Gelsenkirchen-Ückendorf. Aus Schrotthäusern an der Bochumer Straße sollen teure Millionen-Objekte werden. Eigentümer erklärt Gründe für Stillstand und wie es weitergeht.

Marode Häuser gibt es an der Bochumer Straße und im Umfeld des Quartiers Ückendorf zu Genüge. Eines fällt besonders im Sanierungsgebiet auf, weil es ein riesiges Gerüst umfasst, auf dem schwere Wassertanks für Stabilität sorgen: Aufwändige Sicherheitsmaßnahmen, die verhindern sollen, dass Passanten etwas Schlimmes passiert, wenn sie dort entlang gehen - dass ihnen etwa Stücke aus der bröckelnden Fassade auf den Kopf fallen. Nach Jahren des Stillstandes hat sich viel wurzelndes Grün ins Mauerwerk gekrallt, unter anderem streckt sich eine zwei Meter hohe Birke am Giebeldach dem Licht entgegen.

Schrotthäuser an der Bochumer Straße in Gelsenkirchen: Sanierung beginnt laut Eigentümer in 2025

Damit ist bald Schluss. Das sagt zumindest Jörg Kleine. Der 71-jährige Unternehmer und Projektentwickler aus Grefrath war eigens zur Sitzung des Planungsausschusses im buerschen Rathaus angereist. Dort stand unter anderem ein Sachstandsbericht zu den Häusern Bochumer Straße 164 und 166 auf der Tagesordnung. Beide Häuser hatte Kleines Sohn vor vier Jahren gekauft. Doch weder Stadtbaurat Christoph Heidenreich noch sonst ein Vertreter der Stadt gab dem Gremium adhoc Auskunft zu den Gebäuden, zur nächsten Sitzung wird ein schriftlicher Bericht erwartet.

Dem Unternehmer nach gibt es einiges zu erzählen. Botschaft: „Die beiden Häuser werden kernsaniert. Es entstehen 16 barrierefreie und altengerechte Wohnungen nebst einem Tiny-House in einem Hinterhof mit einer Wohnfläche von insgesamt rund 1400 Quadratmetern“, sagt Kleine. Beide Häuser sollen nach förderungsfähigem KfW-55-Standard saniert werden. Dem Unternehmer nach wird selbst die stuckverzierte Fassade rekonstruiert, jede Wohnung erhält einen Balkon und eine Fußbodenheizung - beide Häuser jeweils einen leisen Hydraulik-Aufzug.

So soll das Haus Bochumer Straße 164 nach der Sanierung aussehen - hier die Vorderansicht.
So soll das Haus Bochumer Straße 164 nach der Sanierung aussehen - hier die Vorderansicht. © Foto: Nikos Kimerlis

Neu ist auch, dass die auf drei Jahre begrenzten Baugenehmigungen für die beiden Häuser auf Kleines Antrag hin „jetzt gerade verlängert wurden“. Die Stadt hat diese Angaben bestätigt. Den mehrjährigen Stillstand erklärt der Unternehmer damit, dass eine seiner NoVet-GmbH, „als Folge der Corona-Krise in die Insolvenz“ gehen musste. Danach habe ihn eine „schwere Krebserkrankung“ längere Zeit aus dem Geschäftsverkehr gezogen.

Nun aber, und damit meint Jörg Kleine Anfang 2025, soll es endlich weitergehen, mit den beiden Immobilien. „Die Projektentwicklung ist abgeschlossen“. Anfang nächsten Jahres fällt demzufolge der Startschuss für die Sanierung. Ein mögliches Umsetzungsmodell ist, dass eine seiner verbliebenen Gesellschaften als Bauträger auftritt und die fertigen Häuser dann an einen Investor verkauft. Einem anderen Modell liegt ein Weiterverkauf und eine anschließende Sanierung zugrunde.

So soll das Haus Bochumer Straße 164 nach der Sanierung aussehen - hier die Rückansicht.
So soll das Haus Bochumer Straße 164 nach der Sanierung aussehen - hier die Rückansicht. © Foto: Nikos Kimerlis

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So oder so, am Ende stellen die Häuser eine wertvolle Geldanlage dar. Denn die Abschreibung von Gebäuden in einem ausgewiesenen Sanierungsgebiet wie das Ückendorfer Quartier ist sehr viel höher als gewöhnlich. In den ersten acht Jahren werden neun Prozent der Herstellungskosten und in den darauf folgenden vier Jahren sieben Prozent abgesetzt. Das geht aus dem Einkommensteuergesetz (Absetzung für Abnutzung) hervor. 

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Seinerzeit hat Kleine nach eigenen Angaben etwas mehr als 200.000 Euro für die beiden Gebäude bezahlt. Kernsaniert taxiert der 71-Jährige den Quadratmeterpreis auf 3500 bis 4000 Euro. Das amtliche BORIS-Portal (Zentrales Informationssystem der Gutachterausschüsse und des Oberen Gutachterausschusses für Grundstückswerte in NRW) weist Werte ab 1500 Euro pro Quadratmeter aus für Altbauten. Trotzdem: Der oder die neuen Eigentümer halten dann mit den frisch sanierten Immobilien Werte in Höhe von mehreren Millionen Euro. Für Investoren also ein lohnendes Geschäft.