Gelsenkirchen-Buer. Das Schrotthochhaus an der Emil-Zimmermann-Allee in Gelsenkirchen-Buer wurde bundesweit beachtet. So geht es nach dem Abriss dort weiter.

  • Das Schrotthochhaus an der Emil-Zimmermann-Allee in Gelsenkirchen-Buer kommt weg
  • Die Stadtverwaltung hatte in einem langen Rechtsstreit gesiegt
  • Jetzt präsentierte der Investor seine Pläne für das Gelände

Das ist eine gute Nachricht für die Menschen in Buer-Süd: Jahrelang mussten sie den traurigen Anblick einer Schrottimmobilie mitten in ihrem Quartier ertragen, mit all den Unannehmlichkeiten, die so etwas mit sich bringt, von Ratten bis Wildwuchs. Jetzt steht fest: Das Hochhaus an der Emil-Zimmermann-Allee 1 und die benachbarten Häuser an der Horster Straße werden abgerissen, in wenigen Wochen kommen die Bagger. Die Stadt Gelsenkirchen und der Investor, die Unternehmensgruppe Michael Türk, präsentierten jetzt die Pläne für das Gelände in guter Lage.

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Selbst NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) hatte es sich nicht nehmen lassen (und hier passt die abgegriffene Floskel einmal), bei der Präsentation der Pläne im Hans-Sachs-Haus dabei zu sein. Kein Wunder, denn der Rechtsstreit um das Objekt an der Emil-Zimmermann-Allee hatte bundesweite Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Gelsenkirchen führt Rechtsstreit mit dem ehemaligen Besitzer

2019 hatte die Gelsenkirchener Stadtverwaltung unter dem damaligen Oberbürgermeister Frank Baranowski ein sogenanntes Rückbau- und Entsiegelungsgebot für die betroffenen Häuser erlassen. Damit wurde die Stadt ermächtigt, Firmen zu beauftragen, die Immobilien abzureißen; der Immobilieneigentümer wird an den Kosten dafür beteiligt. Die Häuser in direkter Nähe zur A2 hatten zu diesem Zeitpunkt schon seit 2004 leer gestanden, Mieter waren also nicht betroffen.

Stellten die Pläne für das Gelände vor, auf dem jetzt noch das Gelsenkirchener Schrotthochhaus steht: Hans-Joachim Olbering (Referatsleiter Öffentliche Sicherheit und Ordnung), Oberbürgermeisterin Karin Welge, Investor Michael Türk, Stadtbaurat Christoph Heidenreich und Holle Weiß (Gekita, v.l.). NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach kam später hinzu.
Stellten die Pläne für das Gelände vor, auf dem jetzt noch das Gelsenkirchener Schrotthochhaus steht: Hans-Joachim Olbering (Referatsleiter Öffentliche Sicherheit und Ordnung), Oberbürgermeisterin Karin Welge, Investor Michael Türk, Stadtbaurat Christoph Heidenreich und Holle Weiß (Gekita, v.l.). NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach kam später hinzu. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Doch der Hausbesitzer wehrte sich gegen diese Anordnung, die de facto einer Enteignung gleichkam. Der Fall landete vor Gericht, der Prozess zog sich über Jahre hin und zog die Aufmerksamkeit von Juristen und Verwaltungsmenschen aus ganz Deutschland auf sich: Stadtverwaltungen schauten genau hin, weil sie den Vorgang in Gelsenkirchen als Blaupause für den eigenen Umgang mit Schrottimmobilien ansahen.

Schrotthaus in Gelsenkirchen: Diese Pläne hat der Investor für das Gelände

Im März 2024 entschied dann das Gelsenkirchener Verwaltungsgericht, dass der Besitzer der Immobilien es hinnehmen muss, dass die Stadt die Schrottimmobilie abreißen lässt. Gegen diese Entscheidung hatte der Immobilienbesitzer zunächst einen „Antrag auf Zulassung der Berufung“ gestellt, wie es auf Juristendeutsch heißt. Mitte Juni zog der Besitzer den Antrag allerdings zurück, das hieß: Das Urteil ist rechtskräftig.

Viel Dachbegrünung, nicht mehr so hoch wie zuvor: So soll das neue Gebäude an der Ecke Emil-Zimmermann-Alle/Horster Straße einmal aussehen.
Viel Dachbegrünung, nicht mehr so hoch wie zuvor: So soll das neue Gebäude an der Ecke Emil-Zimmermann-Alle/Horster Straße einmal aussehen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

„Jetzt machen wir den Abbruch zum Aufbruch“, freute sich Ina Scharrenbach, die gleich doppelten Grund zur Freude hatte: Zum einen, weil eine Schrottimmobilie verschwindet, zum anderen, weil die Landesregierung vorerst Geld spart. „Wir hatten im Haushalt vorsorglich schon einmal Fördermittel für den Abriss der Gebäude eingestellt“, berichtete die Ministerin. Die waren für den Fall gedacht, dass die Stadt Gelsenkirchen keinen Investor findet und die Häuser selbst abreißen lassen muss. Dieses Szenario konnte allerdings abgewendet werden.

Denn das übernimmt jetzt die Unternehmensgruppe Michael Türk: Der Ratinger Investor war ebenfalls ins Hans-Sachs-Haus gekommen und stellte dort seine Pläne für das Gelände vor. 22 Millionen Euro investiert sein Unternehmen in das Objekt in Buer, 1,8 Millionen Euro allein wird der Abriss kosten, schätzt Türk. Im April oder Mai solle mit den Abrissarbeiten begonnen werden, insgesamt rechnet der Unternehmer mit einer Bauzeit von etwa zweieinhalb Jahren.

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Auf dem Gelände entsteht ein viergeschossiges, etwa L-förmiges Gebäude, das Platz für 41 Wohneinheiten bietet. „Das alte Hochhaus hat acht Stockwerke, die neue Immobilie fügt sich harmonischer ins Stadtbild ein“, so Türk. Im Erdgeschoss des Gebäudeflügels, der an der Emil-Zimmermann-Allee liegt, wird Gekita zudem eine Kindertagesstätte betreiben. „Es wird eine sechsgruppige Kita mit Platz für insgesamt 110 Kinder“, erläuterte Gekita-Chefin Holle Weiß. 32 Plätze seien für Kinder unter drei Jahren, davor noch einmal 20 Plätze für Kinder im Alter von null bis zwölf Monaten. „Wir hoffen, dass wir so das Haus mit netten, kinderfreundlichen Menschen füllen können“, sagte Oberbürgermeisterin Karin Welge.

Abriss von Schrotthaus: So groß sollen die Wohnungen werden

Türk nannte auch Details: „Es wird ein gesunder Wohnungsmix“, sagte er: Es werde sowohl größere Wohnungen für Familien zwischen 95 und 120 Quadratmeter als auch kleinere Single- oder Paarwohnungen zwischen 50 und 70 Quadratmeter geben. Das Haus soll in Massivbauweise gebaut werden, es soll eine Photovoltaikanlage und eine Wärmepumpe bekommen. Das Dach wird begrünt, das Dach der Kita soll als eine Art Garten begehbar sein. Zur Immobilie gehören auch 13 Pkw-Stellplätze sowie etwa 70 Fahrradfahrplätze.

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Für Ina Scharrenbach hat der gesamte Vorgang Leuchtturmcharakter. „So ein Rückbaugebot durchzufechten: Das ist auch ein Signal an alle Hausbesitzer“, sagte die Ministerin. „Sie wissen jetzt: Wir stehen ihnen auf den Füßen.“