Gladbeck. Kriminalpsychologin Benecke gab in Gladbeck tiefe Einblicke in die gestörte menschliche Psyche. Sie stellte vier Fälle von Serienmörderinnen dar.
Was macht weibliche Psychopaten aus? Gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen? Und welche Muster stecken hinter bestimmten Verhaltensweisen? In einem XXL-Vortrag am Samstagabend gab die Kriminalpsychologin und Autorin Lydia Benecke Einblicke in die zum Teil gestörte menschliche Psyche. Wissenschaftlich fundiert und anhand realer Fälle erklärte sie typische Eigenschaften und Strategien psychopathischer Straftäterinnen.
„Psychopathie äußert sich bei Frauen anders als bei Männern“
Testet man verurteilte Straftäter und Straftäterinnen anhand einer anerkannten Checkliste auf Psychopathie, findet man häufiger Männer mit hohem Psychopathiewert. „Psychopathie äußert sich bei Frauen anders.
Lange hat man das nicht in die Untersuchung einbezogen, mittlerweile gibt es aber Täterprofile, die zeigen, was psychopathische Straftäterinnen ausmacht“, erklärte die Autorin. Während Männer eher physische Gewalt anwenden, würden Frauen auf subtilere Manipulation setzen und sich durch psychische Gewalt profilieren.
„Weibliche Psychopathen hinterlassen vor allem einen emotionalen Schaden in ihrem sozialen Umfeld“, fasste Benecke zusammen und legte sowohl genetische als auch Umweltfaktoren als Ursachen für psychopathisches Verhalten dar.
„Man liest ja immer wieder von grausamen Straftaten. Hier erfährt man, was dahintersteckt, quasi die Geschichte hinter der Geschichte“, fand Zuschauerin Laura Bergmann, die Beneckes Vortrag in der Stadthalle mit ihren Schwestern besuchte. „Statt sensationslustig eine Story zu erzählen, konzentriert sie sich auf Krankheitsbilder und kann Entwicklungen neutral und fachmännisch erklären. Das gefällt mir auch schon in ihren Büchern“, so die gebürtige Gladbeckerin weiter.
Die Psychologin stelle vier Fälle amerikanischer Serienmörderinnen dar
Besonders ausführlich stellte die Psychologin vier Fälle amerikanischer Serienmörderinnen dar und fand Erklärungsmuster für ihr psychophatisches Verhalten. „Eine plausible Erklärung ist keine Entschuldigung der Taten“, stellte Benecke klar. „Eine Erklärung soll helfen, psychopathische Muster zu erkennen und zeigen, wie man ähnliches Verhalten und eventuell sogar Straftaten verhindern kann.“
Viele Fälle psychopathischer Menschen hätten bestimmte Grundmuster gemein, so die Psychologin. Narzissmus, eine emotional-instabile Persönlichkeit oder das starke Bedürfnis nach Aufmerksamkeit seien Muster, die einige Psychopaten aufweisen.
„Wer narzisstisch ist oder gern im Mittelpunkt steht, ist noch kein Psychopath“, so Benecke. Die Schwere und Kombination der Persönlichkeitsstörungen sei zusammen mit den Umweltfaktoren der Täterinnen entscheidend. Bei einigen Fällen zeigten sich etwa ähnliche Biografien, andere Serienmörderinnen hat man lange nicht gefasst, weil es etwa in den 1940er Jahren keine vergleichbaren Täterprofile gab und man es für unmöglich hielt, dass eine Mutter über Jahre hinweg ihre acht Kinder tötete.
Nicht nur die vielen Beispiele weiblicher Psychopathinnen, sondern auch Beneckes anschauliche und unterhaltende Erzählweise bereicherten ihre fundierten Ausführungen und sorgten nicht selten für Schmunzeln oder einen Lacher im Publikum.
Eine Analyse komplexer psychopathischer Persönlichkeitsstörungen
Die Zuschauer in der gut besuchten Stadthalle lauschten mehrere Stunden aufmerksam der Analyse komplexer psychopathischer Persönlichkeitsstörungen, die nicht selten tiefe Abgründe der menschlichen Psyche zeigten. „In ihren Büchern schildert sie ja einige krasse Fälle, aber hier im Vortrag bekommen wir noch mehr Erklärungen und Hintergrundinfos“, resümierte Sarah Jansen, die wie viele andere Zuschauer in der Pause für ein Autogramm der Autorin anstand und sich freute, dass Benecke sich Zeit für Fotos, Signaturen und kurze Gespräche nahm.