Gelsenkirchen-Erle. Im Covid-Lockdown begann die Gelsenkirchenerin, anderen mit gehäkelten Regenbogen in schwierigen Lebenslagen Hoffnung zu geben. Da plant sie nun.

„Das ist Mut zum Anfassen“, sagt Jessica Partzsch. Seit dem Corona-Lockdown hat sie ein ganz besonderes Herzensprojekt: Sie häkelt Regenbogen. Die textilen Handschmeichler verschenkt sie an Menschen, die ein bisschen Mut brauchen können, denen die Gewissheit hilft, nach dem Regen kommt der Sonnenschein. Auch im Leben. „Und der Regenbogen führt uns dorthin.“

Gehäkelt habe sie schon immer gern, erzählt die 42-Jährige. „Und in der Coronazeit kam mir der Regenbogen in den Sinn.“ Auch weil das Symbol damals von vielen Menschen ins Fenster gehängt wurde als Zeichen der Hoffnung. „Und dann habe ich gehäkelt und gehäkelt.“ Zunächst habe sie die Regenbogen-Mutmacher an Freunde und in der Familie verschenkt. Dann habe sie sie an Vereine geschickt zur Weitergabe. Unter anderem an den Verein „Nestwärme“ in Trier. „Die machen vielfältige Angebote für Familien, deren Kinder lebensverkürzend erkrankt sind. Die Gründerin war total begeistert und hat gesagt, da müssen wir etwas Größeres von machen.“ Und so wurde aus den kleinen Regenbogen eine große Aktion.

1300 Mutmacher gehäkelt

„Zu der Zeit fing gerade der Krieg in der Ukraine an und viele der Mutmacher wurden an Geflüchtete verteilt.“ Grundsätzlich jedoch habe Jessica Partzsch die Erfahrung gemacht, ein solcher Regenbogen könne jedem helfen. „Ich habe gelernt, dass jeder mal in einer Situation ist, in der er etwas Mut braucht.“ So wisse sie von einem Mädchen, dass den gehäkelten Regenbogen mit zur wichtigen Mathe-Klausur nahm – und ein anderes nahm ihn mit ins Krankenhaus zur Chemotherapie. Zwei ganz unterschiedliche Herausforderungen und ein universeller Helfer.

Das klingt nach recht viel Arbeit und Engagement. Und so ist es. „Ich selbst habe mittlerweile über 1.300 Mutmacher gehäkelt.“ Zudem gebe es mittlerweile eine Facebook-Gruppe. „Die hat rund 350 Mitglieder. Aber nicht alle häkeln mit. Das wäre schön“, sagt die Erlerin und verrät, ihr großer Wunsch sei es, in Gelsenkirchen eine Häkel-Gruppe zu gründen. Davon könnten auch jene profitieren, die daran teilnehmen. „Das ist ein ehrenamtliches Engagement, das man quasi nebenbei ausüben kann. Und es ist altersunabhängig. So könnten sich auch Seniorinnen für andere einsetzen, die vielleicht selbst einsam sind und so Teil einer Gruppe werden könnten.“

„Häkeln ist mein Yoga“

Die Lust am Häkeln verliere sie nie, sagt Jessica Partzsch. „Es macht mir wahnsinnigen Spaß – und es entspannt mich total. Ich sage immer, häkeln ist mein Yoga.“ Das ist schon einmal eine gute Grundvoraussetzung. Denn die Ziele sind groß. „Eigentlich bräuchte man für Deutschland 80 Millionen Mutmacher“, sagt die ambitionierte Handarbeiterin. „Also heißt es, häkeln, häkeln, häkeln. Und dabei stelle ich mir immer vor, wie der Mutmacher jemandem Freude bereitet. Das ist eine kleine Sache mit ganz großer Wirkung.“

Wer mit Jessica Partzsch die Häkelgruppe gründen möchte, kann sich melden unter Jessica.Partzsch@nestwaerme.org.