Gelsenkirchen. Eine Ausstellung über die Filmgeschichte des Ruhrgebiets läuft derzeit im Ruhr-Museum in Essen. Gelsenkirchen spielt darin eine Hauptrolle.

„Glückauf - Film ab!“ lautet der Titel einer Ausstellung zur Kino- und Filmgeschichte des Ruhrgebiets, die seit Ende Juni und noch bis März 2025 im Ruhr-Museum zu besichtigen ist. Und die Fahrt in die Nachbarstadt zum Weltkulturerbe Zollverein in Essen lohnt sich auch für hiesige Cineasten und Lokalpatrioten, denn in dieser sehr sehenswerten Sonderausstellung steckt überraschend viel Gelsenkirchen drin.

Erinnerungen an die „Regina-Lichtspiele“ in Gelsenkirchen

So darf sich das geneigte Publikum im Ausstellungsareal auf ein Wiedersehen mit alten Kinopalästen des Reviers freuen - manche davon sind längst abgerissen, andere bis heute ein beliebter Treffpunkt für Filmfreunde. Aus Gelsenkirchen sind etwa tolle Innenaufnahmen der „Regina-Lichtspiele“ aus dem Jahr 1957 mit dabei. Die Schwarz-Weiß-Fotos stammen von Karl Hugo Schmölz. Die mit Holz verkleideten Seitenwände waren damals mit hellgrünem Kunstleder bespannt. Architekt des imposanten Saals war Wilhelm Koep.

Auch Filmplakate einiger großer Klassiker gehören zur Ausstellung.
Auch Filmplakate einiger großer Klassiker gehören zur Ausstellung. © Thomas Richter

Auch das Foyer des „Apollo“ ist verewigt. Damit ist aber nicht das heutige Multiplex-Kino gemeint, das im Schatten der Schalker Arena zu finden ist, sondern das gleichnamige Traditionskino an der Bahnhofstraße 79 in der Altstadt. Das existiert aber schon längst nicht mehr. Sein Foyer geht auch heute noch als absoluter Hingucker durch. Ein Foto zeigt den 50er-Jahre-Stil, in dem es eingerichtet war. Eine imposante, geschwungene Treppe führte damals hinauf zur Galerie mit Zugang zu den Rangplätzen. Ein unvergessliches Stück Gelsenkirchener Kino-Geschichte.

Natürlich wird auch an bedeutende Spielfilme erinnert, deren Handlung im Ruhrgebiet angesiedelt ist oder die hier gedreht wurden. Dazu gehört auch „Das Wunder des Malachias“. Dieses Werk von Starregisseur Bernhard Wicki („Die Brücke“) aus dem Jahr 1961 mit Horst Bollmann und Günter Pfitzmann in den Hauptrollen ist ein gesellschaftskritisches Sittengemälde, dessen zentrale Szenen in Gelsenkirchen gedreht wurden - mit einigen Altstadt-Bewohnern als dringend benötigte Komparsen.

Das Ruhr-Museum im Weltkulturerbe Zollverein in Essen-Katernberg zeigt die Sonderausstellung „Glückauf - Film ab!“ zur Kino- und Filmgeschichte des Ruhrgebiets. Auch der in Gelsenkirchen gedrehte Film „Das Wunder des Malachias“ findet seine Würdigung.
Das Ruhr-Museum im Weltkulturerbe Zollverein in Essen-Katernberg zeigt die Sonderausstellung „Glückauf - Film ab!“ zur Kino- und Filmgeschichte des Ruhrgebiets. Auch der in Gelsenkirchen gedrehte Film „Das Wunder des Malachias“ findet seine Würdigung. © Thomas Richter

Vor allem die Szenen, die in und vor der „Eden-Bar“ spielen, sprühen vor Lokalkolorit. Denn der für die Ausstattung zuständige Ernst A. Schomer errichtete die markante Kulisse auf einem der letzten Trümmergrundstücke, die Gelsenkirchen Anfang der 60er Jahre noch zu bieten hatte. Und das befand sich direkt im Schatten der Altstadtkirche am Heinrich-König-Platz. Auch das damals bereits eröffnete Musiktheater im Revier diente als Drehort. Fotos, Plakate und Texte von damals erinnern an dieses Werk.

Willy Sprenger eröffnete 1911 in Gelsenkirchen das „Apollo“

Doch auch wichtige Kino-Betreiber werden geehrt. Aus Gelsenkirchener Sicht ist da vor allem Willy Sprenger (1884-1957) zu nennen. Er eröffnete im Jahr 1911 mit besagtem „Apollo“ in der Altstadt eines der ersten ortsfesten Kinos in Deutschland. Dort wurden seinerzeit aber nicht nur Filme, sondern auch Varieté-Veranstaltungen aufgeführt. Und in diesem Saal lief im Jahr 1929 auch der erste Tonfilm in ganz Gelsenkirchen.

1951 wurde das zerstörte Haus wiedereröffnet. Und Sprenger vertraute gleich auf die Cinemascope-Breitwandtechnik. Er zeigte sich Zeit seines Kinobetreiber-Lebens gegenüber technischen Errungenschaften sehr aufgeschlossen. Zu den tollen Ausstellungsstücken gehört etwa eine Einladungskarte für die Eröffnung des „Apollo“ am 13. September 1951. Zu diesem Anlass wurde der Farbfilm „Sensation in San Remo“mit Marika Rökk gezeigt.

Die Ausstellung ist im Ruhr-Museum auf Zollverein in Essen zu sehen.
Die Ausstellung ist im Ruhr-Museum auf Zollverein in Essen zu sehen. © WAZ

Die Gegenwart kommt ebenfalls nicht zu kurz: So erhält Michael Meyer, der seit 1995 und bis heute die „Schauburg“ in Buer betreibt, ebenso seine verdiente Würdigung wie der „Geheimnisvolle Filmclub Buio Omega“. Dieser vor 25 Jahren in Gelsenkirchen gegründete Verein hält die Fahne für kultige Werke des Genre-Films hoch und führt diese regelmäßig in Samstags-Matineen in der „Schauburg“ auf. Gezeigt wird auch ein Exemplar eines „Joe“. Mit dieser an einen Oscar erinnernden Trophäe wurden einst Filmschaffende für ihre Leistungen in der „Schauburg“ mit dem Preis ausgezeichnet. Darunter Kino-Größen wie Franco Nero.

Erinnert wird an die Dreharbeiten des Films „Der Junge muss an die frische Luft“ von Charlotte Link, der auf die jungen Jahre im Leben des beliebten Schauspielers und Autoren Hape Kerkeling blickt. Mehrere Szenen wurden 2017 in der Straße Ahlmannshof in Bismarck gedreht, wo der Ruhrpott der 70er Jahre noch einmal zum Leben erweckt wurde.

Doch auch die Sparte „Dokumentarfilm“ wird in dieser Ausstellung gewürdigt. So sind auch Ausschnitte aus dem Werk „Stadt der tausend Feuer“ von 1951 zu sehen, das Hans-Georg Dammann und Jost Graf Hardenberg damals im Auftrag der Stadt Gelsenkirchen erstellt hatten. Und auch die übrigen Ausstellungsteile ohne Gelsenkirchen-Bezug sind eine Reise nach Zollverein wert.

Die Ausstellung im Ruhr-Museum auf Zollverein ist noch bis 2. März 2025 täglich geöffnet (montags bis sonntags) von 10 bis 18 Uhr. Karten kosten zehn Euro (ermäßigt: sieben), Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie Schülerinnen und Studenten unter 25 Jahren haben freien Eintritt.