Gelsenkirchen-Bulmke-Hüllen. Wie sich eine 74-Jährige fühlt, als schwer bewaffnete Polizisten Wohnungen stürmen. Seniorin erkennt Männer wieder. Tattoo als Erkennungszeichen?

Ein mulmiges Gefühl hatte Edith Hofmann schon, „aber keine Angst“, als es kurz vor 6 Uhr im Treppenhaus laut krachte und schepperte. Einsatzkräfte der Bundespolizei haben in dem gelben Haus an der Hildegardstraße im Gelsenkirchener Stadtteil Bulmke-Hüllen Türen aufgebrochen und Wohnungen durchsucht - als Teil der Groß-Razzia gegen ein Schleuser-Netzwerk im Ruhrgebiet.

Ermittler befragen Gelsenkirchenerin nach Verdächtigen mit auffälligen Tattoos auf dem Handrücken

„Drei Wohnung sind durchsucht worden“, berichtet die 74-Jährige, die dort zusammen mit ihrem Mann seit 35 Jahren in einer Eigentumswohnung im Dachgeschoss des Mehrfamilienhauses wohnt. Stark bewaffnete Einsatzkräfte mit Maschinenpistolen habe sie gesehen, vor dem Haus, hinten im Hof. Am Ende der Durchsuchungen hätten Polizisten mehrere Kisten aus den drei Wohnungen - „zwei in der ersten Etage und eine in der Hochparterre“ heraus geschleppt - augenscheinlich potenzielles Beweismaterial. Festnahmen? „Ich habe leider nicht sehen können, ob die Polizei jemanden abgeführt hat“, sagt die rüstige Seniorin.

Schleuser-Razzia in Gelsenkirchen: In der Hildegardstraße im Stadtteil Bulmke-Hüllen wurden mehrere Wohnungen in einem Mehrfamilienhaus durchsucht. 
Schleuser-Razzia in Gelsenkirchen: In der Hildegardstraße im Stadtteil Bulmke-Hüllen wurden mehrere Wohnungen in einem Mehrfamilienhaus durchsucht.  © Nikos Kimerlis

Dass das morgendliche Tohuwabohu den Hofmanns keinen gehörigen Schrecken versetzt hat, liegt an dem Umstand, dass bereits tags zuvor Ermittler bei dem Ehepaar vorstellig geworden seien, wie Edith Hofmann verrät. Sie habe versprechen müssen, darüber kein Sterbenswörtchen zu verlieren. Und am Morgen der Razzia kamen zwei Beamtinnen, die sie und ihren Mann während des Einsatzes beruhigt hätten. „Polizei in Uniform, da fühle ich mich sicher“, sagt Hofmann kurz nach der Razzia.

Nach der Groß-Razzia gegen Schleuser: Eine aufgebrochene Wohnungstür in einem Gelsenkirchener Mehrfamilienhaus.
Nach der Groß-Razzia gegen Schleuser: Eine aufgebrochene Wohnungstür in einem Gelsenkirchener Mehrfamilienhaus. © Nikos Kimerlis

„Die Ermittler haben mir abends zuvor Fotos von mehreren Männern gezeigt, nach denen sie suchen. Zwei davon habe ich wiedererkannt“, berichtet die Gelsenkirchenerin von der Befragung. Im Interesse der Beamten habe zudem ein auffälliges, „kreisrundes Tattoo mit Symbolen“ gestanden, das die Verdächtigen demnach auf dem Handrücken tragen. Selbst schon einmal bemerkt hat sie diesen markanten Hautschmuck aber bislang noch nicht.

„Die Ermittler haben mir abends zuvor Fotos von mehreren Männern gezeigt, nach denen sie suchen. Zwei davon habe ich wiedererkannt.“

Edith Hofmann
Bewohnerin eines Hauses in Gelsenkirchen, in dem Wohnungen im Zuge der Schleuser-Razzia durchsucht wurden

„Dazu habe ich die Männer zu selten gesehen, außerdem schaue ich Menschen, denen ich begegne, zuerst ins Gesicht“, so Hofmann weiter. Ihre Nachbarn seien ohnehin tagsüber so gut wie nie zu sehen gewesen, nur manchmal, da habe sie mitbekommen, wie sie nachts zurück in ihre Wohnungen kamen. „Die Wohnungen in unserem Haus sind Eigentumswohnungen, die durchsuchten Wohnungen gehören einem Essener Shisha-Bar-Betreiber“, weiß die Seniorin obendrein zu berichten.

Videos und Bilder aus Gelsenkirchen finden Sie auch auf unserem Instagram-Kanal GEtaggt. Oder abonnieren Sie uns kostenlos auf Whatsapp und besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.

Für Edith Hofmann ist es nicht das erste Mal, dass sich Einsatzkräfte Zugang zu einer Wohnung in ihrem Haus verschafft haben. Ein paar Jahre zuvor sei ein Trupp dagewesen wegen nicht bezahlter Stromrechnungen. „Die haben dann den Zähler abgeklemmt.“