Gelsenkirchen. Paul Brown nannte Gelsenkirchen ein „Drecksloch“: Welches Versprechen der England-Fan jetzt gibt – und was er über Deutschland zu sagen hat.
Er hatte Gelsenkirchen zu Beginn der EM als „Shithole“, als Drecksloch, bezeichnet – mit einem Video über ein unterirdisches Gelsenkirchen erreichte der Engländer Paul Brown maximale, ja virale Aufmerksamkeit. Nun lenkt der Fan der Three Lions und Journalist ein, mehr noch: Er entschuldigt sich und verrät in einem Focus Online-Interview, warum er die Stadt nun doch so gerne mag.
„Shithole“ Gelsenkirchen: Der Engländer Paul Brown gibt der Stadt nun ein Versprechen
„Ich hatte nicht erwartet, dass es viral geht“, sagt er im Nachgang in Bezug auf das veröffentlichte Video und seine „Shithole“-Kritik. „Das war meine ehrliche Meinung, als ich zum ersten Mal in die Stadt kam. Ich bin die ganze Nacht mit dem Zug von München nach Gelsenkirchen gefahren, hatte einen Kater. Und da war kein einziger England-Fan. Und ich dachte mir: Was geht denn hier ab? Das sollte doch die EM sein. Also nannte ich es ein Shithole – ab da spielte mein Posteingang verrückt.“
Die Einheimischen hätten ihm recht gegeben. Und sie hätten zu ihm gesagt: „Ja, es ist ein Shithole. Aber wir sind gute Leute, lass uns auf einen Drink treffen. Komm in meine Kneipe. Da war mir klar: Ich habe mich geirrt. Es gibt tolle Menschen hier, die so verständnisvoll auf das regiert haben, was ich gesagt habe. In einer anderen Stadt hätten sie mich vielleicht verprügelt, aber hier haben sie gesagt: Lass uns treffen und du wirst verstehen, da gibt es noch so viel mehr“, schildert er Focus Online gegenüber. Und er fügt hinzu: „Beurteile niemals ein Buch nach dem Cover, wie wir hier in England sagen.“
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Derzeit ist Paul Brown in Köln – aber dort gefalle es ihm keinesfalls besser. Klar, Köln, habe den Dom, eine schöne Architektur, auch das Bier (er hält ein Kölsch in die Kamera) sei gut. Für ihn steht’s Gelsenkirchen: 1 – Köln: 0. In der Domstadt sind für ihn zu viele „homeless people“ (Obdachlose), niemand habe ihn begrüßt, aber immerhin seien die Frauen dort „quite attractive“. Kritik gibt’s für den Getränke-Nachschub: „Ganz ehrlich: Köln, eure Biere kommen zu langsam!“ Zehn bis 20 Minuten müsse er mitunter warten. „Ich vermisse Gelsenkirchen.“
Am Wochenende will er hierhin zurückkommen, wenn England weiterhin erfolgreich sein sollte. Am kommenden Sonntag könnte England schließlich zum Achtelfinale in die Emscherstadt und fürs Spiel in die Arena zurückkehren. Paul Browns Versprechen: Dann will er eine Party schmeißen, jeder bekomme einen Drink und könne zu ihm sagen: „Paul, du bist ein Shithole. Das macht mir nichts. Und es tut mir leid.“
„Komm schon Deutschland, häng deine Flaggen raus! Seid stolz!“
2006, zur WM, da war er schon mal in Deutschland, da sei es „amazing“, außergewöhnlich, gewesen. Die Deutschen, so sagt er, seien stolz gewesen, ihre Flaggen zu zeigen. Einen Monat sei er im Land gewesen – „ich habe Deutschland 2006 absolut geliebt.“ Er fordert von den deutschen Fans noch mehr Euphorie: „Komm schon Deutschland, häng deine Flaggen raus. Seid stolz!“
Während seiner EM-Tour durch die Republik ist Paul Brown übrigens vorwiegend mit der Bahn unterwegs. Seine Abrechnung: „Ich habe keine Ahnung, warum die Deutschen behaupten, zeiteffizient zu sein. Das ist Bullshit. Jeder einzelne Zug hatte Verspätung.“ In der Schweiz oder in Japan würden die Züge pünktlich fahren. Die Züge in Deutschland seien zwar bequem, es gebe Bier und gutes Essen, „aber sie sind immer zu spät.“