Gelsenkirchen. Immer wieder muss die Stadt Gelsenkirchen zerstörte oder mit Kot beschmierte Toiletten an Schulen wieder herrichten. Welche Lösung kann es geben?

Es sieht aus, als hätte an diesem eigentlich stillen Ort gerade ein Kampf stattgefunden: Nahezu alle Türen einer Toiletten-Anlage an einer Gelsenkirchener Schule sind nicht nur aus den Angeln, sondern komplett aus den jeweiligen Rahmen gerissen. Wer auch immer das getan hat, muss mächtig Gewalt angewendet haben. Es ist ein krasses Beispiel für Vandalismus an und in hiesigen Schul-Toiletten, das zugleich auch zeigt, mit welchen Herausforderungen sich die Stadt als Schulträger konfrontiert sieht.

„Wir sind machtlos“: Was hilft noch bei Gelsenkirchens zerstörten Schul-WCs?

Immer wieder Vandalismus – der einen in seiner Form und Ausprägung staunend macht. Zu harmloseren Taten kommt es derweil auch immer wieder. Davon kann auch Meik Engel berichten, Abteilungsleiter beim städtischen Referat für Bau und Liegenschaften: Unter dem Begriff Vandalismus fasst er nicht nur eine Zerstörung der Anlagen zusammen, sondern auch deren Verunreinigung. Ganze Rollen Klopapier im Urinal oder in der WC-Schüssel, Klopapier auf dem Boden, Urin neben der Schüssel oder auch sehr sichtbar, weil bis zum Anschlag gefüllt, im Halter der Klobürste.

Vollkommen zerstörte Schultoiletten in Gelsenkirchen: „So eine massive Gewalt werden wir nicht verhindern können.“
Vollkommen zerstörte Schultoiletten in Gelsenkirchen: „So eine massive Gewalt werden wir nicht verhindern können.“ © Stadt Gelsenkirchen

Alles ekelig, es geht aber noch schlimmer: In einem Video, gemacht von Gelsendienste-Mitarbeitern – die Stadttochter ist für die Grundreinigung der Schul-Toiletten zuständig – ist eine Toilettenkabine zu sehen, die über und über mit Kot beschmiert ist. Kot klebt an allen Wänden, Kot klebt an den Türen. Wer macht sowas? Und warum? Meik Engel hat keine Antwort darauf.

Gelsenkirchen: „An Grundschulen gibt es weniger Vandalismus“

„Zuletzt hatten wir häufiger die Meldungen bekommen, dass Klinken abgetreten wurden“, schildert auch Oliver Wild, Teamleiter im Referat für Bau und Liegenschaften. Das scheine Trend zu sein, sagt er. Und auch das: „An Grundschulen gibt es weniger Vandalismus“, ist eine Beobachtung, die sie bei der Verwaltung gemacht haben. Da seien vorrangig die weiterführenden Schulen betroffen, vor allem – natürlich – die sogenannten Brennpunktschulen. „Wenig Respekt vor etwas Neuem“, führt Wild als einen der Gründe für das zerstörerische Verhalten an. Und er berichtet von Fällen, bei denen kurz nach einer Instandsetzung wieder zerstört wurde, was gerade erst unter Umständen teuer wiederhergestellt war.

Blinde und mutwillige Zerstörung, die letztlich jeder Steuerzahler und jede Steuerzahlerin ausbaden muss – eine richtige Lösung für dieses massive Problem sehen Meik Engel und Oliver Wild aktuell nicht. In einem Großteil der Fälle sei die Stadt schlicht „machtlos“. Denn das kommt ja noch hinzu: Dass die Täter ermittelt werden, ist meistens eher ein Glücksfall.

Gelsenkirchens Schul-Toiletten: „So eine massive Gewalt werden wir nicht verhindern können“

Und was wäre mit dem Vorschlag, zusätzliches Personal einzustellen und einzusetzen, als eine Art Toiletten-Aufsicht? Von Seiten der Stadt sei das nicht zu stemmen, schon gar nicht finanziell, sind sich Engel und Wild einig. Meik Engel bezweifelt, dass diese Idee in der Breite helfen kann: „Wer bereit ist, eine ganze WC-Anlage zu zerlegen, den erreicht man auch nicht mit einer Ansprache“, ist er überzeugt. Und auch davon: Dass es sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem handele, bei dem nicht nur eine Stelle zur Lösung beitragen kann. „So eine massive Gewalt werden wir nicht verhindern können. Wir machen das, was wir tun können“, so Engel weiter.

Vielleicht schaffe man es über Identifikation, eine gewisse Grundbereitschaft müsse da sein, Einrichtung und Anlagen eben nicht mutwillig zu zerstören, regt Engel etwa an. Ein gutes Beispiel hierfür ist das älteste Gymnasium der Stadt, das Schalker Gymnasium. Seitdem die Schülerinnen und Schüler selbst angepackt und ihre Toiletten in Eigenregie renoviert haben, gibt es dort „deutlich weniger Vandalismus als früher“, wie Lehrerin Leonie Enste berichten kann.

Was vielfach fehlt, wäre zum Beispiel auch eine weitere Kontrollinstanz: Mittlerweile betreuen die Hausmeister mehrere Objekte gleichzeitig, es gebe keine Präsenzpflicht mehr und die klassische Hausmeisterwohnung in direkter Nähe zur Schule und zum Schulgelände auch nur noch in Einzelfällen, so Engel weiter.

Wie Lehrpersonal und Eltern den Zustand von Gelsenkirchens Schultoiletten bewerten und dass es auch anders gehen kann, können Sie hier nachlesen.