Gelsenkirchen. Die Umgestaltung von Rotthauser Markt und Ernst-Käsemann-Platz liegt Bürgern vor Ort besonders am Herzen. Das ändert nichts am neuen Zeitplan.
Ganz geplatzt ist er nicht, der Traum vom neuen schönen Marktplatz in Rotthausen. Aber seine Realisierung rückt in weite, weite Ferne: Obwohl die Umgestaltung von Ernst-Käsemann-Platz und Rotthauser Markt von der aktiven Bürgerschaft besonders gewollt wird, hat die Stadt Gelsenkirchen in der Bezirksvertretung Süd nun klargemacht, dass es selbst im laufenden Jahrzehnt definitiv nichts mehr wird mit dem Projekt. Beim Bürgerverein Rotthausen ist man „enttäuscht, aber nicht überrascht“.
Gelsenkirchen-Rotthausen ist seit 2017 Stadterneuerungsgebiet
Angedacht war eigentlich, die Umgestaltung des Platz-Ensembles in Form einer großflächigen Entsiegelung und Begrünung über die Stadterneuerung umzusetzen. Seit 2018 ist Rotthausen Programmgebiet in dem Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“, wodurch – nach einer kürzlichen Verlängerung – bis mittlerweile 2030 zahlreiche Projekte in Rotthausen gefördert werden können.
Genutzt wird die Stadterneuerung etwa für die anstehenden Sanierungen der Mechtenbergschule (verschiebt sich) und des Spielplatzes im Dahlbuschpark (verschiebt sich ebenfalls). Über die „Soziale Stadt“ läuft das Stadtteilbüro an der Steeler Straße, Eigentümer können über das Haus- und Hofflächenprogramm bis zu 50 Prozent für die Sanierung von Fassaden erstattet bekommen. Und Bürger-Initiativen können über einen Verfügungsfonds Geld für Bierzelte, Feste oder andere kleinere Vorhaben zur Aufwertung des Wohnumfeldes erhalten. Im großen Stil wurde der Stadtteil aber noch nicht so richtig erneuert.
Stadterneuerung Rotthausen: Der aktuelle Stand
Maren Blasius stellte in der Bezirksvertretung Süd den aktuellen Stand der Bauprojekte in der Stadtteilerneuerung vor. Der Überblick:
Umbau der Lothringer Straße: Im Oktober 2024 Auftrag an ein Planungsbüro übergeben, Anfang 2025 gibt es die erste Beteiligungsveranstaltung für Bürger, im Sommer könnte der Baubeschluss kommen. Neu: Aufenthaltsraum für Jugendliche soll hier auch geschaffen werden.
Sanierung Mechtenbergschule: Gelder bewilligt bekommen, Schüler wurden beteiligt, Baubeschluss soll im Sommer 2025 eingeholt werden.
Spielplatz Dahlbuschpark: Platz soll jetzt zum „generationenübergreifenden Spiel- und Bewegungsraum“ werden, Projekt verzögert sich auch durch neue Anforderungen.
Geplant ist weiterhin ein „Gemeindecampus“ und der Umbau im Volkshaus Rotthausen. Hier hielt sich Blasius mit konkreten Angaben zurück.
Unterm Strich kommt die Stadterneuerung beim Bürgerverein Rotthausen deswegen auch nicht besonders gut weg. „Frustriert“ nimmt Georg Gerecht zur Kenntnis, dass über das Programm wohl „nur ein Bruchteil“ von dem zustande kommen wird, was ursprünglich anvisiert war.
Maren Blasius, Leiterin der Stadterneuerung in Rotthausen, führte in der Bezirksvertretung Süd „strengere Vorgaben“ durch eine geänderte Förderrichtlinie und „begrenzte Personalressourcen“ als Grund für die Verzögerungen an, die es insgesamt bei der Stadterneuerung gibt. Diese Faktoren seien auch der Grund dafür, die Umgestaltung von Rotthauser Markt und Ernst-Käsemann-Platz nicht mehr bis 2030 gewährleisten zu können. Allerdings heißt das nicht, dass der Standort komplett aus der Liste verschwindet.
Alternativ sei nun geplant, eine Machbarkeitsstudie für die Erneuerung des Platzes mit der Stadterneuerung zu finanzieren. „Ich weiß, bei diesem Begriff schlackern vielen die Ohren“, gab Blasius zu, aber versprach zugleich, die Machbarkeitsstudie mit einer Bürgerbeteiligung zu verbinden. So sollen Wünsche und Bedarfe der Anwohner mehr berücksichtigt werden als etwa beim Volkshaus Rotthausen, das – auch mit Mitteln der Stadterneuerung – zu einer Grundschule umgebaut werden soll.
Zentraler Platz in Rotthausen: Statt großem Umbau kommt nun erst einmal eine Machbarkeitsstudie
Stehen sollen die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie 2026. Georg Gerecht kann deswegen nicht verstehen, warum man die weiteren Jahre bis zum Ende des Förderzeitrums dann nicht noch nutzt, um in die weitere Umsetzung zu gehen. Aber trotz Frust und Enttäuschung kann der Rotthauser der Entwicklung auch etwas Positives abgewinnen.
„Eine Baustelle haben wir die nächsten Jahre immerhin nicht zu befürchten“, sagt er. „Dann können wir weiter Feste feiern.“ Und das soll auch geschehen: Am 12. und 13. Juli soll – im großen Jahr des 150-jährigen Stadtjubiläums – das Bezirksfest Süd im Herzen Rotthausens gefeiert werden.
Der aktuelle Stand der Planungen am Ernst-Käsemann-Platz wurde in der Bezirksvertretung nur deshalb thematisiert, weil der Bürgerverein Rotthausen den selten genutzten Tagesordnungspunkt „Fragestunde für Einwohnerinnen und Einwohner“ nutzte. Aus der CDU-Bezirksfraktion mahnte man an, dass die Stadt bei Verzögerungen in der Stadtteilerneuerung künftig selbständig informieren solle.