Gelsenkirchen-Buer. Seit acht Jahren ist das alte Rathaus in Gelsenkirchen-Buer eingerüstet. Doch jetzt tut sich etwas an dem denkmalgeschützten Gebäude.

Das eingerüstete Rathaus von Gelsenkirchen-Buer: Das ist inzwischen schon ein gewohnter Anblick. Seit nunmehr acht Jahren stehen Gerüste an dem historischen Bauwerk, sichern die marode Fassade und bewahren Fußgänger davor, dass sie von herabfallenden Steinen getroffen werden. Aufmerksamen Menschen wird aber nicht entgangen sein, dass seit einigen Tagen ein anderes Gerüst am Rathaus steht als in den Jahren zuvor. Das hat seinen Grund: An der Rathausfassade wird nämlich jetzt gearbeitet.

„Das bisherige Gerüst war ein Schutzgerüst“, erläuterte Gelsenkirchens Stadtsprecher Martin Schulmann. „Nachdem nun die Firmen entsprechend beauftragt sind, wird das Schutzgerüst durch ein Arbeitsgerüst ersetzt, sodass nun mit den Arbeiten am ersten Bauabschnitt begonnen werden kann.“ Der erste von sechs Bauabschnitten reicht vom Eingangsbereich des ehemaligen Ratskellers bis zu den Balkonen des Sitzungsraums Cottbus. Fünf Bauabschnitte sind für die Sanierung der Fassadenseiten geplant, ein weiterer für den Rathausturm. Mitte 2027 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. 

Gelsenkirchen beauftragt Architekturbüro aus Münster

Dieses Foto zeigt das Buersche Rathaus in den frühen 1930er-Jahren.
Dieses Foto zeigt das Buersche Rathaus in den frühen 1930er-Jahren. © Archiv Johannes Kläsener | Archiv Johannes Kläsener

Rund 3,5 Millionen Euro soll die Aufarbeitung der Fassade des historischen Teils des unter Denkmalschutz stehenden Rathauses voraussichtlich kosten. Errichtet wurde das Rathaus in den Jahren 1910 bis 1912 nach Plänen des Architekten Josef Peter Heil im repräsentativen, neobarocken Stil. Von 1952 bis 1955 wurde der historische Teil des Rathauses um einen Anbau erweitert. Alle Arbeiten erfolgen in enger Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde, teilte die Stadt Gelsenkirchen mit.

Videos und Bilder aus Gelsenkirchen finden Sie auch auf unserem Instagram-Kanal GEtaggt. Oder abonnieren Sie uns kostenlos auf Whatsapp und besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.

Mit der Planung der Arbeiten hat die Stadt das Architekturbüro Hülsmann beauftragt. Die Experten aus Münster kennt sich aus mit historischen Gebäuden und haben etwa schon bei der Sanierung des Münsteraner Doms mitgearbeitet. Architektin Monika Goeddeker erklärt, welche Herausforderung die Buersche Rathausfassade mitbringt – vor allem, was die 1912 beim Bau des Rathauses verwendeten Materialien angeht.

Diese Herausforderungen stellen die verwendeten Materialien

Die Basaltlava- und Tuffgesteine der Naturstein-Schmuckfassade wurden bereits mit Stichproben untersucht, da möglicherweise einzelne Steine ausgewechselt werden müssen. „Mit Tuffstein und Basalt zu arbeiten, das entspricht dem damaligen Zeitgeist. Diese Fassade war zu ihrer Zeit hip und modern“, sagt Goeddeker. Zwar blieb das Rathaus von Kriegsschäden weitgehend verschont, doch Abgase, Regen und Frost haben an der Fassade genagt. „Tuffstein ist ein weicher Stein, den wir behutsam über einen sehr langen Zeitraum reinigen müssen. Ein Hochdruckreiniger kommt hier nicht infrage“, erklärt die Architektin.

Basalt hingegen sei wesentlich härter und daher für den Sockel des Gebäudes die richtige Wahl gewesen. Doch auch vor dem Basalt hat der Zahn der Zeit nicht Halt gemacht. Hier und da ist etwas abgeplatzt, was in der Vergangenheit notdürftig „geflickt“ wurde. „Das ist sauber ausgeführt, doch vielen Handwerksbetrieben fehlt das Wissen über den Denkmalschutz“, sagt Ihsan Sahin vom Baureferat der Stadt Gelsenkirchen und fügt hinzu: „Mithilfe des Architektenbüros sind nun selbstverständlich Firmen in die Ausschreibung gekommen, die die nötigen Kenntnisse mitbringen.“

Eigentliche Mammutaufgabe steht noch bevor

Gelitten haben auch die Verzierungen an den Fenstern, wo Rostfraß seine Spuren hinterlassen hat. „Die kommen alle in die Werkstatt, um aufgearbeitet zu werden“, erklärt Monika Goeddeker. Prägend für den historischen Eingangsbereich am Rathausplatz sind neben den Säulen die markanten, großen Holztüren, die ebenfalls aufgearbeitet werden.  

Die Fassadensanierung soll innerhalb von zwei Jahren abgeschlossen sein – doch man werde mit Überraschungen während der Arbeiten rechnen müssen, da sind sich alle Beteiligten einig. Die eigentliche Mammutaufgabe steht der Stadt aber noch bevor: Die Komplettsanierung des Rathauses. Dieses Projekt ist vergleichbar mit der Sanierung des Hans-Sachs-Hauses, könnte mehr als 100 Millionen Euro kosten und sich über einen Zeitraum von vielen Jahren erstrecken. Wann mit den Arbeiten begonnen wird, das steht allerdings noch in den Sternen.