Gelsenkirchen. Schließung des Gelsenkirchener Jugendprojekts: Politik und Gemeinde-Gremien kritisieren Entscheidung scharf. Ex-Stadtjugendpfarrer redet Klartext

Es schlägt hohe Wellen, das für Mai 2025 geplante Aus des jugendpastoralen Zentrums GleisX, welches das Bistum Mitte November verkündet hat. Dass das in der Liebfrauenkirche in der Neustadt angesiedelte Angebot für junge Erwachsene aufgegeben werden soll, hat nicht nur den Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) fassungslos gemacht. Auch andere Akteurinnen und Akteure reagieren entsetzt. Der frühere Stadtjugendpfarrer Bernd Steinrötter, mittlerweile stellvertretender Pfarrer von St. Hippolytus, spricht unterdessen „traurig und wütend“ Klartext - und macht den Verantwortlichen in Essen Vorwürfe.

Wie berichtet, hatte das Bistum die Schließung der bistumsweiten Einrichtung für 16- bis 35-Jährige mit einem neuen dezentraleren Konzept sowie dem millionenteuren Sanierungsbedarf des Gotteshauses begründet. Propst Markus Pottbäcker, dessen Pfarrei St. Augustinus die Immobilie gehört, hatte darauf überrascht reagiert. Nun kritisiert Ex-Stadtjugendpfarrer Steinrötter, dass offenbar „nicht genügend mit den handelnden Akteuren gesprochen worden ist.“

Gelsenkirchener Ex-Stadtjugendpfarrer wirft Bistum Essen leichtfertige Entscheidung vor

Es werde „leichtfertig der gewachsene und lebendige Standort zur Disposition gestellt.“ In der Folge gehe Vertrauen der jungen Zielgruppe in die Amtskirche im Bistum Essen verloren. Umgekehrt würden „keinerlei konkrete Perspektiven aufgezeichnet.“ Die „Zukunftsfrage, wie Kirche im Bistum Essen junge Menschen erreichen will, blieb mehr als vage.“

Die Zukunft der Kirche haben auch der Pfarrgemeinderat, das Pastoralteam und der Runde Tisch der Jugend in der Horster Pfarrei St. Hippolytus in ihrer gemeinsamen Stellungnahme im Blick, wenn sie fragen: „Wie, wo und durch wen wird die Arbeit von GleisX als zentraler Ort in Gelsenkirchen für Jugend- und junge Erwachsenenpastoral fortgeführt?“ Unklar sei auch, wie der Bistums-Prozess „Christlich leben - Mittendrin“ gelingen solle, „wenn es seitens des Bistums keine Bestrebungen gibt, in transparente und partizipative Kommunikation zu gehen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen mit den katholischen Akteuren und Strukturen vor Ort.“

Junge Union Gelsenkirchen will „unverzichtbare“ Einrichtung erhalten

Pastor Bernd Steinrötter, stellvertretender Pfarrer in der Gelsenkirchener Pfarrei St. Hippolytus, kritisiert als Ex-Stadtjugendpfarrer das geplante Aus von GleisX mit deutlichen Worten.
Pastor Bernd Steinrötter, stellvertretender Pfarrer in der Gelsenkirchener Pfarrei St. Hippolytus, kritisiert als Ex-Stadtjugendpfarrer das geplante Aus von GleisX mit deutlichen Worten. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

GleisX fülle eine Lücke mit seiner Arbeit, „die wir so in unserer pastoralen und seelsorgerischen Arbeit vor Ort nicht leisten können.“ So, wie die Einrichtung junge Leute in ihrer Entwicklung „losgelöst von herkömmlichen sozialen Milieus sensibel, fundiert, kreativ und mit Zeit und Freude“ begleite, sei sie nicht zu ersetzen.

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Auch die Junge Union (JU) Gelsenkirchen hält GleisX für „unverzichtbar“ und fordert: Das Projekt „darf nicht geschlossen werden!“ Die Verantwortlichen müssten im Gespräch mit Förderpartnern eine Lösung für den Erhalt finden, „zumindest in unserer Stadt, wenn auch nicht am jetzigen Standort“, so Kreisvorsitzender Hobie Fischbach. Sein Stellvertreter Michael Schmitt sieht die Gefahr, dass das Aus „nur gegen den Standort unserer Stadt als Lebensmittelpunkt für Familien“ spreche. Der Vorsitzende der CDU vor Ort kündigt an, JU-Mitglieder würden sich bereits um Gespräche mit den Akteuren vor Ort, der Verwaltung und der Politik bemühen.

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