Gelsenkirchen. Die Energiekrise hat 2023 zu einer Flut an Anfragen bei der Verbraucherzentrale geführt. Auch „untergeschobene Verträge“ sorgen für Probleme.
Abschläge für Strom und Gas, kaum zu tragende Lebenshaltungskosten, die für Verzweiflung sorgen, ein neues Heizungsgesetz: Die Arbeit der Verbraucherzentrale Gelsenkirchen war auch 2023 geprägt von vielen unterschiedlichen Fragen und Problemen, die mit der Energiekrise zusammenhängen. Insgesamt 7250 Mal nahmen die Menschen die Beratung und Unterstützung der Verbraucherschützerinnen und Verbraucherschützer im vergangenen Jahr in Anspruch. „Ob zu Abrechnungen, Preisbremsen oder rechtlichen Fallstricken: Anfragen erreichten uns aus allen Bevölkerungsschichten“, berichtet die Leiterin der Beratungsstelle Sigrun Widmann.
Verbraucherzentrale: Gelsenkirchener verzweifeln an kaum zu tragenden Lebenshaltungskosten
Allein 25 Prozent der Anfragen seien auf den Bereich Energie entfallen. Und obwohl die Preise für Strom, Erdgas und Heizöl im Lauf des Jahres gesunken waren, sorgten die wechselnden Regelungen zu den Energiehilfen für Verwirrung. Häufig hätten eben diese Regelungen individuell erklärt werden müssen, um profitieren zu können, heißt es aus der Verbraucherzentrale. Zudem seien viele Menschen mit hohen Nachzahlungen konfrontiert gewesen. Die Diskussion um das sogenannte Heizungsgesetz der Bundesregierung bei Hausbesitzerinnen und Hausbesitzern habe ebenfalls für viel Verunsicherung gesorgt.
Die hohen Teuerungsraten insbesondere bei Energie und Lebensmitteln würden vor allem den Menschen zu schaffen machen, die ohnehin schon über wenig Geld verfügen. Aber auch Haushalte, die bislang gut mit dem Einkommen klarkamen, hätten über finanzielle Engpässe geklagt, so die Verbraucherschützer.
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„Daneben gab es aber auch die ganze Bandbreite weiterer Anliegen, etwa Probleme mit untergeschobenen Verträgen, neue und alte Betrugsmaschen, Fragen rund um Telefon und Internet oder Ärger bei Onlinekäufen“, so Widmann. Ein Beispiel: Die Werbebriefe des Düsseldorfer Telekommunikationsanbieters „1N Telecom“, die teils für große Irritationen gesorgt hätten. „Aufgrund der Namensähnlichkeit stimmten viele Verbraucherinnen und Verbraucher ungewollt einem Vertragswechsel von der Deutschen Telekom zu 1N Telecom zu und wurden anschließend sogar mit Schadensersatzforderungen konfrontiert“, sagt die Beratungsstellenleiterin.
Viele zum Teil verzweifelte Beschwerden von Postbank-Kunden
Viele zum Teil verzweifelte Beschwerden erreichten die Beratungsstelle zum Beispiel von Kundinnen und Kunden der Postbank beziehungsweise DSL Bank online. Die Probleme infolge einer IT-Umstellung betrafen unter anderem Girokonten, die Abwicklung von Nachlässen, Pfändungsschutzkonten und Immobilienfinanzierungen. Die Verbraucherzentrale NRW riet bei Pfändungsschutzkonten zur Klage auf Auszahlung des Kontoguthabens, die Beratungsstelle unterstützte mit Formulierungshilfen – „häufig konnten wir damit direkt helfen“, berichtet Sigrun Widman.
Insgesamt konnten sich die Verbraucherschützer im vergangenen Jahr bei rund 2636 Rechtsberatungen und -vertretungen zumeist erfolgreich für die Ansprüche von Ratsuchenden einsetzen. So konnte ein Verbraucher beispielsweise 2000 Euro sparen – mithilfe der Beratungsstelle gelang es, einen untergeschobenen Stromvertrag zu stornieren.
Weitere Informationen und Hilfe gibt es im Netz unter verbraucherzentrale.nrw/beratungsstellen/gelsenkirchen