Gelsenkirchen. Alternative zum Taxi: Inzwischen ist der Beförderungsdienst Uber auch in Gelsenkirchen angekommen. Doch das sollten Kunden dabei bedenken.
- Auch in Gelsenkirchen kann man sich inzwischen ein „Uber“ bestellen
- Taxiunternehmen sind nicht begeistert über die neue Entwicklung
- Doch die neue App bietet auch Fallstricke
Wer von A nach B will und weder ein eigenes Auto hat noch mit Bus und Bahn fahren will, der hatte bisher nur die Optionen Fußweg, Fahrrad – oder Taxi. Inzwischen ist auch in Gelsenkirchen eine weitere Option dazugekommen: Sie nennt sich Uber und ist am ehesten noch mit dem Taxi zu vergleichen. Allerdings sind die Taxiunternehmen nicht gut auf dieses System namens Uber zu sprechen.
Zugegeben, Uber zu nutzen, ist vergleichsweise einfach. Man benötigt die entsprechende App, sagt ihr, wo man ist und wo man hinwill, und bekommt mehrere Fahrangebote zur Auswahl, inklusive des Festpreises. Hat man sich für eine Variante entschieden, wird das Geld gleich abgebucht und der Fahrer macht sich auf den Weg: Dessen Route kann man über die App und Echtzeit nachverfolgen, sodass man jederzeit weiß, wie lange es noch bis zum Eintreffen des Fahrers oder der Fahrerin dauert. Selbst das Trinkgeld kann über die App gezahlt werden. Der Preis für die Uber-Nutzung: in der Regel deutlich günstiger als eine Taxifahrt.
In Gelsenkirchen wurden im Dezember die Taxitarife neu angepasst
Denn anders als für Taxiunternehmen gibt es für Uber keine festen Tarife. Taxis müssen sich an die Tarifordnung der jeweiligen Kommune halten, in der sie registriert sind. Diese Tarifordnung wird regelmäßig angepasst: In Gelsenkirchen etwa geschah das erst kürzlich im vergangenen Dezember. Das heißt für den Kunden: Eine Fahrt, etwa von Buer in die Gelsenkirchener Innenstadt, kostet mehr oder weniger immer das gleiche, je nachdem zu welcher Tageszeit oder an welchem Wochentag sie stattfindet.
Für Uber gilt das nicht: Hier regeln Angebot und Nachfrage die Preise. Je nachdem, ob die Fahrt zur Mittagszeit unter der Woche oder an einem Samstagabend nach einer Großveranstaltung stattfindet, kann der Preis für die Fahrt stark schwanken. Wer also am Samstagabend nach einem Schalke-Spiel mit Uber von der Arena zum Hauptbahnhof will, zahlt für diese Strecke deutlich mehr, als er etwa eine Woche später zahlen würde, wenn Schalke auswärts spielt und in der Stadt nicht so viel los ist – die gleiche Strecke am Dienstagmittag kostet dann noch weniger.
Taxiunternehmer beobachten mehr Uber-Autos in Gelsenkirchen
Allerdings gelten für Uber-Fahrer auch andere Regeln als für Taxifahrer. So dürfen sie beispielsweise keine Fahrgäste unterwegs einsammeln, ebenfalls gilt für sie die sogenannte „Rückkehrpflicht“. Das heißt: Wenn sie eine Fahrt absolviert und den Fahrgast am Ziel abgesetzt haben, müssen sie zunächst zu ihrem Betriebssitz zurück, bevor sie eine weitere Fahrt aufnehmen und dürfen nicht sofort eine neue Fahrt antreten. Ob sich die Uber-Fahrer an diese Regel allerdings auch halten – daran haben zumindest zwei Gelsenkirchener Taxiunternehmer so ihre Zweifel.
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„Ich registriere sehr viele Uber-Autos in Gelsenkirchen“, sagt Erkan Sarial, Geschäftsführer von Gelsentaxi, etwa seit der Europameisterschaft im Sommer sei das so. „Gerade rund um die Arena, etwa nach Schalke-Spielen oder anderen Großveranstaltungen, sieht man die Autos.“ Auffälligerweise hätten die aber selten Gelsenkirchener Kennzeichen. „Die kommen aus überall in NRW“, sagt er, „Köln, Düsseldorf oder Wuppertal.“ Teilweise übersteige die Zahl der Uber-Autos sogar die der Taxen. „Ich habe mich letztens einmal eine geraume Zeit vor einer Essener Großdisco aufgehalten“, berichtet Sarial, „da war das Verhältnis von Uber-Autos zu Taxis fünf zu eins.“ Er appelliert an die Ordnungsbehörden, häufiger zu kontrollieren.
Mehr Kontrollen wünscht sich auch Cetin Kalin, Geschäftsführer von Taxi Hauk. „Ich habe deswegen schon bei der Stadt nachgefragt“, berichtet er, „ich habe dort aber die Auskunft bekommen, dass es nur sehr schwer möglich ist, das alles zu kontrollieren.“ Er sieht in Uber eine Gefahr für traditionelle Taxiunternehmen. Sein Rezept dagegen: „Wir müssen unsere Stammkunden noch enger an uns binden“, sagt er, und nennt ein Beispiel: „Kneipen bestellen ja auch ein kein Uber, wenn ein Gast nach Hause möchte, die rufen das Taxiunternehmen ihres Vertrauens an.“ Der vermeintliche Preisvorteil, den Uber zurzeit hat, könne sich auch ins Gegenteil verkehren, warnt Kalin: „Wenn es erst einmal keine Taxiunternehmen mehr gibt, dann bestimmt Uber die Preise.“