Gelsenkirchen. Skurril, kriminell, obszön: Wofür Pharmazeuten in Gelsenkirchen aus dem Schlaf geklingelt werden. Berichte amüsieren - und machen fassungslos.
Schmerzen? Empfindet jeder anders: Was ein Fall für den Apotheken-Notdienst ist, darüber gibt‘s offenbar sehr unterschiedliche Auffassungen. Pharmazeuten werden nicht nur für dringend benötigte verschreibungspflichtige Medikamente aus dem Schlaf geklingelt, sondern auch wegen absurdester Anfragen. Hier eine kleine Auswahl, die amüsiert - und fassungslos macht.
„Seit ein paar Jahren werden unsere Notdienste zunehmend als erweiterte Öffnungszeiten missverstanden. Da kommen die Leute nachts, um sieben Tage alte Rezepte einzulösen, Nasenspray oder ein Mittel gegen Sodbrennen zu ordern“, berichtet Christian Schreiner kopfschüttelnd, Gelsenkirchener Apotheker-Sprecher und Inhaber der Buerschen Falken-Apotheke.
Gelsenkirchener Apotheker sollte Frau nachts zu Impfungen beraten
„Es wollte auch schon mal jemand nachts eine Impfberatung. Ich erinnere mich sogar an eine Frau, die um 1.30 Uhr ein Badethermometer kaufen wollte“, so der Bueraner. „Und dann gibt‘s auch noch Diskussionen über die Notdienstgebühr von 2,50 Euro.“
Ein anderer Apotheker aus dem Stadtnorden erlebt immer mal wieder, dass nachts ein Schwangerschaftstest verlangt wird. „Bei der ,Pille danach‘ kann ich ja verstehen, dass es eilt, da kann es mitunter auf ein paar Stunden ankommen. Aber eine halbe Nacht mehr oder weniger macht bei einer Schwangerschaft ja nichts mehr aus“, ärgert er sich.
Gelsenkirchener Apotheker: „Als wären wir ein McDrive“
Das Highlight hat besagter Apotheker vor Kurzem erlebt, als ein Anrufer mit Schmerzen zuerst um eine Schmerzmittel-Lieferung bat („das ist natürlich nicht möglich, ich bin ja alleine“), um dann zu fragen: „Können Sie mich nicht mal eben zum Arzt fahren?“ - Konnte er nicht, es gab ja noch andere Patienten.
Befremdlich sei bisweilen auch das Benehmen der Patienten: „Oft halten die Leute bei laufendem Motor und heruntergelassenem Fenster direkt vor der Notdienst-Klappe, steigen nicht mal aus. Die benehmen sich, als wären wir ein McDrive und sie bestellten Fastfood-Burger!“
Gefälschte Rezepte: Gelsenkirchener Apotheker ist jetzt besonders wachsam
Buchstäblich kriminell wird‘s, wenn bestimmte Husten-Medikamente verlangt werden. „Vor ein, zwei Jahren kam es öfter vor, dass besonders nachts gefälschte Rezepte für Codein-Tropfen eingereicht wurden. Wenn jetzt jemand im Notdienst telefonisch danach fragt, kündige ich immer an, solche Verordnungen sehr genau zu kontrollieren. Da erledigt sich der Besuch bei mir schon oft.“
Unterdessen berichtet eine Apothekerin aus dem Stadtnorden von obszönen Anrufen während des Notdienstes. „Dass sich jemand nach der Funktionsweise eines Einlaufs erkundigt, kommt immer wieder vor, das ist ja auch in Ordnung. Wenn sich der Patient aber für bestimmte Aspekte besonders interessiert, weiß ich mittlerweile, dass es um Sexuelles geht - und lege auf.“
Apotheker-Sprecher Schreiner bestätigt eine Häufung obszöner Anrufe während der Notdienste besonders bei Kolleginnen. „Manchen wurden sogar schon gedroht: ,Wir wissen, wann dein Dienst zu Ende ist und sind dann dort!‘“ So routiniert und professionell Pharmazeuten auch ihren Job machten: „So etwas schüttelt man dann doch nicht so einfach ab.“
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