Gelsenkirchen-Buer. Das Rathaus Gelsenkirchen-Buer soll saniert werden, bereits jetzt muss ein Gerüst die Fassade schützen. Jetzt deutet sich an, wie es weitergeht.

„Willkommen! Welcome!“ steht in riesigen Lettern auf den großen Plakaten, die am Buerschen Rathaus hängen. Gemeint sind natürlich die vielen Fans, die zu den Spielen der Europameisterschaft in Gelsenkirchen erwartet werden. Ein bisschen übertrieben, das altehrwürdige Rathaus mal eben so in eine Plakatwand zu verwandeln – könnte man meinen. Doch ganz freiwillig hängen die Plakate dort nicht.

Denn hinter den leuchtend blauen Bannern verbirgt sich ein Baugerüst, das dort schon einige Jahre steht. Der Grund: Seit 2017 sind verstärkt Schäden an der Natursteinfassade des Rathauses aufgetreten. Der Tuffstein der Fassade hat im Laufe der Jahre Feuchtigkeit aufgesogen und ist daher „zermürbt“ – um Fußgänger vor herabfallenden Teilen zu schützen, wurden die Gerüste aufgebaut. Einen schönen Anblick boten die zuletzt aber nicht: Die Planen vor dem Gerüst hingen zum Teil in Fetzen herab und gaben dem ganzen Gebäude einen insgesamt verwahrlosten Eindruck. Abbauen kann man das Gerüst aber erst, solange die Fassade nicht saniert ist. Daher hatten sich Lokalpolitikerinnen und -politiker zuletzt dafür starkgemacht, das Gerüst zumindest so zu verkleiden, dass es zur Europameisterschaft ein vorzeigbares Bild bietet: Die Stadt stimmte zu.

Stadt Gelsenkirchen beziffert die Baukosten auf mehr als 100 Millionen Euro

Doch wie geht es mit dem Rathaus weiter? Seit einigen Jahren steht fest, dass das Gebäude, dessen ältester Teil als dem Jahr 1912 stammt, saniert werden muss. Das wird ein Großprojekt, vergleichbar mit dem Umbau des Hans-Sachs-Hauses Anfang des Jahrtausends, und bei der Stadt ist man sich darüber im Klaren, dass die Arbeiten langwierig und teuer werden: Bis zu zehn Jahre könnte es dauern, die Kosten könnten sich am Ende auf mehr als 100 Millionen Euro belaufen.

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Jetzt scheint Bewegung in die Sache zu kommen. Ein von der Stadt beauftragtes Architekturbüro aus Münster habe Anfang 2024 in Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde einen Antragsentwurf eingereicht, teilte Stadtsprecher Martin Schulmann auf Nachfrage dieser Redaktion mit. Seit Anfang Juni liege der endgültige „Antrag auf denkmalrechtliche Erlaubnis zur Sanierung“ nun zur Prüfung und Freigabe im Rathaus.

Politische Gremien werden im September über Umbaupläne informiert

Laut Sprecher Schulmann werde die Sanierung nach Erteilung der Genehmigung durch die Untere Denkmalbehörde in insgesamt sechs Bauabschnitten ausgeführt. „Die politischen Gremien werden im September 2024 über Art und Umfang der Sanierung informiert, ebenso ist die Baubeschlussfassung für September 2024 avisiert“, so Schulmann. „Der Baubeginn für den ersten Bauabschnitt ist aktuell für Dezember 2024 vorgesehen.“

Das Rathaus Buer wurde im Jahr 1912 eingeweiht, damals noch als Sitz der Verwaltung der eigenständigen Stadt Buer. Sichtbares Zeichen des Stolzes der damals jungen Großstadt ist der knapp 64 Meter hohe Turm mit dem für die wilhelminische Epoche typischen Turmhelm aus Kupfer. Keine 20 Jahre später, im Jahr 1928, war es mit der Eigenständigkeit allerdings schon wieder vorbei: Buer wurde mit Gelsenkirchen zu einer neuen Stadt vereinigt, die zwei Jahre lang noch „Gelsenkirchen-Buer“ hieß, seit 1930 ihren heutigen Namen trägt.

Ratskeller könnte nach dem Umbau wieder genutzt werden

Das Rathaus wurde aber trotzdem noch gebraucht: Heute sind hier die Referate Stadtplanung, Vermessung und Kataster, Bauordnung und Bauverwaltung, Hochbau und Liegenschaften, Verkehr sowie der Vorstandsbereich Planen, Bauen, Umwelt und Infrastrukturbetriebe untergebracht, außerdem ist das Rathaus Buer Standort eines Bürgercenters. Anfang der 1950er-Jahre bekam es noch einen Anbau. Der steht allerdings im Rahmen des Umbaus zur Diskussion: Während der Altbau inklusive Turm unter Denkmalschutz steht, hatte Stadtsprecher Martin Schulmann einen Abriss und Neubau des neueren Teils nicht ausgeschlossen. Mehr Klarheit dazu wird es im September geben.

Auch aus gastronomischer Sicht ist die Sanierung interessant: Der Keller des Altbaus wurde bekanntlich lange als Restaurant oder Kneipe genutzt. Bis in die 90er-Jahre gab es dort das „Pfefferkorn“, danach versuchten sich dort unter anderem die Kneipe „M. Peyer’s“ und „Wunderbar“. Seit Mitte der Nullerjahre ist der Ratskeller allerdings verwaist. Grundsätzlich könne sich die Stadt eine gastronomische Weiternutzung des Ratskellers vorstellen, so Schulmann.