeck.de, 02043/992682