Gelsenkirchen-Scholven. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst war zu Gast in Gelsenkirchen, um den Startschuss für das neue Kraftwerk „Scholven 1“ zu geben. Darum geht es.
Diesen kleinen Seitenhieb auf die Energiepolitik der jüngeren Vergangenheit konnte sich NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) nicht verkneifen: „Wir sind in den vergangenen Jahren so oft ausgestiegen – wir müssen aber auch mal irgendwo einsteigen.“ Wüst war jetzt zu Gast in Gelsenkirchen-Scholven und gab dort den Startschuss für das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk „Scholven 1“: Das Projekt soll ein Baustein sein auf dem Weg zu einer klimafreundlicheren Energieversorgung.
Das Kraftwerk Scholven, das zur Uniper Kraftwerke GmbH gehört, ist eine der Landmarken von Gelsenkirchen: Wer von Norden kommend in die Stadt fährt, der kann die Kühltürme und Schornsteine nicht übersehen, die 302 Meter hohen Schornsteine gehören zu den höchsten in Deutschland. Seit Jahrzehnten wird hier Strom produziert, vor allem aus Kohle, zwischenzeitlich auch aus Heizöl. Zurzeit sind noch zwei kohlebefeuerte Kraftwerksblöcke (Scholven B und C) aktiv, die von der Bundesnetzagentur als „systemrelevant“ eingestuft sind und der Netzsicherheit dienen. Uniper verfolgt das Ziel, bis 2029 aus der Kohleverstromung auszusteigen.
So funktioniert die neue Anlage in Gelsenkirchen-Scholven
„Kohlestrom ist nicht mehr zeitgemäß“, stellte Michael Lewis, Uniper-Vorstandsvorsitzender, bei der Feierstunde auf dem Kraftwerksgelände fest. Die neue Anlage bezeichnete er als weiteren Schritt im Transformationsprozess weg von der Kohle und hin zu klimafreundlicheren Energieträgern. „Wir erreichen hier eine größtmögliche Effizienz, die Anlage hat einen Nutzungsgrad von mehr als 90 Prozent. Das ist Weltklasse“, so Lewis.
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Das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk besteht im Kern aus zwei Gasturbinen, einer Dampfturbine, zwei Abhitze-Dampferzeugern und einem gasbefeuerten Dampfkessel. Das Prinzip: Der Strom wird zunächst mit Gas erzeugt, die dabei entstehende Wärme wird dann genutzt, um zusätzlich Wasser zu erhitzen, mit dem dabei entstehende Dampf wird eine weitere Turbine angetrieben. Die Anlage kann Fernwärme, Industriedampf und Strom erzeugen und wird über die angebundenen Wärme- und Stromnetze Uniper-Kunden in der Region beliefern, laut Angaben von Uniper verfügt sie über eine Kapazität von rund 140 Megawatt.
Die Pläne für „Scholven 2“ liegen bereits in der Schublade
Bislang wurden die Kraftwerksblöcke in Scholven mit Buchstaben bezeichnet. Um deutlich zu machen, dass eine neue Epoche anbricht, habe man sich bei der Namensgebung für die neue Anlage für die Bezeichnung „Scholven 1“ entschieden. Dabei soll es nicht bleiben: „Die Pläne für ,Scholven 2‘ liegen bereits in der Schublade“, kündigte Michael Lewis an, das sollte dann ein reines Wasserstoffkraftwerk werden. Scholven 1 wird zurzeit noch mit Erdgas betrieben, auch hier soll aber demnächst auf Wasserstoff umgestellt werden.
Er sei gerne in den Gelsenkirchener Norden gekommen, sagte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst – und er komme auch gerne wieder, wenn „Scholven 2“ eingeweiht wird. Er betonte die Notwendigkeit einer klimafreundlichen Energie- und Wärmeversorgung, die sicher und bezahlbar sei. „Das ist eine elementare Voraussetzung für den Erhalt der wirtschaftlichen Stärke von NRW“, so Wüst. Mit dem neuen Kraftwerk leite Uniper einen wichtigen Beitrag auf dem Weg dorthin.
Das habe Tradition in Gelsenkirchen, sagte Wüst. „Die Menschen wissen: Auf Scholven kann man sich in Sachen Energieversorgung verlassen – das war in der Vergangenheit so, das ist auch in Zukunft so.“ Gemeinsam mit Michael Lewis und Bürgermeisterin Martina Rudowitz drückte Wüst anschließend auf den Startknopf – diese Aktion war allerdings symbolisch, denn noch erzeugt „Scholven 1“ keinen Strom. „Die endgültige Inbetriebnahme von wird erfolgen, sobald letzte Sachverständigenprüfungen und entsprechende Dokumentationen erfolgt sind“, teilte eine Uniper-Sprecherin mit.
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