Gelsenkirchen. Die aktuelle Lage auf dem Gelsenkirchener Immobilienmarkt: Die Verkaufszahlen sinken, aber die Preise bei Mehrfamilienhäusern steigen.

Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte der Stadt Gelsenkirchen hat zum ersten Halbjahr 2024 die Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt in Gelsenkirchen analysiert. „Wir verzeichnen weiterhin eine Kaufzurückhaltung. Die Anzahl der Verkäufe ist nochmals um sieben Prozent zurückgegangen“, berichtet Carsten Müller, der Vorsitzende des Ausschusses. Der Geldumsatz ist leicht gestiegen, liegt aber mit 170 Millionen Euro rund 40 Prozent unter dem Niveau der Jahre 2021 und 2022.

Dabei stellt sich die Preisentwicklung in den einzelnen Marktsegmenten sehr unterschiedlich dar: „Die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser sind weiterhin fallend. Mit einem Rückgang von fünf Prozent liegen wir nun wieder auf dem Niveau des Jahres 2021“, so Müller. „Bei den Eigentumswohnungen haben wir die Talsohle wohl schon wieder durchschritten“. Der Ausschuss verzeichnete hier steigende Preise von etwa vier Prozent. Ebenso gehen auch die Preise bei den Mehrfamilienhäusern wieder nach oben. Die Käufer mussten hier rund zehn Prozent mehr bezahlen als noch im vergangenen Jahr.

Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte ist ein unabhängiges, neutrales Gremium, dessen 20 Mitglieder von der Bezirksregierung für jeweils fünf Jahre bestellt werden. Dem Ausschuss gehören fachkundige Mitglieder aus den Bereichen Architektur, Vermessung und Immobilienbewertung an. Während übliche Immobilienbewertungsportale oft mit Schätzwerten arbeiten, liegen dem Internetportal der Gutachterausschüsse die tatsächlichen Kaufs- und Verkaufswerte zugrunde. 

Achterbahnfahrt auf dem Immobilienmarkt

Von einer „Achterbahnfahrt“ auf dem Immobilienmarkt in den vergangenen fünf Jahren, sprach aber im Frühjahr auch schon Felix Kusch, Geschäftsführer des Immobilienportals Immowelt. „Erst die Niedrigzinsphase gepaart mit Preisexplosionen, dann die Trendwende durch den Zinsanstieg mit sinkenden Preisen als Folge und nun der nächste Wendepunkt mit wieder leicht steigenden Preisen“, skizzierte Kusch die Entwicklung der vergangenen Jahre. „Eigentümer können aber gelassen bleiben: Die enormen Preisanstiege der letzten Jahre wurden durch die kurzzeitigen Rückgänge bei weitem nicht ausgeglichen. 2024 ziehen die Preise für Wohneigentum bereits wieder an, was für die Wertstabilität von Immobilien spricht“, so Kusch weiter.

Zuletzt überraschte auch eine Studie von Immowelt. Für die Zeitung Welt hatte das Immobilienportal, das wie Welt zu Axel Springer gehört, die Quadratmeterpreise von Bestandswohnungen in den größten Städten Nordrhein-Westfalens verglichen. Demnach sind die Preise in Gelsenkirchen für Bestandswohnungen (75 Quadratmeter, 3 Zimmer, 1. Stock; Baujahr 1990er Jahre) besonders stark gestiegen.

Besonders in den vergleichsweise preiswerten Städten aus dem Ruhrgebiet fallen die Verteuerungen besonders stark aus. In Dortmund (2.499 Euro) kosten Wohnungen durchschnittlich 30 Prozent mehr als vor fünf Jahren, in Essen (2.465 Euro) sind es 33 Prozent und in Duisburg (1.848 Euro) 28 Prozent. In Gelsenkirchen (1.563 Euro; 42 Prozent) und Herne (1.799 Euro; 41 Prozent) schossen die Preise sogar um über 40 Prozent in die Höhe, dennoch gehören beide Städte zu den drei preisgünstigsten Kreisen in ganz Nordrhein-Westfalen.

Wer den Wert einer Immobilie genauer kennen möchte, dem kann der Gelsenkirchener Immobilienpreis-Kalkulator eine Hilfe sein. Im Gegensatz zu vielen Internetportalen berechnet der Kalkulator den Durchschnittspreis einer Eigentumswohnung oder den Preis von Ein- und Zweifamilienhäusern aus tatsächlich gezahlten Kaufpreisen in der unmittelbaren Nachbarschaft und nicht aus Schätzungen und Angebotspreisen. Nutzerinnen und Nutzer können über das gemeinsame Internetportal der Gutachterausschüsse in NRW (boris.nrw.de) den Immobilienpreis-Kalkulator aufrufen und dort Informationen zum jeweiligen Objekt eingeben. Der ermittelte Wert ersetzt dabei kein amtliches Wertgutachten, bietet aber eine zuverlässige Methode, um eine realistische Größenordnung zu erhalten.