Gelsenkirchen-Buer. Unternehmer Bernau wollte den einstigen Gastro-Tempel wiederbeleben, zerstritt sich aber mit Gelsenkirchen. Nun ist seine Betreiber-Firma, die Intecta, pleite.
Die Markthalle Buer, sie war schon immer für Schlagzeilen gut, für positive wie für negative: Nach ihrer Eröffnung 1999 machte sich der damalige Gastronomie- und Event-Tempel als attraktive Party-Location auch über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen. Doch mittlerweile gilt sie als Problem-Immobilie mit dem Charme einer Dauerbaustelle: Seit dem Auszug des Bio-Supermarkts „Denns“ steht der einstige Publikumsmagnet leer. Und das wird wohl noch eine Weile so bleiben, auch wenn Thomas Bernau als Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Ende 2023 beteuert hatte, auf Nachmieter-Suche zu sein. Denn seine Intecta-Bauprojektentwicklungs GmbH ist insolvent.
Wie das Amtsgericht Essen mit Datum 18. Juni vermeldet, wurde wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung ein Insolvenzverfahren eröffnet, nachdem ein Gläubiger am 3. Januar einen entsprechenden Antrag eingereicht hatte. Zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Markus Birkmann von der BBL Brockdorff Rechtsanwaltsgesellschaft mbH mit Sitz in Potsdam ernannt.
Gelsenkirchener Unternehmer Thomas Bernau kaufte Betreibergesellschaft Intecta 2014
Damit endet vorläufig ein weiteres Kapitel in der wechselvollen Geschichte des früheren Leuchtturm-Projekts, mit dem die Innenstadt-Entwicklung Buers schon immer eng verbunden war. In den ersten Jahren nach dem Start sorgte die Markthalle mit ihrer Gastronomie-Vielfalt, den marktaffinen Geschäften - von Feinkost über Küchen-Accessoires bis hin zu Blumen, Metzgerei und Backwaren - sowie den vielen Veranstaltungen für eine Belebung der buerschen Innenstadt, von der auch der umliegende Handel profitierte.
Als hochwertiger Einzelhandel aber nicht mehr funktionierte und es in der Gastronomie immer häufiger zu Fluktuation und auch Leerständen kam, übernahm Thomas Bernau 2014 die Intecta und mit ihr die Markthalle. Die Hoffnung, dass der umtriebige Bueraner – Betreiber mehrerer Spielhallen und Edel-Restaurants etwa in Dortmund und Garmisch-Partenkirchen – dem Objekt wieder zu neuem Glanz verhelfen würde, war groß, bei der Bürgerschaft ebenso wie in der Politik.
Wie Stadt Gelsenkirchen und Rat einen Discounter als Mieter der Markthalle verhinderten
Doch statt des angekündigten Mixes aus Gastronomie, Büros und Praxen gab‘s erstmal jede Menge Streit mit der Stadt, der auch immer wieder öffentlich ausgetragen wurde. So wies der Unternehmer Forderungen der Verwaltung nach neuen Parkflächen für Besucher und einem neuen Brandschutzkonzept vehement zurück. Sie hatte diese mit den teils massiven Umbauten begründet. Er fühlte sich durch die Vorgaben genötigt und ausgebremst, etwa auch wegen Stromkästen vor dem Gebäude, die sich genau dort befanden, wo er die Pfeiler für die Erweiterung der neuen Außenterrasse platzieren wollte.
Auch interessant
Für Ärger sorgte auch, dass die Stadt Mitte 2017 den Bebauungsplan außer Kraft setzte, um die Billigkette Tedi als Mieter in einer solchen Filetlage zu verhindern. Bernau schäumte und brachte in der Folge den Umbau zu einem türkischen Hochzeitssaal ins Gespräch.
Gelsenkirchener Bürger, Politik und Händler kritisieren verwahrlostes Umfeld um Markthalle
Am Ende sollte es viele konfliktreiche Jahre dauern, bis im August 2020 tatsächlich mit „Denns“ der erste (und einzige) Mieter nach dem Eigentümerwechsel 2014 einziehen konnte. Anfang 2023 kehrte „Denns“ aber schon wieder Buer enttäuscht den Rücken, weil sich seine Erwartungen an den Standort im Allgemeinen und an die Markthalle im Besonderen nicht erfüllt hätten, wie es offiziell hieß. In der Corona-Krise war keiner der von Bernau angekündigten Gastro-Betriebe eingezogen, von denen die meisten durch den Recklinghäuser Gastronomen Uwe Suberg betrieben werden sollten. Weder „Noah’s Place“, noch „The Italian“ öffnete, auch das geplante Sushi-Restaurant und die Gaststätte mit Wirtshaus-Charakter kamen nicht.
Stattdessen geriet die Markthalle in der öffentlichen Wahrnehmung mit ihren auch außen sichtbaren Dauer-Baustellen zum „Schandfleck“, der die nach den Geschäftsaufgaben von Sinn, Saturn und H&M ohnehin gebeutelte City weiter nach unten ziehe. Wie berichtet, schimpften etwa die Markthändler im Sommer 2023 über den „verwahrlosten Eindruck“ des Gebäudes, der für die Kundschaft eine Zumutung sei und neue Projekte wie die Gastro-Zone torpediere. Es passierte jedoch nichts, so dass Marktwagen und Werbebanner am Verkehrssicherungszaun so platziert wurden, dass sie das Gebäude wenigstens halbwegs verdecken.
Bernau hatte 2019 bei der Erteilung der Baugenehmigung angekündigt, einen zweistelligen Millionenbetrag in den Umbau der Markthalle zu investieren. So ließ er etwa eine Zwischendecke einziehen, um die Mietfläche für Büros und Praxen zu erweitern, und einen gläsernen Außenaufzug anbauen. Auch die Erweiterung der Außenterrasse hatte er geplant. Wann die Arbeiten fertiggestellt werden sollen, blieb indes völlig unklar – auch im Gespräch mit der WAZ im Herbst 2023, als er erneut die Stadt etwa für die Aufstellung eines Müllcontainers attackierte und offen sagte: Die Vermietung der Immobilie sei für ihn im Vergleich zu seinen anderen Projekten nachrangig.