Gelsenkirchen. Frauenpower für die Schauburg: Diese drei Damen stehen nun an der Spitze des Gelsenkirchener Traditionskinos. Das sind ihre konkreten Pläne.

Aller guten Dinge sind drei: Dieses alte Sprichwort hat nun auch Michael Meyer beherzigt. Der Geschäftsführer der „Schauburg“ hat sich auf der Suche nach einer Nachfolgelösung für den in den Ruhestand gewechselten Kino-Leiter Ralf Kolecki nicht für eine Einzelperson entschieden. Sondern für ein weibliches Führungstrio. Das neue Motto im Traditionskino am Rande der Horster Straße in Buer lautet jetzt also: geballte Frauenpower!

Das Trio arbeitet bereits im Dorstener Kino erfolgreich zusammen

Wir treffen Janine Di Betta, Ayla Öztürk und Laura Tichelofen im Foyer der „Schauburg“. Seit mehreren Wochen haben sie hier bereits das Ruder übernommen und in dieser Zeit natürlich auch schon das 16-köpfige Team der Mitarbeitenden kennengelernt, hinter die Kulissen des drei Säle umfassenden Gebäudes geblickt und die bisherigen Abläufe im Alltag gecheckt.

Auch der Saal „Lux“ in der „Schauburg“ zählt für Janine Di Betta, Laura Tichelofen und Ayla Öztürk zu den absoluten Schmuckstücken des Gelsenkirchener Traditionskinos.
Auch der Saal „Lux“ in der „Schauburg“ zählt für Janine Di Betta, Laura Tichelofen und Ayla Öztürk zu den absoluten Schmuckstücken des Gelsenkirchener Traditionskinos. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

„Ich kannte dieses Kino vorher nur als Besucherin. Aber das Haus hat natürlich in der gesamten Region einen sehr guten Ruf“, sagt Ayla Öztürk. Seit 2004 arbeitet die 61-Jährige nun schon in der Kinobranche. Genauer gesagt: Im „Central Kinocenter“ in ihrer Heimatstadt Dorsten. Dort fungiert Michael Meyer ebenfalls als Geschäftsführer. Also wusste er um die Fähigkeiten Öztürks, die seit 2011 im „Central“ als Leiterin des Hauses fungiert. Und vertraute ihr nach der in Buer entstandenen Personallücke die neue Aufgabe an. Zusätzlich zu ihrer bisherigen, die sie weiterhin innehat.

Für die Dritte im Bunde ist es ein beruflicher Aufstieg

Das alles gilt auch für Janine Di Betta. Die 50-jährige Dorstenerin bildet im „Central“ gemeinsam mit Öztürk das Führungsduo. Während Di Betta sich vornehmlich um die Geschäftsfelder Marketing und Öffentlichkeitsarbeit kümmert, fokussiert sich Öztürk auf das Personal und die Verwaltung. Unterstützt werden die beiden in der „Schauburg“ nun von der Dritten im Bunde: Das ist Laura Tichelofen, 34, die in Bochum lebt und den beiden bislang im Dorstener Kino assistierte. Zudem war sie dort auch als Filmvorführerin im Einsatz. Für sie bedeutet der Sprung in die neue Führungstroika einen beruflichen Aufstieg.

Die Konzertreihe „Candlelight Cinema“ hat bereits einmal im Gelsenkirchener Kino „Schauburg“ stattgefunden.
Die Konzertreihe „Candlelight Cinema“ hat bereits einmal im Gelsenkirchener Kino „Schauburg“ stattgefunden.

„Ich vertraue hier nun bewust auf eine Teamlösung und finde das neue Konstrukt wunderbar“, erklärte Geschäftsführer Meyer. So ein Trio sei eben nicht „die klassische Regelung, sondern eine spannende Alternative“. Weil diese in Dorsten in den vergangenen Jahren aber bestens funktioniert habe, habe er keinerlei Zweifel, warum es nicht auch in Buer klappen sollte.

Die Kolleginnen im Führungszirkel als Korrektiv

Aber ist diese Doppelbelastung nicht zu schwer, um sie schultern zu können? „Nein“, antwortet Di Betta. „Das ist ja gerade der Vorteil der Teamlösung. Wir können uns bei Bedarf auf die beiden Häuser in Buer und Dorsten aufteilen. Es müssen ja nicht zwingend immer alle drei nur zusammen an einem Ort sein.“ Die Koordination erfordere allerdings eine gute Absprache. Aber das sei bislang kein Problem gewesen. „Und ich bin mir sicher, dass wir uns auch als Dreier-Führungsteam sehr gut ergänzen werden“, so Di Betta. Und wenn es doch mal Uneinigkeiten geben sollte? „Dann werden wir uns arrangieren und eine Lösung finden“, so Öztürk. Kolleginnen könnten bei Entscheidungsfindungen ein wertvolles Korrektiv sein.

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Mit der Amtsübernahme hat sich das Trio auch gleich einige Innovationen für die „Schauburg“ einfallen lassen. So wird es ab September eine „Klassiker-Reihe“ geben. Sie soll laut Di Betta „Eventcharakter haben und einmal im Monat stattfinden“. Zum Auftakt soll Christopher Nolans Sci-Fi-Meisterwerk „Interstellar“ noch einmal auf Großleinwand geizeigt werden - inklusive einer spannenden Einführung zum Film. Der genaue Termin wird bald veröffentlicht.

Im September startet eine neue Filmreihe mit Kino-Klassikern

Auch die Zahl der Events soll erhöht werden: So wird im Oktober zunächst eine Blues-Brothers-Coverband zum Konzert im Kinosaal auftreten, ehe anschließend der gleichnamige Kultfilm läuft. Auch das „Candlelight-Cinema“ sei ein weiterer Baustein, um den Publikumskreis zu erweitern. Bei der Erstauflage waren bereits über 300 Besucher vor Ort, als sich der große Saal in ein Meer aus flackerndem Kerzenlicht verwandelte.

Trotz eines veränderten Sehverhaltens in Teilen der Gesellschaft glauben alle drei Frauen fest an eine rosige Zukunft des Kinos. „So in einen Film abtauchen wie hier, das kann man bei keinem Streamingdienst“, stellt Laura Tichelofen fest. „Man kann sich mit Freunden, aber auch allein unter Fremden berauschen lassen. Und das wird auch weiterhin so bleiben.“