Gelsenkirchen. In dieser Woche wurden neue Details zur geplanten Klinikreform bekannt. Das sagen die Gelsenkirchener Krankenhausträger zu den Plänen.
Die Krankenhauslandschaft im Ruhrgebiet wird sich in den kommenden Jahren verändern: Die Klinikreform von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) nimmt immer konkretere Züge an. Wie jetzt veröffentlichten Dokumenten zu entnehmen ist, sollen Kliniken zum Teil auf prestige- und gewinnträchtige Fachbereiche verzichten müssen – oder sie weiter ausbauen. Was bedeutet das für die Krankenhauslandschaft in Gelsenkirchen?
Mit Prognosen halten sich die Klinikträger, die in der Emscherstadt aktiv sind, auf WAZ-Nachfrage vornehm zurück. Kein Wunder: Noch bis zum 11. August haben die Verantwortlichen der jeweiligen Träger Zeit, zu den Plänen des Landes Stellung zu nehmen.
Gelsenkirchener Kliniksprecher: „Nehmen Minister Laumann beim Wort“
„Wir werden die nächsten zwei bis drei Wochen dafür nutzen, die Vorstellungen des Gesundheitsministeriums im Detail und in ihrer Bedeutung für einzelne unserer Leistungsstandorte und den Leistungsverbund insgesamt zu prüfen“, sagt etwa Wolfgang Heinberg, Sprecher der Klinikträgers KERN. Zu diesem Verbund gehören unter anderem das Marienhospital in Ückendorf, das St. Marien-Hospital in Buer, das Elisabeth-Krankenhaus in Erle und das Gertrudis-Hospital in Westerholt. „Wir nehmen weiterhin Minister Laumann beim Wort, der immer wieder den Wert einer flächendeckenden Krankenhausversorgung für NRW betont hat und damit sicher nicht gemeint haben kann, dass nur noch Unikliniken in NRW eine unbestrittene Existenzberechtigung haben“, so Heinberg.
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Auch im Bergmannsheil, das zum Verbund der Knappschaft-Kliniken gehört, bleibt man zurückhaltend. „Wir begrüßen die Neuausrichtung der Krankenhausplanung in Nordrhein-Westfalen“, sagt Sprecherin Sabine Ziegler. In der stärkeren Fokussierung auf medizinische Leistungsgruppen sehe man eine Bestätigung der Strategie der Zentralisierung und Zentrumsbildung bei den Knappschaft-Kliniken. Die neuen Versorgungszahlen zeigten, dass der Ansatz der Zentralisierung Früchte trägt. Die Auswirkungen der neuen Zuweisungen würden jetzt detailliert geprüft.
EVK-Sprecher warnt vor diesen Konsequenzen
„Wir halten es für richtig und wichtig, dass die Krankenhausplanung darauf abzielt, Leistungen an solchen Standorten zu bündeln und zu fördern, die eine bedeutende Fallzahl, eine gute personelle und räumliche Ausstattung aber vor allem ausgewiesene Expertise und damit hohe Qualität und Sicherheit für Patienten bieten“, sagt Benjamin Brinkmann, Sprecher des Evangelischen Krankenhauses. Der neu gegründete Evangelische Verbund Augusta Ruhr – zu dem das EVK gehört – sei Ausdruck der Strategie, auf diese Entwicklungen zu reagieren und Leistungen sinnvoll zu konzentrieren.
Brinkmann warnt aber auch: Wenn ganze Fachabteilungen aus einem Krankenhausgefüge herausgelöst werden, könnte dies zu auf den ersten Blick nicht absehbaren Konsequenzen für die Versorgungslandschaft in der Region führen. Er nennt als Beispiel die Orthopädie und Unfallchirurgie: „Diese medizinischen Fachbereiche gehören eng zusammen“, so Brinkmann. „Wird mit vorliegender Leistungsplanung in einem Krankenhaus die Orthopädie von der Unfallchirurgie herausgelöst – wie es beim EVK nach derzeitigem Stand der Fall wäre – würde die Unfallchirurgie für qualifiziertes medizinisches Personal deutlich an Attraktivität verlieren.“ Derartige „Domino-Effekte“ müssten unbedingt vermieden werden, so der Sprecher.