Gelsenkirchen. Es soll ein identitätsstiftendes Stück Heimat sein: Dieser Gelsenkirchener Stadtteil hat nun ein eigenes Wimmelbild. Das sagt der Illustrator.
Für die Menschen vor Ort funktioniert es als ein identitätsstiftendes Stück Heimat, für alle von außerhalb ist es eine kunterbunte Visitenkarte, die neugierig machen soll: Das neue Wimmelbild von Hüllen erfüllt gleich mehrere Funktionen auf einmal. Dessen Erstellung hatte die dort ansässige Stadtteilinitiative beim Gelsenkirchener Künstler Jesse Krauss in Auftrag gegeben. Und das fertige Ergebnis kann sich wahrlich sehen lassen und wird derzeit als DIN-A-3-Druck verteilt.
Über 5000 DIN-A-3-Drucke wurden angefertigt
„Wir haben 5000 Exemplare davon anfertigen lassen. Diese verschenken wir an die Institutionen und die Menschen in unserem Stadtteil“, berichtet Klaus Wehrhöfer. Er ist der stellvertretende Vorsitzende der Stadtteilinitiative Hüllen-aktiv und war für dieses Projekt der Verantwortliche.
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Auf ein solches Wimmelbild waren er und seine Mitstreiter erstmals vor drei Jahren gestoßen, als die Stadtteilinitiative Horst ihr Wimmelbild vorgestellt hatte, das seitdem dort ebenfalls als kleiner Verschenk-Artikel eingesetzt wird. „Wir waren damals sofort begeistert und haben Kontakt mit dem Vorsitzenden der Horster Initiative aufgenommen“, erzählt Wehrhöfer. Für Ideen wie diese steht ein kleiner Topf mit städtischen Fördermitteln zur Verfügung. Insgesamt habe man für die Planung und Umsetzung eine vierstellige Euro-Summe benötigt, betont Wehrhöfer.
Stadtteilinitiative Hüllen-aktiv gibt es seit 2006
Die Stadtteilinitiative wurde bereits im Jahr 2006 gegründet und fungiert seitdem als Netzwerker für alle Kindergärten, Schulen, Vereine, Kirchen und Moscheen in Hüllen. „Wir sehen uns selbst als eine Art gemeinsames Sprachrohr für die Interessen in unserem Stadtteil“, beschreibt Wehrhöfer. In ganz Gelsenkirchen gebe es insgesamt knapp 20 solcher Initiativen. Koordiniert werden sie alle über die hiesige Ehrenamtsagentur.
Und was ist nun auf dem Hüller Wimmelbild alles zu entdecken? „Jede Menge“, antwortet Wehrhöfer und lacht. Doch dann beginnt er seine Aufzählung und zeigt dabei auf die entsprechende Stelle des Kunstwerks: „Hier ist etwa die alte Siedlung an der Thorstraße zu sehen. Das ist die Schule für öffentliche Verwaltung an der Wanner Straße/Brüsseler Straße. Und hier erkennt man den Orangeplatz.“ Die Herz-Jesu-Kirche, die Lutherkirche, das Tugra-Kulturzentrum mit der Moschee oder der Tossehof fallen ebenfalls sofort ins Auge. Und auch die Förderschule an der Hansastraße oder das Ferdinand-Lassalle-Haus an der Skagerrakstraße wurden verewigt. Und überall zwischen diesen Bauten wimmelt es vor gezeichneten Figuren, die die Straßen bevölkern. Deshalb passt das gewählte Motto für das Bild auch so gut: „Hüllen - bunt, vielfältig, einfach wimmelig.“
Zeichnung entstand noch klassisch mit Bleistift und Tintenfüller
Die Motive für das Bild hatten Wehrhöfer und Jesse Krauß gemeinsam ausgewählt. Letzterer ist gelernter Grafikdesigner und Illustrator. Mehrere Wochen an Arbeitszeit habe er in die Fertigstellung des Wimmelbildes investiert. „Ich zeichne noch klassisch auf Papier, erst mit Bleistift, dann mit Tintenfüller“, erzählt Krauß im WAZ-Interview. Nur die anschließende Kolorierung der Zeichnung sei per Computer erfolgt.
Bevor er loszeichnen konnte, sei er zunächst eine große Runde durch Hüllen gelaufen. Schließlich wollte er all das, was es zu zeichnen galt, zuvor selbst in Augenschein nehmen, betont Krauß. Einige der Gebäude habe er sich aber auch im Internet auf Fotos nachträglich noch einmal angeschaut. Herausgekommen ist dabei letztlich ein Bild, das beim ersten Hinsehen wie eine große, bunte Fläche wirkt. Doch je länger und intensiver der Betrachter darauf blickt, um so mehr wunderschöne Details kommen zum Vorschein. Typisch Wimmelbild eben.
Der Illustrator verewigt sich auch selbst in jedem seiner Werke
Von denen hat Krauß, der sich auch regelmäßig als Schauspieler im Ensemble des hiesigen Trias-Theaters engagiert, inzwischen knapp 50 gezeichnet. „Es gibt allein vier Bücher mit meinen Wimmelbildern“, sagt er. Sein persönlicher Favorit sei jenes Exemplar, auf dem er den Nordsternpark verewigt hat.
Verewigt hat er übrigens auf jedem Wimmelbild auch sein Patenkind Lucas (6) und sich selbst. Das Duo in diesem Gewusel aufzuspüren, kommt schon einer Detektivarbeit gleich. Diese Marotte erinnert ein wenig an Filmregisseur Alfred Hitchcock: Der Großmeister der Spannung hatte auch in jedem seiner Werke einen kurzen Gastauftritt.
Wer Interesse an dem Wimmelbild hat, wendet sich per E-Mail an die Stadtteilinitiative unter: Hüllen-aktiv@email.de.