Gelsenkirchen-Buer. Einstiger Gelsenkirchener Gastro- und Eventtempel: Eine große Sorge ist nach Ablauf der Gebots-Phase vom Tisch. Zentraler Punkt bleibt unklar.
Was die Markthalle angeht, sind die Bueranerinnen und Bueraner ja Kummer gewohnt: Nachdem Unternehmer Thomas Bernau deren Betreiber-Gesellschaft Intecta 2014 erworben hatte, herrschte jahrelang Leerstand auf der Baustelle am Springemarkt; der einzige Mieter – Bio-Supermarkt Denn‘s – zog nach nicht mal zweieinhalb Jahren Anfang 2023 wieder aus. Und Mitte 2024 kam dann die Insolvenz der Bauprojektentwicklungs GmbH. Seither hat der Insolvenzverwalter das Sagen bei dem einstigen Gastro- und Eventtempel. Noch: Denn es zeichnet sich ein Ende der monatelangen Hängepartie ab.
Aktuell sichtet und bewertet Insolvenzverwalter Markus Birkmann von der BBL Brockdorff Rechtsanwaltsgesellschaft mbH mit Sitz in Potsdam die Kauf-Gebote „diverser Interessenten“, die zumeist einen „regionalen Bezug“ hätten. Ziel sei es, der Hauptgläubigerin Volksbank Ruhr-Mitte noch im Januar das beste Angebot vorzulegen, um die Markthalle dann freihändig zu veräußern, teilte Birkmann auf Nachfrage der Redaktion mit.
Diese Investoren sind im Rennen für den Kauf der Gelsenkirchener Markthalle
Im Rennen seien nur Investoren, die den Nachweis der notwendigen Bonität erbracht hätten, betonte Birkmann. Sie hätten bei der Abgabe der jeweiligen Gebote entsprechend hohes Eigenkapital oder eine Bank-Bestätigung über die Finanzierung vorlegen müssen.
Auch die Angebote von Schnäppchenjägern seien aussortiert. „Es gab doch eine Reihe von Interessenten, die aufgrund der Berichterstattung in den Medien eine gute Gelegenheit witterten, sich für einen schmalen Taler ein vielversprechendes Objekt mit Potenzial an Land zu ziehen.“
Darum ist eine Zwangsversteigerung der Markthalle Buer nun vom Tisch
Mit den ursprünglichen Geboten in unterschiedlicher Höhe war der Insolvenzverwalter offenbar nicht zufrieden. „Wir haben die Frist für die Gebote noch mal verlängert und die Interessenten zu Nachbesserungen aufgefordert“, so Birkmann weiter. Mit Erfolg: Nun seien die Kaufpreise „marktangemessen“, sodass sich noch kurzfristig im Januar entscheiden soll, wer neuer Eigentümer der Markthalle wird.
Eine Zwangsversteigerung ist damit endgültig vom Tisch. Wie berichtet, war die Sorge bei vielen Beobachtern des Immobilienmarkts groß, dass dann ein Investor ohne überzeugendes Nutzungskonzept und mit womöglich unzureichendem finanziellen Hintergrund den Zuschlag bekommen könnte. Erneut ein jahrelanger Stillstand im Herzen der City statt der erhofften Belebung für Einzelhandel und Gastronomie: Das sollte nach Meinung vieler Bueranerinnen und Bueraner unbedingt vermieden werden.
Nutzungskonzept und Kaufpreis-Gebot: Was den Verantwortlichen beim Verkauf am wichtigsten ist
Zumindest die Bonität ist nun gesichert. Aber offenbar auch nicht mehr. Dazu, wie die künftige Nutzung des Gebäudes aussehen könnte, wollte sich Birkmann nicht äußern. „Meine Verpflichtung ist, die Gläubiger bestmöglich zu befriedigen und deren finanziellen Schaden so gering wie möglich zu halten. Das inhaltliche Konzept spielt dabei keine Rolle. Es kommt das Höchstgebot zum Zug.“
Wie hoch die einzelnen Gebote waren, wie viele Interessenten sich überhaupt gemeldet haben: Dazu wollte der Insolvenzverwalter nichts sagen, da darüber bislang noch nicht einmal die Hauptgläubigerin informiert sei. Geplant ist nun, nach der finalen Entscheidung den neuen Eigentümer zeitnah der Öffentlichkeit bekanntzugeben. Vorher sollen die Mitbietenden eine Absage erhalten.
Was auf den künftigen Eigentümer der Markthalle Buer zukommt
Wer auch immer Bernaus Nachfolger wird, wird ein schweres Erbe antreten: Der 1999 eröffnete Ex-Publikumsmagnet ist nach wie vor eine Baustelle, in jeder Hinsicht: Sofort vermietbar ist offenbar nur die 550 Quadratmeter große Erdgeschoss-Fläche, die Denn‘s von Frühjahr 2021 bis Anfang 2023 nutzte. Für die übrigen Bereiche im Erd- und Obergeschoss hatte Bernau die Szene-Gastronomien „Noah‘s Place“ und „The Italien“ angekündigt, dazu ein Sushi-Restaurant und eine Gaststätte mit Wirtshaus-Charakter.
Um mehr Miet-Einnahmen zu generieren, hatte sich der damalige Betreiber mehrerer Spielhallen und Edel-Restaurants etwa in Dortmund und Garmisch-Partenkirchen von der viel gelobten offenen Galerie verabschiedet und eine Zwischendecke einziehen lassen. Die Rede war von 1400 Quadratmetern Nutzfläche. Dort sollten Einheiten für Büros und Arztpraxen entstehen. Neu ist auch ein gläserner Außen-Aufzug an der Marktseite, der die Barrierefreiheit gewährleisten sollte. Inwieweit dieser funktioniert, ist offen.
Ursprünglich war die Markthalle mit einem Mix aus Gastronomie und Einzelhandel eröffnet worden, darunter Bäckerei, Metzger, Blumenladen, Feinkost, Cafés und Restaurants. Legendär waren die Partys, die Publikum auch aus umliegenden Städten anzogen.