Gelsenkirchen. Designer-Mode mitten in der Innenstadt? Im „Wundervoll“ von Elke Weinert gibt‘s Armani, Prada, Joop, Marc Cain, Aigner oder MCM Secondhand.
Wenn man Elke Weinert fragt, wie es so lief in den vergangenen zwei Jahren dann gerät sie geradezu ins Schwärmen. Seit unserem letzten Besuch im „Wundervoll“ an der Arminstraße habe sich eine ganze Menge getan, berichtet die 68-Jährige. In diesem Jahr konnten Elke Weinert und ihr Team sogar anstoßen, auf 15 Jahre Edel-Second-Hand in der Gelsenkirchener Innenstadt. „Für mich ist das immer noch unbegreiflich“, das sagt Elke Weinert auch.
Echte Designer-Mode in Gelsenkirchen: Hier gibt‘s Armani, MCM, Aigner und Joop Secondhand
Mittlerweile, so berichtet sie, „bin ich absolut von meinen Existenzängsten weg“ – was Elke Weinert lange umgetrieben hatte, wurde mit der Zeit ins Gegenteil verkehrt. Täglich kämen neue Bringkundinnen zu ihr, so nennt die Bueranerin die Kundinnen, für die sie die Kleidungsstücke verkauft. Ihr Geschäft läuft, wohl allen Krisen zum Trotz. Nach dem Ende der Corona-Pandemie habe es richtig angefangen, hat Weinert die Erfahrung gemacht. Das Kaufbedürfnis sei wieder gestiegen, die Lust auf Hochwertiges, Wertvolles eben auch.
Grundsätzlich funktioniert die Sache mit den edlen Kleidungsstücken aus zweiter Hand im Wundervoll so: Elke Weinert und ihr Team nehmen die Kleidung auf Kommission entgegen. Wird eine Klamotte verkauft, geht ein Teil des Erlöses an die ehemalige Besitzerin, der andere Teil bleibt im Laden. Abgegeben werden kann alles, was einen guten Namen hat – egal ob die Schuhe von Joop, der Blazer von Armani, die Jacke von Sportalm oder die Taschen von MCM oder Aigner. Houte Couture, das findet man eher nicht bei Elke Weinert – „meine Kundinnen möchten nicht das Hochgestochene“, sagt sie und lacht.
Und wie sieht es mit einem Weihnachtsgeschäft aus, gibt es das im Wundervoll überhaupt? „Männer kaufen ihren Frauen das ganze Jahr über Geschenke“, weiß Elke Weinert, und sowieso: „Es wird immer gekauft, egal ob zur Monatsmitte oder zum Monatsende.“ Elke Weinert glaubt, dass ihr Erfolg eng mit einer gewissen Einstellung zum Verkaufen verbunden ist: „Unsere Kundinnen sind sehr dankbar, dass sie von vorne bis hinten bedient werden, dass unsere ganze Aufmerksamkeit auf sie gerichtet ist.“
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Sicher sei auch ein weiterer Pluspunkt die Nachhaltigkeit, natürlich, mittlerweile würden noch mehr Kundinnen auf diesen Aspekt Wert legen, weiß Weinert. Und noch etwas: Vielfach geht es eben auch um Individualität – „weil es einfach sonst in Gelsenkirchen kaum mehr etwas gibt“, sagt die Wundervoll-Besitzerin und meint damit das nahezu fast gänzlich verschwundene Angebot für hochwertige Damenkleidung – das Modehaus Schmitz an der Bahnhofstraße ausgenommen. „Es ist das Individuelle, das Farbige, alle Größen, für jeden ist etwas dabei“, ist Weinert überzeugt.
Armani, Joop, Marc Cain und Aigner: Das alles und mehr gibt es im „Wundervoll“ in Gelsenkirchen
So liegen also schon viele Jahre im Einzelhandel hinter der Bueranerin, über ihren Antrieb sagt sie: „Die Selbstständigkeit war immer mein Traum – und dieses Geschäft.“ Mit der Eröffnung ihrer Edel-Secondhand-Boutique unweit der Bahnhofstraße wagte sie, wie sie es selbst nennt, den „Sprung ins kalte Wasser“. Einst hatte sie Versicherungskauffrau gelernt, war später dann als Sekretärin tätig. Und schon damals habe sie von Berufswegen auf gute Kleidung geachtet. Als Elke Weinert dann die Chance bekommt, ihren Traum auf 150 Quadratmetern Fläche an der Arminstraße zu verwirklichen, in einem Ladenlokal, wo früher auch einmal exklusive Herrenmode verkauft wurde, da greift sie sofort zu.
Und auch heute noch geht sie mit viel Herzblut und Kreativität jeden Tag in ihren Laden. Einmal im Monat, immer um den Ersten herum, wird das Schaufenster umdekoriert, denn schließlich ist „das Fenster das A und O“. Weil die Menschen immer davor stehen bleiben, um sich kurze Zeit später in ihren Laden ziehen zu lassen. Und auch für neue Ideen ist Elke Weinert stets offen. Eine Freundin gab ihr vor kurzem den Tipp, die Saisonware nach vorne zu holen. 15 Jahre lang hingen die Sachen an ein und demselben Platz, „ich dachte, die Beständigkeit müsste für die Kunden gut sein.“ Zum ersten Mal holte Elke Weinert also Mäntel und Jacken weiter nach vorne und siehe da: Gleich am ersten Tag habe sie die Winterklamotten gleich mehrfach verkauft.
Ob sie denn zwischendurch auch mal ans Aufhören denkt? „Absolut nicht!“, antwortet die 68-Jährige sofort. Sie will weitermachen, so lange sie kann. Und sie sagt auch: „Ich liebe es.“ Sie blicke zurück auf 15 Jahre Vertrauen, das ihr ihre Kundinnen entgegenbringen, das mache schon glücklich.
Seit dem 18. November hat das Wundervoll geänderte, reduzierte Öffnungszeiten, es schließt zwei Stunden früher: von montags bis freitags hat die Boutique von 10 bis 16 Uhr geöffnet und an jedem ersten Samstag im Monat.