Gelsenkirchen. Gut gemeint, nicht gut gemacht: Das Gelsenkirchener Angebot wird kaum angenommen. Die Stadt sollte auf Gebührenfreiheit setzen.

Was haben sich die Verantwortlichen für Hoffnungen gemacht, als das Fahrrad-Parkhaus in Buer 2023 in Betrieb ging: Mit den 32 Stellplätzen, Ladestationen und Lastenrad-Abstellflächen sollte das Fahrrad-Fahren attraktiver werden, zumal für Pendlerinnen und Pendler. Gar von einem Beitrag zur Mobilitätswende vor Ort war die Rede. Doch das Projekt illustriert auf traurige Weise: Gut gemeint ist nicht unbedingt gut gemacht. Dabei besonders ärgerlich: hier drohen Steuergelder im Wert von 375.000 Euro verschwendet zu werden.

Zugegeben: Es braucht gute Argumente, Autofahrende auf die umweltfreundliche Kombination von Rad und ÖPNV zu locken. Das Deutschlandticket ist so eins, und auch ein Rad-Parkhaus an so einem zentralen Standort könnte es sein. Die schlechten Nutzungszahlen aber sprechen ihre eigene Sprache: Die Anlage wird kaum angenommen, ebenso wenig wie die Mini-Garagen an einigen Bahnhöfen in den Stadtteilen.

Fahrrad-Unterstell-Möglichkeiten sollten gebührenfrei sein

Die Gelsenkirchener WAZ-Redakteurin Christiane Rautenberg hält das Fahrrad-Parkhaus und die -Boxen für eine gute Idee. Im Realitätstest müsste aber noch einiges nachgeschärft werden.
Die Gelsenkirchener WAZ-Redakteurin Christiane Rautenberg hält das Fahrrad-Parkhaus und die -Boxen für eine gute Idee. Im Realitätstest müsste aber noch einiges nachgeschärft werden. © funkegrafik nrw | Anna Stais

Dass es tatsächlich nur an der schlechten Sichtbarkeit und dem vermeintlich miesen Bekanntheitsgrad des Fahrrad-Parkhauses liegt, darf zumindest bezweifelt werden. Passionierte Radler sind zumeist gut vernetzt und am ehesten bereit, fürs Unterstellen ihrer oft wertvollen Bikes zu zahlen. Wenn sich sonstige Pendler nicht dazu motivieren lassen, muss das andere Gründe haben: Entweder ist ihnen dieser Service das Geld nicht wert, sie sind mit den digitalen Tools überfordert - oder es besteht schlicht (noch) nicht genügend Bedarf. Etwa weil sie aufs bequeme Auto setzen.

Was womöglich aktuell so ist, muss freilich nicht so bleiben. Deshalb sind sichere Unterstellmöglichkeiten für Räder wichtig, weil sich der Bedarf nicht nur ändern kann, sondern - angesichts des Klimawandels - mittel- und langfristig auch soll. Aber dann darf Geld nicht nur in Werbung gesteckt werden, um solche Angebote bekannter zu machen - sondern auch in den Betrieb. Einerseits um die Registrierung zu vereinfachen, und andererseits um die Anlage komplett gebührenfrei zu halten. Sonst gerät das Ganze vollends zu dem, was es bislang nur zu werden droht: ein Steuerverschwendungs-Projekt.