Gelsenkirchen. Wie tragisch: 12.000 Fans fiebern beim Public Viewing im Gelsenkirchener Nordsternpark mit der deutschen Elf mit. Trauer nach dem bitteren 1:2.
Was für ein enormer Andrang: Knapp 12.000 Fans fieberten am Freitagabend in den beiden Fanzonen im Nordsternpark mit der deutschen Nationalelf mit. Zwischenzeitlich war sogar der Zugang zum Amphitheater und auf das Areal unterm Nordsternturm gesperrt. Das gemeinsame Hoffen und Bangen blieb am Ende leider wirkungslos: Deutschland ist nach dem 1:2 nach Verlängerung gegen Spanien aus der Heim-EM ausgeschieden. Was blieb, waren Trotz und Trauer.
Ganz viel Miteinander, ganz wenig Gegeneinander
Schon gut 90 Minuten vor dem Anpfiff treffen immer mehr Fans am Nordsternplatz ein. Aus einer grauen Wolkendecke tröpfelt es immer wieder hartnäckig herab. Nadine Kluschewski aus Horst kann das nicht stören. Sie hat aufgrund der schlechten Wetterprognosen vorgesorgt und ihre spezielle Schirm-Mütze aufgesetzt. Die hält schön trocken. Fußballgucken in den Fanzonen findet sie super. „Hier kann man ganz schnell neue Leute kennenlernen - egal, ob jung oder alt.“ Besonders erleichtert ist sie darüber, dass während der EM bislang Ausschreitungen die absolute Ausnahme geblieben sind: „Zum Glück gab es ganz viel Miteinander – und nur ganz wenig Gegeneinander.“
In Horst leben auch Ulrich und Ariane Klemen. Beim Public-Viewing-Heimspiel trägt er eine Riesen-Krawatte in Schwarz-Rot-Gold. Für viele andere Besucher ein willkommenes Fotomotiv. „Wir haben uns bisher alle deutschen EM-Spiele hier angeguckt. Und die Stimmung war immer super“, sagt Klemen. Seine Frau ergänzt: „Wir treffen uns hier mit rund 15 Freunden aus Horst. Ist doch viel schöner, als das Spiel allein auf der Couch zu gucken.“ Ihren Glücksdress haben sie seit Turnierbeginn noch nicht gewaschen. „Da sind wir abergläubisch“, sagen sie und lachen.
Zwei Herzen schlagen in Yvonnes Brust
Bester Laune ist auch Yvonne (39) aus Horst. Ihr Vater ist Spanier, ihre Mutter Deutsche, sie hat beide Staatsbürgerschaften. Und deshalb trägt sie ein auch ein Spanien-Trikot in Kombination mit einem Deutschland-Haarband. Sie ist gemeinsam mit ihrer Freundin Denice (29) hier am Nordsternplatz – so wie bei zahlreichen EM-Partien zuvor auch. Exakt 13 Jahre ihres Lebens hat sie in Andalusien verbracht. „Ich drücke Spanien auch ein kleines bisschen mehr die Daumen“, gibt sie zu.
Je näher der Anstoß rückt, um so voller werden die Fanzonen. Kurz vor dem Anpfiff heißt es dann: Einlassstopp am Amphitheater. Die Maximalkapazität der traumhaft schönen Open-Air-Arena ist mit knapp 6000 Besucherinnen und Besuchern restlos ausgeschöpft. Das gilt nicht nur für die Sitzplätze auf den Steinstufen. Auch im Stehbereich direkt vor der größten Leinwand in der Mitte drängt sich die mitzitternde Anhängerschaft Schulter an Schulter. Fast alle tragen Trikot, Fahnen oder Schals. Manche bevorzugen aber auch mit Pailletten besetzte Hüte. Motto: Schwarz-Rot-Glitzergold.
Eine Achterbahnfahrt der Gefühle mit tragischem Ende
Das Publikum begibt sich im Laufe dieses Fußball-Krimis auf eine emotionale Achterbahnfahrt: Es leidet, als Olmo die Spanier in Führung bringt. Es gerät nahezu in Ekstase, als Wirtz kurz vor dem Abpfiff der regulären Spielzeit ausgleicht. Selbst als es zwischenzeitlich wieder zu regnen beginnt, blicken alle gebannt auf die Riesen-Leinwände. Manche sind so nervös, dass sie nicht mehr auf der Stelle still stehen können. Andere können vor Aufregung gar nicht mehr hinsehen. Dann fällt am Ende der Verlängerung doch noch das Siegtor für die Spanier. Das tragische Ende eines dramatischen Fußball-Abends.