Gelsenkirchen. Ihre Gemüter wollten sich nicht abkühlen: Englische Fans wollten nach dem Ausgleichstreffer zurück ins Gelsenkirchener Stadion. So ging es aus.

Wer zu früh geht, den bestraft Jude Bellingham. Dutzende Fans des englischen Nationalteams hatten am Sonntagabend die Schalker Arena bereits vor Schlusspfiff verlassen und saßen in den abfahrbereiten Straßenbahnen Richtung Hauptbahnhof. Da erreichte sie die Nachricht vom späten Ausgleichstreffer, den Englands Fußball-Star per spektakulärem Fallrückzieher-Tor erzielt hatte. Und wie von der Tarantel gestochen, sprangen gut 30 Fahrgäste von ihren Sitzen auf und rannten von der Haltestelle zurück zum Stadion. Verlängerung statt Rückfahrt hieß nun ganz plötzlich die Devise.

Zwangsaussperrung: Fans rüttelten im Frust an den Absperrgittern

Angekommen am Einlassbereich, erwartete die Rückkehrer aber eine weitere Achterbahnfahrt der Gefühle. Denn die Stadion-Ordner mit ihren neongelben Westen verweigerten ihnen den erneuten Eintritt, obwohl sie in Besitz eines gültigen Tickets waren. Es gab einige emotionale Diskussionen, weil die Betroffenen ihre Zwangsaussperrung nicht nachvollziehen konnten und wollten. Im Frust rüttelten einige Trikotträger an Metallzäunen und anderen Absperrgittern. Sofort wurden Polizeikräfte im entsprechenden Bereich verstärkt - unter anderem mit einer Reiterstaffel. Doch die erhitzten britischen Gemüter wollten sich nicht abkühlen.

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Nur wenige Minuten später wurde dann aber die Entscheidung gefällt, die Tore für diese Gruppe doch wieder zu öffnen. Zu den erleichtert Hineineilenden gehörte auch Lee (28) aus London. Er war aber ein Sonderfall, hatte er doch die 90 MInuten vorher komplett versäumt. „Ich habe meinen Flieger nach Düsseldorf verpasst und war deshalb erst viel zu spät nach Anpfiff an der Arena, so dass ich trotz meines gültigen Tickets nicht mehr eingelassen wurde“, erzählte er. Als dann zur Verlängerung die Rückkehrer wieder hinein durften, galt das auch für Lee. Und so sah er dann zumindest noch ein paar Minuten live im Stadion - eine kleine Entschädigung für seinen riesigen Reiseaufwand.

Zu den 45 Straßenbahnen kamen rund 70 zusätzliche Shuttlebusse

Die entscheidende Frage, ob dies aus englischer Sicht ein gelungener Fußball-Abend werden würde, hing aber nicht allein vom Ergebnis ab. Sondern vor allem von der Abreise. Beim ersten Auftritt der „Three Lions“ in Gelsenkirchen beim Vorrundenspiel gegen Serbien war es zu erheblichen Problemen gekommen. Mehr dazu lesen Sie hier: Warum Engländer Gelsenkirchen jetzt nur noch loben können