Gelsenkirchen-Horst. Eine Firma aus Gelsenkirchen-Horst ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen, hat Kunden in ganz Europa. Jetzt schaute ein Minister vorbei.

Gelsenkirchen ist nach wie vor eine Industriestadt, Strukturwandel hin oder her. Das wusste auch Oberbürgermeisterin Karin Welge zu würdigen: „Klein, aber fein“, so ihr Urteil über die Horster Firma Zwaka Werkzeugbau: „Das ist gesunder Mittelstand, solche Unternehmen braucht Gelsenkirchen.“

Hoher Besuch hatte sich an diesem sonnigen Oktobervormittag an der Horst-Gladbecker-Straße eingefunden: Landesarbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) schaute vorbei, mitgebracht hatte er Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG-Stifung. Anlass für den Besuch war das Thema Ausbildung: Schon vier Auszubildende hat die Firma Zwaka mithilfe der Ausbildungsprogramme des Landes gefunden, die die RAG-Stiftung an den ehemaligen Kohlestandorten in NRW seit 2008 finanziell unterstützt. „Vor Ort in Gelsenkirchen übernimmt die gemeinnützige Arbeitsförderungsgesellschaft die Umsetzung des Programmes „Ausbildungswege NRW‘“, erläuterte Annette Thaler von der Gafög: „In den vergangenen Jahren haben wir schon einiges bewegt.“

Gelsenkirchener Firma beliefert Kunden in ganz Europa

Erfahrungsaustausch: Arbeitsminister Karl-Josef Laumann, selbst ehemaliger Schlosser, im Gespräch mit Auszubildenden.
Erfahrungsaustausch: Arbeitsminister Karl-Josef Laumann, selbst ehemaliger Schlosser, im Gespräch mit Auszubildenden. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die Firma Zwaka ist so etwas wie ein „Hidden Champion“: 2008 von Andreas Zwaka gegründet, ist der Betrieb im Laufe der Jahre stetig gewachsen. Waren es zur Gründung noch zehn Mitarbeiter, so sind es heute knapp 30 – Tendenz steigend. Zwaka hatte als Mitarbeiter bei Seppelfricke begonnen und war dann 2002 als Betriebsleiter zur Ückendorfer Firma Brüning gewechselt, mit der Perspektive, das Unternehmen einmal zu übernehmen.

2008 war es so weit, weil der Platz am alten Standort irgendwann nicht mehr ausreichte, zog der Betrieb 2018 nach Horst, auf das Gelände der ehemaligen Stahlbaufirma Pogge. Heute leitet Andreas Zwaka das Unternehmen gemeinsam mit Tochter Julia und Sohn Raphael.

Videos und Bilder aus Gelsenkirchen finden Sie auch auf unserem Instagram-Kanal GEtaggt. Oder abonnieren Sie uns kostenlos auf Whatsapp und besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.

„Wir produzieren Teile für ganz unterschiedliche Branchen“, erklärt Andreas Zwaka: „Von der Energieerzeugung, etwa Windräder, über Ölbohrsysteme bis hin zur Schokoladenherstellung.“ Der Anblick der alten Halle an der Horst-Gladbecker-Straße vermittelt von außen nämlich einen falschen Eindruck: Im Inneren befindet sich High-Tech, mehr als 20 moderne CNC-Maschinen stehen dort. In Kisten verpackt sieht der Besucher, was hergestellt wird: Metallteile in unterschiedlichen Formen, mit komplizierten Bohrungen – für den Laien ist zunächst völlig unklar, um was für Teile es sich dabei handelt.

CNC: Das steht für „Computerized Numerical Control“ (rechnergestützte numerische Steuerung). Eine solche Maschine ist in der Lage, ein Werkstück, etwa aus Metall oder Kunststoff, sehr präzise in die gewünschte Form zu bringen. Durch Programmierung werden spezifische Bewegungsabläufe und Bearbeitungsschritte vorgegeben, die von der Maschine exakt ausgeführt werden. Dies ermöglicht die Herstellung komplexer Formen und Teile, vor allem die Herstellung in Masse. Die Arbeit, die also früher ein Dreher oder Schlosser per Hand ausgeführt hat, lässt sich so automatisch und in hoher Stückzahl erledigen. Die Kunden von Zwaka bauen die entsprechenden Teile dann in ihre Anlagen ein, und so finden sich nicht nur in Deutschland, sogar inzwischen in ganz Europa. Darunter sind auch bekannte Namen wie etwa MAN.

Seit 2017 wird bei Zwaka auch ausgebildet

Großen Wert wird bei Zwaka auch auf das Thema Ausbildung gelegt: „Wir haben seit 2017 jedes Jahr mindestens einen Auszubildenden“, berichtet Julia Zwaka, aktuell seien es sogar noch mehr: „Vier junge Menschen bilden wir in der Fertigung aus, eine Auszubildende im Büro.“ Das wusste auch Minister Laumann zu schätzen, der sich in der Firmenhalle ohnehin wohlzufühlen schien: „Ich habe 17 Jahre als Schlosser gearbeitet“, berichtete der Minister, der noch einmal die Werbetrommel für das Handwerk rührte: „Die Chancen für Auszubildende sind heute so gut wie nie“, so Laumann. „Wer in diesen Zeiten einen Gesellen- oder Facharbeiterbrief hat, der muss sich um seine berufliche Zukunft keine Sorgen machen.“ Mit Freude habe er zur Kenntnis genommen, dass seit einiger Zeit die Zahl der neuen Auszubildenden die der neuen Studenten übersteigen würde.

Der Bedarf an Ausbildungsplätzen sei in vielen Städten des Ruhrgebiets nach wie vor hoch, so Laumann. Die Landesregierung fördert bereits seit 2018 mit dem „Ausbildungsprogramm NRW“ und nun mit „Ausbildungswege NRW“ zusätzliche Ausbildungsplätze in Arbeitsmarktregionen, in denen für Bewerberinnen und Bewerber eine ungünstige Ausbildungsmarktlage vorliegt. Dazu gehört beispielsweise auch Gelsenkirchen. „Niemand darf am Übergang von der Schule in den Beruf verloren gehen. Das kommt auch den Betrieben zugute, die händeringend auf der Suche nach den passenden Kandidatinnen und Kandidaten sind“, so Laumann.