Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen haben kurzzeitig stattfindende Mini-Weihnachtsmärkte Konjunktur. Das konnte man in Buer, Schalke und Horst erleben.
Das erste Adventswochenende in Gelsenkirchen hatte gleich drei kleine Weihnachtsmärkte im Quartier zu bieten. Wer wollte, konnte ab Freitag täglich einen Eintagesmarkt besuchen. In der Hauptsache jedoch waren alle Märkte von den Menschen im Viertel für die Menschen in den Stadtteilen organisiert worden.
„Weihnachtsmarkt mal anders“ in Buer: „Gefühlt der Anfang einer Tradition“
„Weihnachtsmarkt mal anders“ hieß es am Freitag zum allerersten Mal im buerschen Robinienhof. Hier hatte das Quartiersnetz Buer-Ost einen kleinen Markt auf die Beine gestellt, der sich eines großen Interesses erfreute. An zehn Ständen konnten Besucherinnen und Besucher ganz viel Selbstgemachtes erstehen. Beispielsweise war Michael Strothmann gekommen, um seine Holzarbeiten anzubieten: stimmungsvolle Windlichter aus Holz und ganz filigraner, schöner Baumschmuck. Alles quasi Laubsägearbeiten 2.0. „Denn vieles ist mit einem Laser hergestellt“, erzählte der Macher, dessen Herz schon lange für Holzarbeiten schlägt.
Charmante Kleinigkeiten hatten auch die Mitgliederinnen und Mitglieder des Grünlabors im einstigen Biomassepark mitgebracht. Die passionierten Gartenfreunde hatten Marmelade eingekocht aus Holunder, Brombeeren und Feigen oder hatten aus im Herbst geschnitten Ästen Engelchen gebastelt. „Bei uns kommt nichts weg“, erzählten Bert Maga und Lilo Pieper. Letztere wies noch auf eine weitere Besonderheit hin: „Aus den ausgedienten Prozessionsfahnen von St. Ludgerus haben wir Taschen genäht und Tütchen, die man zum Nikolaustag anstelle einer Socke aufhängen kann.“
Das Besondere an dem Format: Ein großer Teil der Einnahmen kommt einem guten Zweck zu, der „Arche Noah“. Diesen Non-Profit-Ansatz hob Doro Schäfers, eine der Organisatorinnen, hervor. „Ich glaube, so muss es sein.“ Insgesamt zeigte sie sich sehr zufrieden, insbesondere mit dem großen Publikumsinteresse. Da ist doch eine Fortsetzung im nächsten Jahr beinahe sicher, oder? „Das muss das Team entscheiden. Aber gefühlt ist das hier und heute schon ein Anfang einer Tradition.“
Weihnachtsmarkt auf dem Grilloplatz: „Klein, aber die Leute kommen zusammen“
Auf dem Grilloplatz in Schalke ging das weihnachtliche Treiben am Samstag weiter. Hier hatte der Verein „Schalke blüht auf“ eingeladen. Etliche Hütten umrahmten den kleinen Platz und formten so in der Mitte eine große Fläche für viel gemeinschaftliches Miteinander. „Wir wollen ganz bewusst die Menschen aus dem Stadtteil einbinden“, so Annette Paulat und meinte damit sowohl die Gäste, als auch die Akteurinnen und Akteure. Ein Konzept, das aufgeht: „Wir veranstalten heute den dritten Weihnachtsmarkt. Und der ist seit der Erstausgabe gut angenommen worden. Der Markt ist klein, aber die Leute kommen hier zusammen.“
Etliche Menschen aus dem Ortsteil brachten sich aktiv ein. So wie Dr. Dagwin Lauer. Der Zahnarzt war einmal mehr mit einem Glühweinstand dabei. „Ich habe in Freiburg studiert“, erzählte er und erklärte so seine Vorliebe für guten Wein. Der Zahnmediziner hat aber auch Ahnung. „Ich halte auch Vorträge zum Thema: Wein und Gesundheit.“ In Maßen nämlich sei der gesund – auch in der warmen und gewürzten Variante. „Dieses Mal habe ich mich für Winzerglühwein vom Bodensee entschieden.“ Wie der ankomme? „Gut. Die Nachfrage steigt jedes Jahr.“ Sein Engagement für den Stadtteil sei selbstverständlich, so Lauer. „Ich bin sehr bewusst in meine Heimat zurückgekommen. Man hat ja auch eine Verantwortung für seine Stadt. Wenn jeder geht, der etwas erreicht hat, spielen wir bald das Spiel: Der letzte macht das Licht aus.“
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Mit dabei war auch Eve Böing. Ihr Mann betreibt die Apotheke am Ort. Und sie nähe im Winter gern viel, so die Ausstellerin, die mit viel Schönem aufwartete: Täschchen oder liebevoll gestaltete und ganz individuelle Portemonnaies. Alles recht aufwendig gestaltet. „Man fängt klein an und steigert sich dann“, erklärte sie lachend und verriet noch, warum sie sich hier einbrachte: „Um den Markt zu unterstützen und ihn lebendiger zu machen.“
Traditionsreicher Weihnachtsmarkt - aber auch neue Impulse in Horst
In Horst treffen sich, dem Slogan der dortigen Werbegemeinschaft nach, Freunde. Und so war es auch am Sonntag, als hier das Adventsfest stattfand, der mit Abstand traditionsreichste Weihnachtsmarkt des Wochenendes. Jedoch erlebte auch der eine Premiere: Erstmals hatte sich auch Event-Manager Michael Zurhausen in die Organisation der Veranstaltung unterstützend eingebracht. „Neu ist, dass wir vier holländische Stände mit dabei haben als Ergänzung“, wusste er zu berichten. Daneben wurden auch örtliche Vereine eingebunden, erläuterte Bernd Strickling, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Horst, die das Angebot auch mit einem verkaufsoffenen Sonntag bereicherte. Und Mitorganisator Heribert Herber betonte: „Das Schöne ist doch, dass wir so den Menschen im Quartier ein Angebot machen können. Das freut die Menschen hier sehr, besonders die älteren.“
Eine, die seit vielen Jahren bereits mit ihren Arbeiten auf dem Weihnachtsmarkt vertreten ist, ist Ursula Schulten. Sie kommt aus Schaffrath und stellt Figuren und Objekte aus Handtüchern her. Irgendwann habe sie einfach mal an einem Markt teilgenommen. „Und da habe ich gemerkt, den Menschen gefällt, was ich zu Hause bastele.“ Aus Handtüchern aller Größen, manchmal auch aus Waschlappen, zaubere sie ihre Arbeiten. „Der Hund ist aus einem Badetuch gearbeitet, die Eule aus einem Handtuch. Und die kleinen Handtaschen bestehen aus einem Handtuch und einem Waschlappen.“ So könnten die textilen Hingucker zum Fest verschenkt werden und fänden danach ganz praktische Verwendung. Besonders charmant: Aus einem Aufnehmer, einer Spülbürste und mehreren Schwämmen arbeitet sie eine Dame mit Sonnenhut, die in Horst auf neue Besitzer wartete. „Ich habe hier nach so vielen Jahren meine Stammkunden und fühle mich hier auf dem Markt richtig wohl.“
Insgesamt ging das Konzept der wohnortnahen Märkte für die Menschen im Quartier an allen drei Standorten auf. Nachbarschaften trafen sich auf einen Glühwein oder eine Bratwurst, vorweihnachtliches Miteinander bestimmten die Kulisse, alte Kontakte wurden gepflegt und neue geschlossen – umrahmt von kreativen Ständen und stimmungsvoller Live-Musik.