Gelsenkirchen. In der Propsteikirche St. Augustinus ist in diesem Advent eine Weihnachtskrippe zu entdecken, die den Charme eines Lichtkunstwerks verströmt.

Wer derzeit das Innere der Propsteikirche St. Augustinus in der Altstadt betritt, steht nach wenigen Metern vor einer mächtigen Holzsäule. Die ist pechschwarz, drei Meter hoch, aus Holzfaserplatten gefertigt und übersät mit eingefrästen Piktogrammen. Über einen durchsichtigen Plastikschlauch ist sie verbunden mit einem Würfel. Was bei Tageslicht betrachtet eher unspektakulär aussieht, entfaltet nach Einbruch der Dunkelheit seine volle Pracht. Denn dann verströmt diese so ganz andere Weihnachtskrippe, die den Namen „Im Anfang war das Wort“ trägt, den Charme eines hochwertigen Lichtkunstwerks.

Bewusst nach neuen Darstellungsformen für eine Krippe gesucht

Wer das Wort „Krippe“ hört, der denkt normalerweise sofort an einen Miniatur-Stall, in dem die Holzfiguren von Maria, Josef und dem Jesus-Kind aufgestellt sind. Auch Ochs, Esel und die Heiligen Drei Könige gehören zu einem solchen Ensemble stets dazu, das in der Weihnachtszeit in fast allen Kirchen der Republik zu finden ist. Die Pfarrei St. Augustinus ging im Jahr 2019 aber bewusst einen anderen Weg: Denn in der Ausschreibung des damaligen Wettbewerbs „Ars Liturgica“ wurde explizit nach neuen Krippen-Darstellungsformen gesucht. Und nicht nach den bislang üblichen Szenerien.

Die Krippe „Im Anfang war das Wort“ schmückt in der Weihnachtszeit 2024 das Innere der Altstadt-Kirche St. Augustinus in Gelsenkirchen. Bei Tageslicht sieht sie aber eher unspektakulär aus.
Die Krippe „Im Anfang war das Wort“ schmückt in der Weihnachtszeit 2024 das Innere der Altstadt-Kirche St. Augustinus in Gelsenkirchen. Bei Tageslicht sieht sie aber eher unspektakulär aus. © Thomas Richter

Das Rennen machte damals die Krippe mit dem Titel „Fürchtet euch nicht“. Sie wurde seitdem zu jedem Weihnachtsfest in St. Augustinus aufgestellt. In diesem Jahr erfolgte aber eine Ausleihe an eine Gemeinde in Hamm. Daher wird in der Propsteikirche nun erstmals jene Krippe gezeigt, die im damaligen Wettbewerb auf Platz zwei gelandet war.

Vater und Sohn stellten die besondere Krippe gemeinsam her

Entwickelt, entworfen und gebaut wurde „Im Anfang war das Wort“ von Franz Klein-Wiele und seinem Sohn Lukas. Ersterer ist 61, gelernter Tischler und im beruflichen Alltag der Leiter der Modellbauwerkstatt an der Hochschule Düsseldorf. Lukas Klein-Wiele (31) ist Theologe und arbeitet als Pastoralreferent in Wattenscheid. Beide werden bei der Messe an diesem dritten Adventssonntag, 15. Dezember, um 10 Uhr in St. Augustinus zu Gast sein und die Predigt halten. Darin werden sie den Anwesenden auch das Konzept ihrer modernen Krippe erläutern. Denn dieses bedarf eindeutig einer Erklärung.

Grundlage der Krippe ist der Johannesprolog. Dieser wird traditionell in der Messe am ersten Weihnachtstag verlesen und beginnt mit der Zeile: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.“ Dieser und die folgenden vier Verse hat das Vater-Sohn-Gespann in einen Holzwürfel gefräst. Und zwar in den Sprachen Deutsch, Englisch und Spanisch. Im Inneren dieses Quaders erstrahlt die lichtstarke Leuchte eines Autoscheinwerfers, sodass die eingefräste Botschaft gut zu lesen ist.

Die leuchtenden Piktogramme erstrahlen auch an den Kirchenwänden

Eingefräst sind auch jene Piktogramme, die die Oberfläche der Drei-Meter-Säule zieren. Sie zeigen vor allem Motive der Hilfsbereitschaft „Anderen helfen, mit ihnen etwas teilen und gemeinsam die Erde schützen – das sind die Kernbotschaften dieser Piktogramme“, sagt Lukas Klein-Wiele. In diesen Teil der Krippe sind drei Auto-Leuchtbirnen verarbeitet. Im Dunkeln sorgt ihr Lichterschein dafür, dass die Motive der Piktogramme auch auf den Boden und an die Wände der Kirchen geworfen werden. Ein Effekt, der Staunen macht!

Das alles sieht nicht nur toll aus. Sondern die Krippe wendet sich eben auch direkt an jeden Betrachter. Die wichtigste Feststellung lautet: Jeder von uns kann durch sein Verhalten selbst etwas dafür tun, dass mehr Licht und mehr Frieden in die Welt kommt. Eine schönere und Mut machende Weihnachtsbotschaft kann es kaum geben...