Gelsenkirchen. Fast drei Jahrzehnte leitete Ralf Kolecki das Traditionskino „Schauburg“ in Gelsenkirchen-Buer. Nun genießt er den Ruhestand.

In der „Schauburg“ ist eine Ära zu Ende gegangen: 29 Jahre lang war Ralf Kolecki der Leiter des traditionsreichen Filmpalastes, kürzlich ist er in den verdienten Ruhestand gewechselt. Seit einigen Monaten genießt er nun seine neu gewonnene Freizeit - der ideale Moment, um mit etwas Abstand noch einmal zurückzublicken. Auf seine eigene Geschichte. Und die des beliebten Kinos in Buer.

Abschiedsparty war ein emotionaler Schlusspunkt

„Mein Wechsel stand schon lange vorher fest. Deswegen konnte ich mich innerlich auch bestens darauf einstellen“, erzählt Kolecki beim Treffen, das natürlich in der „Schauburg“ stattfindet. Dort an der Horster Straße hatte er auch seine kleine Abschiedsparty geschmissen. Rund 30 Kolleginnen und Kollegen seien mit dabei gewesen, als es hieß, „Tschüss“ zu sagen. „Zwei Ex-Mitarbeiterinnen sind sogar extra vorbeigekommen, eine davon aus Rheinland-Pfalz“, sagt Kolecki und betont: „Das war für mich ein schöner emotionaler Schlusspunkt.“

Ein Filmprojektor aus analogen Zeiten gehört zu den Blickfängen im Foyer der „Schauburg“.
Ein Filmprojektor aus analogen Zeiten gehört zu den Blickfängen im Foyer der „Schauburg“. © Thomas Richter

Begonnen hatte sein cineastischer Berufsweg bereits Ende der 80er-Jahre. Da arbeitete Kolecki, der damals noch Geografie studierte, als Filmvorführer in diversen Ruhrgebiets-Kinos. So auch im „Hollywood“, das mit seinen vier Sälen in der Marientor-Passage untergebracht war. „Ich war schon immer ein großer Kino-Fan“, begründete Kolecki die Wahl. Zudem habe sich sein Filmvorführer-Job mit den dazu gehörenden späten Arbeitszeiten hervorragend mit seinen Verpflichtungen an der Universität verbinden lassen.

Ein Angebot, das Ralf Kolecki nicht ausschlagen konnte

Im September 1995 folgte dann ein entscheidender Moment: Der Vorbesitzer der „Schauburg“ hatte Insolvenz angemeldet. Zu diesem Zeitpunkt war das Haus bereits seit einigen Wochen geschlossen. Michael Meyer, der schon Betreiber einiger anderer Kinos im Ruhrgebiet war, entschied sich, die „Schauburg“ zu übernehmen. „Und obwohl wir uns da noch gar nicht so lange kannten, hat er mir sofort die Chance gegeben, dort Betriebsleiter zu werden“, blickt Kolecki zurück. Ein Angebot, das er nicht ausschlagen konnte.

Schalkes Kult-Manager Rudi Assauer und Schauspieler Uwe Ochsenknecht waren bei der Premiere des Films „Fußball ist unser Leben“ in der „Schauburg“ zu Gast.
Schalkes Kult-Manager Rudi Assauer und Schauspieler Uwe Ochsenknecht waren bei der Premiere des Films „Fußball ist unser Leben“ in der „Schauburg“ zu Gast. © Fremdbild | Fremdbild

Die nächsten Wochen war er damit beschäftigt, geeignetes Personal zu suchen und zu finden. Das klappte. Ein knapp zehnköpfiges Team stemmte den Neustart. Und so kam es, dass die Zwangspause der „Schauburg“ nach relativ kurzer Zeit schon wieder beendet war und der erste Film wieder auf der Großleinwand flimmern konnte. Und das war: „Der 1. Ritter“ mit Richard Gere und Sean Connery.

Job des Filmvorführers umfasste früher viel mehr Arbeit

„Das waren aber noch andere Zeiten, sowohl vor auch als hinter den Kulissen“, sagt Kolecki. So seien die Kinokarten damals noch an der Theke im Foyer verkauft worden. „Und das waren noch die analogen Zeiten. Als Filmvorführer musste man die Filmrollen auflegen und im richtigen Moment überblenden.“ Dafür hätte es einer gewissen Präzision und Grundschnelligkeit bedurft. „Das war damals noch ein richtig hartes Stück Handarbeit“, sagt Kolecki und lacht. Heute in digitalen Zeiten hätten sich die Aufgaben des Filmvorführers deutlich verändert. „Da bedient man hauptsächlich einen Computer.“

Auch baulich habe sich mit seinem Amtsantritt vieles verändert. So sei das „Studio“ damals in einem „erbärmlichen Zustand“ gewesen, macht der Ruheständler klar. Der rot-orangefarbene, völlig abgenutzte Teppich sei entfernt, der ganze Saal renoviert worden. Auch die „Schauburg“ als größter Saal wurde nach und nach modernisiert - bis hin zur Anschaffung von digitalen Projektoren der neuesten Generation, die heute ein qualitatives Topniveau bei der Bildqualität garantieren. „Die Filmvorführungen sind im Vergleich zu früher einfach viel weniger störungsanfällig“, fasst Kolecki zusammen.

Filpremiere mit Rudi Assauer und Uwe Ochsenknecht

Zu seinen Lieblingsmomenten in den knapp drei Jahrzehnten als Verantwortlicher in der „Schauburg“ zählt ganz sicherlich die Premieren-Party zum Film „Fußball ist unser Leben“ im Frühjahr 2000. „Da standen locker über 1000 Leute vor dem Kino. Rudi Assauer und Huub Stevens waren dabei, aber auch Uwe Ochsenknecht und Tana Schanzara“, erinnert sich Kolecki. Autogrammjäger hätten sich ohne Ende um den roten Teppich gescharrt. „Das war und ist bis heute die größte Kinopremiere aller Zeiten in Gelsenkirchen“, lautet seine Einordnung.

Und wie sieht nun sein Ruhestand aus? „Ich engagiere mich in der Werkstatt und kümmere mich um die Organisation der kulturellen Veranstaltungen dort“, sagt der 62-jährige Unruheständler. Dem Kino im Allgemeinen und der „Schauburg“ im Besonderen prognostiziert er eine gute Zukunft. Allerdings müsse man offen für Veränderungen sein und neben dem täglichen Betrieb auch auf weitere Säulen setzen - etwa die Vermietung der Räumlichkeiten für Firmenfeiern. Dennoch stünde eines fest: „Nirgends entfalten Filme eine solche Kraft und Pracht wie im Kino.“ Das war so, ist so und wird immer so bleiben...