Gelsenkirchen. Es tut sich was in der Gelsenkirchener Innenstadt: Es gibt neue Pläne für das ehemalige Boecker-Haus am Bahnhofsvorplatz. So sehen sie aus.

Es ist eines der Wahrzeichen der Gelsenkirchener Innenstadt, verbunden mit einer langen Geschichte und zudem auch vielen Erinnerungen: das ehemalige Boecker-Haus am Bahnhofsvorplatz in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof. Wie die WAZ jetzt erfahren hat, gibt es umfangreiche Bestrebungen, das Gebäude zu sanieren und umzubauen. Die Nutzung wird noch einmal ganz neu gedacht. Geplante Fertigstellung: im Jahr 2027.

Innenstadt Gelsenkirchen: Neue Pläne für ehemaliges Boecker-Haus

Auf Nachfrage der Redaktion stellt das Wohnungsunternehmen „Sahle Wohnen“, das seit 2001 im Besitz der Immobilie ist, nun erste Pläne vor. „Der Umbau umfasst unter anderem die Revitalisierung der Handelsebene. Darüber hinaus ist ein Teilrückbau der Obergeschosse vorgesehen“, erklärt Robert Scheepers von Sahle Wohnen.

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Sobald der Rückbau der oberen Geschosse abgeschlossen ist, sollen dort „insgesamt 40 öffentlich geförderte Wohnungen für Senioren mit Laubengängen und einem Innenhof entstehen“, so Scheepers. Und es wird nachhaltiger: So sollen die neuen Dachflächen und die Innenhöfe begrünt werden. Die Pläne sehen außerdem vor, dass eine Sozialstation und ein Gemeinschaftsraum für die Bewohnerinnen und Bewohner eingerichtet wird.

„Moderne und nachhaltige Einzelhandels- und Gastronomieflächen“

Im Erdgeschoss des ehemaligen Boecker-Hauses ist derzeit unter anderem ein Eis-Café zu finden, wo einst die Kette „Backwerk“ auch mal eine Filiale hatte. Backwerk ist bekanntlich Richtung Heinrich-König-Platz an der oberen der Bahnhofstraße zu finden.

Auf die Frage, ob die Flächen für den Einzelhandel und auch für die Gastronomie zukünftig so bestehen bleiben sollen, antwortet Robert Scheepers: „Im Erdgeschoss entstehen im Rahmen der Revitalisierung moderne und nachhaltige Einzelhandels- und Gastronomieflächen.“ Konkret möchte das Unternehmen mit Sitz im münsterländischen Greven aber nicht werden: Es würden erst Gespräche geführt, noch sei aber nichts spruchreif.

Schon in diesem Jahr soll es nach Angaben von Sahle losgehen mit den Arbeiten: „Wir planen derzeit mit dem Beginn der Rückbauarbeiten im zweiten Halbjahr 2025. Die Fertigstellung soll 2027 sein“, so Robert Scheepers.

Obergeschosse wiederbeleben und attraktive Einzelhandelsflächen schaffen

Dass das traditionsreiche Gebäude nun auf der Sanierungsliste des Wohnbauunternehmens steht, hat gleich mehrere Gründe: „Wir möchten mit unserem Vorhaben die Wiederbelegung der Obergeschosse mit einer zeitgemäßen, nachhaltigen Nutzung – öffentlich gefördertes, innerstädtisches Wohnen – sowie die Schaffung von attraktiven Einzelhandelsflächen in einer der frequenzstärksten Lagen des Ruhrgebiets ermöglichen und schaffen“, erklärt Scheepers weiter.

Darum geht es auch: Denn wer aus der Bahnhofspassage auf die Bahnhofstraße tritt, sieht es sofort – fassadenhoch steht das alte Bahnhofsfenster vor der Kopfwand. Es ist eine Erinnerung an die Säulen der Gelsenkirchener Wirtschaft, an die alte Tradition von Kohle und Stahl, Glas und Bekleidung, Chemie und Kohle, eingefasst in bunte Bleiverglasung. Und eben auch an den alten Gelsenkirchener Hauptbahnhof, der seit 1978 Geschichte ist. Robert Scheepers sagt dazu: „Wir befinden uns im engen Austausch mit den Denkmalschutzbehörden.“

Altes Bahnhofsfenster soll abgebaut und restauriert werden

Die Stadt erklärt dazu: „Das Fenster soll in der Zeit der Baumaßnahme fachgerecht abgebaut und restauriert werden. Nach erfolgter Restaurierung muss das Fenster in unmittelbarer Umgebung zum jetzigen Standort wieder eingebracht werden.“ Doch dafür gibt es bestimmte Voraussetzungen: Der Aufstellungsort müsse „standsicher, zukunftssicher und möglichst vandalismusfest sein, dem Denkmalwert hinreichend Rechnung tragen und nicht mit Einschränkungen auf der Verkehrsfläche einhergehen“, so die Verwaltung. Aus diesen Gründen würde auch eine „erneute Einbindung in die Fassade eines Neubaus präferiert.“

Die Wirtschaftsförderung sieht die Pläne bezüglich des Boecker-Hauses positiv, schließlich setzt die Verwaltung auch auf einen Wandel in der Innenstadt. Die Boecker-Immobilie könne so gesehen als Blaupause dienen: „Aus Sicht der Wirtschaftsförderung wäre eine Transformation der Einzelhandelsgroßimmobilien in der Gelsenkirchener City hin zu Mixed-Used-Konzepten mit verschiedenen attraktiven, frequenzbringenden Nutzungen wie beispielsweise auch Wohnungen anzuvisieren.“ Eine Entwicklung an diesem Standort werde daher seitens der Wirtschaftsförderung „begrüßt“.

Schließlich liegt das Gebäude auch im sogenannten zentralen Versorgungsbereich des Hauptzentrums Gelsenkirchen-City. „Daher soll das Gebäude zukünftig im Erdgeschoss weiterhin Flächen für Einzelhandel und Gastronomie bereithalten“, so die Stadt.