Gelsenkirchen-Buer. Dass er irgendwas mit Musik machen wollte, war für Michael Müller aus Gelsenkirchen schon als Kind klar. Jetzt leitet er eine Musikschule.
Hand aufs Herz: Wer kann das von sich behaupten? „Ich habe an den allermeisten Tagen nicht das Gefühl, dass ich zur Arbeit gehe“, sagt der Gelsenkirchener Michael Müller, „sondern dass ich das tue, was ich gerne mache: Und das ist doch ein echter Luxus.“ Der 46-Jährige leitet die Musikschule Musikus, spielt Schlagzeug in einer Band, und für ihn war im Grunde seit seiner Kindheit klar: „Außer Musik kommt für mich nichts anderes infrage.“
Seit etwas mehr als einem Jahr leitet Müller die Musikschule Musikus, hatte sie Anfang 2024 von seiner Vorgängerin übernommen. Seit Januar hat sich die Schule, die ihren Stammsitz an der Frankampstraße in Erle hat, räumlich erweitert: Müller übernahm Räumlichkeiten, Lehrpersonal und Schüler der Buerschen „Musikinsel“, dessen Leiter Ende 2024 aufgehört hatte. „Es ist schön zu sehen, dass es ständig aufwärts geht“, sagt Müller.
Gelsenkirchener wird durch Genesis-Konzert zum Schlagzeugfan
Den Hang zur Musik hat er schon in seiner Kindheit entdeckt. „Meine Eltern haben auch schon Musik gemacht“, erzählt er, „meine Mutter etwa hat Akkordeon gespielt und ist beim Gemeindekarneval von St. Urbanus gemeinsam mit einem Schlagzeuger aufgetreten.“ Als Kind habe er aber bei Auftritten des Duos statt für das Akkordeon seiner Mutter nur Augen für den Mann am Drumset gehabt: „Das hat mich fasziniert“, sagt er.
Endgültig um ihn geschehen war es dann Anfang der 1990er-Jahre. „Im Fernsehen lief damals ein Genesis-Konzert“ – die Schlagzeugkünste von Phil Collins beeindruckten ihn so sehr, dass er sich zum einen die Aufnahme der Sendung in Dauerschleife ansah, zum anderen auch selbst Schlagzeug spielen wollte.
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Das Problem: Die Familie lebte in einem Mehrfamilienhaus, ein Schlagzeug ist sehr laut – das stört die Nachbarn. „Ich habe zunächst Keyboard-Unterricht bekommen“, erzählt Michael Müller. Dann erfuhr er aber, dass es Übungsschlagzeuge mit abgedämpften Trommeln und Becken gibt – nichts sprach mehr gegen Unterricht. Das erste Mal auf der Bühne stand beziehungsweise saß er bei einem Gemeindefest in St. Urbanus: „Die Band hat mich aber direkt danach wieder rausgeworfen, weil mein Timing so schlecht war“, sagt er grinsend. Doch er wurde schnell besser, schloss sich mehreren Bands an, entdeckte seine Liebe zum Heavy Metal.
Schnell stellte Müller fest: Das Unterrichten liegt ihm
Was darunter litt, waren seine schulischen Leistungen. Vom Gymnasium ging er ab, besuchte eine Schule für Audiotechniker, fand aber anschließend keine Stelle. Er absolvierte eine Ausbildung zum Verlagskaufmann – und fand ganz nebenbei seine Berufung. „Eine Bekannte fragte mich, ob ich ihrem Sohn Schlagzeugunterricht geben wollte“, erinnerte er sich. „Eigentlich hatte ich wenig Lust und habe einen aus meiner Sicht zu hohen Preis gefordert: 20 Euro für 45 Minuten!“ Wider Erwarten wurde der Preis gezahlt – und ebenfalls wider Erwarten stellte Müller fest, dass ihm das Unterrichten richtig viel Spaß machte. „Meinen ersten Schüler habe ich dann fast zehn Jahre begleitet“, erzählt er.
Bei dem einen blieb es nicht, schnell hatte er Schüler im ganzen Ruhrgebiet, gab Unterricht vor Ort. „Ich hatte immer Spaß daran, jede Stunde individuell vorzubereiten, mir für jeden Schüler auf ihn zugeschnittene Übungen auszudenken“, sagt er. 2012 kam er in Kontakt mit Julia Beuermann, Leiterin der Musikschule Musikus, für die er dann auf Honorarbasis tätig war, ein Jahr später mietete er sich im Haus an der Ecke Königswiese/Brinkgartenstraße einen kleinen Raum an, den „Drum-Cube“, den er für seinen Unterricht nutzte. Zwischendurch bildet er sich weiter, belegt Kurse etwa bei Ex-Toto-Schlagzeuger Simon Philipps: „Ich finde es wichtig, zwischendurch einmal die Perspektive zu wechseln“, sagt Müller.
Diese Instrumente werden in der Musikschule Musikus unterrichtet
„2023 hat mich dann Musikus-Leiterin Julia Beuermann gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, die Schule zu übernehmen“, erzählt er. „Drei Nächte lang“ habe er darüber schlafen müssen: „Man hat ja dann auf einmal nicht nur Verantwortung für sich, sondern auch für viele andere Menschen“, sagt er. Am Ende entschied er sich dafür: „Die beste Entscheidung überhaupt“, sagt Michael Müller heute.
Seit Anfang dieses Jahres hat sich auch die Raumsituation verbessert. Die Unterrichtsräume der Schule befinden sich an der Frankampstraße, aber auch im Michaelshaus in Buer wurde Musikunterricht erteilt. „Das war aber keine Dauerlösung“, sagt Müller. Die bot sich, als der vorherige Inhaber der Musikschule Musikinsel, gelegen an der oberen Hochstraße, seinen Abschied ankündigte. Müller mietete kurzerhand die frei werdenden Räumlichkeiten an und übernahm zudem auch noch Lehrer und Schüler der Musikinsel.
Dort bietet er Unterricht für zahlreiche Instrumente an: „Gitarre, Bass, Klavier, Schlagzeug, Blockflöte, Klarinette, neuerdings Geige, außerdem Gesangsunterricht“, zählt er auf. „In den neuen Räumen in Buer können jetzt auch Kurse für musikalische Früherziehung stattfinden, immer donnerstags“, so Müller weiter. Der Unterricht richtet sich an Menschen ab etwa fünf oder sechs Jahren, nach oben gibt es keine Grenze. „Mein ältester Schüler war 72“, sagt Michael Müller.
Mehr Infos gibt es im Internet unter musikus-ge.de.