Gladbeck. Die Corona-Infektionszahlen in Gladbeck steigen wieder – trotz Sommer. Das liegt auch an Urlaubern. Und es gibt einen dringenden Appell.
In der Vergangenheit boten die Sommermonate eine Verschnaufpause von hohen Corona-Infektionszahlen. Doch in diesem Jahr scheint das Virus keine Pause einzulegen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach zufolge ist die Corona-Sommerwelle inzwischen „Realität“ geworden. Der Kreis Recklinghausen meldete am Mittwoch 19 weitere Todesfälle (siehe Box) in Verbindung mit dem Virus, und der Inzidenzwert in Gladbeck schnellt ebenfalls wieder in die Höhe. „Auch unser Gesundheitsamt stellt fest, dass die Welle jetzt schon beginnt“, sagt Kreissprecherin Lena Heimers.
Am höchsten sind die Inzidenzen in Gladbeck (Stand Freitag) bei den 20- bis 30-Jährigen (424,4) sowie den 30- bis 40-Jährigen (448,6). Bei Mädchen und Jungen unter fünf Jahren liegt sie bei Null. „Das kann daran liegen, dass Kinder oft keine Symptome verspüren und in Kitas nicht mehr regelmäßig getestet wird“, so Heimers.
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Die Stadtverwaltung beobachte die Entwicklung genau und wird auch am Montag im Krisenstab über das Thema Corona sprechen. „Ob wieder Maßnahmen ergriffen werden müssen, bewerten wir immer aufgrund der aktuellen Zahlen“, so Stadtsprecher David Hennig. An den Planungen für anstehende Stadtfeste werde derzeit noch festgehalten. Auf einen möglichen Anstieg der Zahlen sei man aber aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Zeit vorbereitet, so dass Schutzvorkehrungen wie Maskenpflicht, reduzierte Besucherzahl in der Stadthalle etc. auch schnell wieder umsetzbar seien.
Auch der Wegfall der Corona-Schutzmaßnahmen führt zu mehr Ansteckungen
Gerade die in Portugal vorherrschende Omikron-Variante sei schon in zweistelliger Zahl im Kreis nachgewiesen worden. Als Gründe für die Sommerwelle sieht die Kreisverwaltung zum einen die sehr ansteckende neue Variante, zum anderen den Wegfall der Schutzmaßnahmen. „Wir leben in Zeiten, in denen Corona kaum noch spürbar ist. Wir appellieren aber an die Leute, dass sie in geschlossenen Räumen mit mehreren Menschen dennoch Maske tragen, ebenso bei großen Ansammlungen im Freien“, sagt Lena Heimers.
19 neue Todesfälle im Kreis, zwei in Gladbeck
Es gibt 19 weitere Todesopfer im Zusammenhang mit dem Coronavirus im Kreis Recklinghausen. Das meldete das Kreisgesundheitsamt am Mittwoch. Aber: Die Todesfälle sind nicht alle aktuell. „Es geschieht immer wieder, dass Krankenhäuser uns die Meldungen gebündelt schicken, daher kann es zu Verzögerungen kommen“, erklärt Kreissprecherin Lena Heimers.Gestorben sind demnach zwei Männer aus Castrop-Rauxel im Alter von 74 und 79 Jahren, in Dorsten eine 81-jährige Frau sowie zwei Männer im Alter von 85 und 87 Jahren, in Gladbeck ein 86 Jahre alter Mann und eine 87-jährige Frau, in Haltern am See ein 74-jähriger Mann, in Herten eine 79 Jahre alte Frau und zwei Männer, beide 90 Jahre, in Marl drei Männer im Alter von 71, 75 und 95 Jahren sowie eine 91-jährige Frau, in Oer-Erkenschwick eine 76-jährige Frau und ein 92 Jahre alter Mann, in Recklinghausen ein 90-jähriger Mann und in Waltrop ein 64 Jahre alter Mann.
Wolfgang Heinberg, Sprecher der Augustinus-GmbH, zu der das St. Barbara-Hospital gehört, mahnt ebenfalls: „Die Pandemie ist nicht vorbei. Jeder sollte überlegen, wann es sinnvoll ist, nicht nur das zu tun, was getan werden muss, sondern zu überlegen, wie man sich schützen kann.“ Damit meint er, öfter den Mund-Nasen-Schutz zu tragen, auch wenn das nicht mehr vorgeschrieben ist. „Jeder hat ein Stück weit selbst in der Hand, ob er sich infiziert.“ Im Krankenhaus sei die Corona-Lage derzeit entspannt. „Wir denken, dass die Booster-Impfung schwere Verläufe verhindert“, so Heinberg.
Beim DRK werden immer mehr Menschen positiv getestet, darunter viele Reiserückkehrer
Dr. Gregor Nagel, Sprecher des Ärztenetzes Gla, beobachtet in seiner Praxis kontinuierlich Infektionen – Corona, aber ebenso Erkältungen. „Normalerweise ebbt das immer im Mai/Juni ab“, sagt der Mediziner. Und: „Wir müssen damit rechnen, dass mit dem fast vollständigen Entfallen aller Schutzmaßnahmen die Fälle zunehmen, bis jeder einmal infiziert war.“ An welcher Stelle der Durchseuchung man inzwischen angekommen sei, lasse sich jedoch nicht ermitteln. „Viele Infektionen werden ja gar nicht mehr an die Behörden gemeldet.“ Auch wenn Nagel eine Überlastung des Gesundheitssystems nicht fürchtet, besorgt ihn, dass es einige Patienten gebe, die sich auch langfristig nach einer Infektion krank fühlen.
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„Wir merken, dass die Sommerwelle rollt“, sagt DRK-Chef Wilhelm Walter. Von den täglich rund 200 bis 300 Schnelltests an den Teststellen des Deutschen Roten Kreuzes seien derzeit rund 15 Prozent positiv. Von der Politik erwartet er nun eine Entscheidung, wie es mit den kostenlosen Bürgertests nach Auslaufen der Testverordnung am 30. Juni weitergehen soll. „Eine Verlängerung wäre sinnvoll, schließlich wissen wir nicht, was noch auf uns zukommt“, so Walter. Schon jetzt gebe es viele Reiserückkehrer, die infiziert nach Hause kommen. „Wir haben viele Rückkehrer aus Mallorca, die positiv sind. Viele Menschen denken im Urlaub nicht an Corona, und fast alle Beschränkungen sind schließlich aufgehoben.“ Die Zahl der Positiv-Fälle werde sich in den kommenden Wochen daher noch erhöhen. „Wir beobachten die Entwicklungen sehr genau, auch bezüglich der neuen Variante, die sich gerade in Portugal extrem ausbreitet“, so der DRK-Chef.