Gelsenkirchen. Wer eine Photovoltaikanlage auf dem Dach hat, bekommt eine Einspeisevergütung. In Gelsenkirchen müssen Kunden aber zurzeit lange warten.
Sauberer Strom liegt deutschlandweit im Trend: Anfang des Jahres gab das Fraunhofer-Institut bekannt, dass mehr als 62 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern wie Sonne oder Windkraft stammen, so viel wie noch nie zuvor. Auch in Gelsenkirchen installieren viele Menschen eine Photovoltaikanlage auf ihrem Dach und erzeugen damit Strom. Doch dabei läuft längst noch nicht alles glatt.
Diese Erfahrung hat jetzt auch Gerold Bloch aus Buer gemacht. Im Oktober 2023 hatte er eine Solaranlage auf seinem Dach installiert und in Betrieb genommen. „Nach einem Jahr, so war es mit der ELE-Verteilnetz-GmbH (EVNG) vereinbart, sollte ich eine Übersicht über meine Einspeisevergütung bekommen“, so Bloch. Hintergrund: Wer mit einer eigenen Solaranlage Energie erzeugt, der nutzt den Strom in der Regel selbst. Wird aber, etwa an sehr sonnigen Tagen, mehr Strom produziert als man selbst verbraucht, dann fließt dieser ins Netz. Dafür zahlt der Netzbetreiber, in Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck ist das die EVNG, Geld an den Kunden. „Mir wurde am Anfang mitgeteilt, dass die Anlage zunächst ein Jahr betrieben werden soll, um zu schauen, wie viel Energie sie erzeugt, dann würde ich erfahren, wie meine Einspeisung ins Netz vergütet wird“, so Bloch.
So lange warten die Kundinnen und Kunden in Gelsenkirchen
Im Oktober wandte er sich an die EVNG („Ich habe lange gebraucht, um einen Ansprechpartner zu finden“), berichtet der Bueraner. Erst Mitte November erhielt er Nachricht von der EVNG – allerdings keine, die ihn zufrieden stellte. „Bedauerlicherweise sind wir mehrere Monate im Verzug bei der Prüfung, Bearbeitung und Freigabe von PV-Anlagen zur Abrechnung der Einspeisevergütung“, teilte ihm ein EVNG-Mitarbeiter mit. „Wir bitten Sie in dieser Angelegenheit noch um etwas Geduld, da die Bearbeitung eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen wird“, hieß es weiter.
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Kein Einzelfall, teilte die EVNG auf Nachfrage dieser Redaktion mit. „Bei der Bearbeitung und Auszahlung von EEG-Vergütungen kommt es bei der ELE Verteilnetz (EVNG) (wie auch bei anderen Netzbetreibern) aktuell tatsächlich zu längeren Wartezeiten“, so Tina Lindner, Sprecherin des Netzbetreibers. Ein Grund dafür sei die „signifikant gestiegene Anzahl der Anschlussanträge für Photovoltaikanlagen in den vergangenen Jahren“, so Lindner. Sie lieferte auch Zahlen, diese zeigen, dass vor allem 2023 und 2024 erneuerbare Energie aus Sonnenlicht einen echten Boom erlebt hat: 3021 neue PV- sowie Steckersolaranlagen gab es 2024 im Netzgebiet der EVNG, zum Vergleich: 2022 waren es gerade einmal 906.
Das sind die Gründe für die langen Wartezeiten
„Der PV-Boom zeigt sich auch bei Stecker-Solaranlagen. Die sind zwar in der Regel nicht vergütungsrelevant, aber auch hier spiegeln die Zahlen wider, dass Solarenergie immer beliebter wird und natürlich auch bei den Netzbetreibern Kapazitäten bindet“, so Lindner. Insgesamt sei damit das hohe Auftragsaufkommen für die Netzbetreiber eine Herausforderung.
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„Um die Bearbeitungsprozesse – unter anderem zu Netzanschlussanfragen und Vergütungszahlungen – effizienter zu gestalten, wird bei der EVNG derzeit ein neues IT-System eingeführt“, erklärte die Sprecherin. Auch diese sehr umfangreiche Systemumstellung sorge aktuell leider für längere Wartezeiten. „Wir hoffen, dass die Arbeiten an den IT-Systemen bald abgeschlossen sind, damit die Bearbeitung der Anträge wieder reibungslos und dann auch schneller als in der Vergangenheit vonstattengehen kann“, sagte Lindner. „Selbstverständlich wird allen Anlagenbetreibern die volle Vergütung rückwirkend ausgezahlt.“
Für Gerold Bloch ist die Wartezeit aber inzwischen beendet: Am 11. Januar bekam er die gewünschte Post von der EVNG, mit der Abrechnung für die Monate Oktober 2023 bis Dezember 2024. Jetzt hofft er auf reichlich Sonnenschein.