Gelsenkirchen. Im Gelsenkirchener „Kinderhaus Rasselbande“ gibt‘s Betreuung, abgestimmt auf die Bedürfnisse von berufstätigen Eltern. Die Plätze sind begehrt.

Vincent ist ganz überrascht: Dass seine Mama plötzlich im Raum steht, damit hat er noch gar nicht gerechnet. Es ist kurz vor elf Uhr am Vormittag, eigentlich keine Abholzeit für den Kleinen aus dem Kinderhaus Rasselbande, der Kita, die Vincent bereits seit einem Jahr besucht. Jacqueline Pothmann holt ihren Sohn aus gutem Grund heute früher ab: Ein Ausflug in einen nahe gelegenen Freizeitpark steht an. Da braucht man Zeit. Dass Kinder früher aus ihrer Kita abgeholt werden, scheint vielleicht nicht besonders außergewöhnlich, das Konzept des Kinderhauses Rasselbande in Gelsenkirchen-Erle ist es hingegen schon.

Flexible Betreuung für berufstätige Eltern: In dieser Gelsenkirchener Kita ist das möglich

Denn in der weitläufigen Einrichtung, die zu Füßen der Arena an der Adenauerallee liegt, steht die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Fokus und ist einer der Schwerpunkte im Kita-Alltag. Was bedeutet das genau? Anders als in anderen Einrichtungen gibt es hier die Möglichkeit, Betreuung flexibel zu buchen und zu nutzen. Aktuell können die Kinder in der Zeit von 7 bis 17 Uhr im Kinderhaus Rasselbande betreut werden – mit den herkömmlichen Stundenkontingenten à 25, 35 oder 45 Stunden. Das ist der Rahmen. Die Eltern können ihren Bedürfnissen entsprechend wie in einer Art Stundenplan festlegen, an welchen Wochentagen das Kind von wann bis wann betreut wird. Fürs ganze Kita-Jahr entscheiden müssen sich die Eltern nicht, sie können die Zeiten jeden Monat aufs Neue ihren Bedürfnissen anpassen.

Es ist fast schon maximale Flexibilität in der Kinderbetreuung, die auch Jacqueline Pothmann und ihren Mann Tobias bei der Entscheidung für die Kita überzeugt hat. „Auch wir buchen für Vincent jeden Monat neu“, erklärt die 29-Jährige. Denn genau das ist das, was sie brauchen. Jacqueline Pothmann ist bei der Stadtverwaltung Essen beschäftigt, ist im Tiefbauamt für die Straßen zuständig. Die Bueranerin arbeitet zwar nicht in Vollzeit, muss aber von montags bis freitags in die Nachbarstadt pendeln. Ihren Dienst beginnt sie zwischen 8 Uhr und 8.30 Uhr. Da ist es wichtig, dass Vincent schon früh in die Kita gebracht werden kann.

Verlässlichkeit und Sicherheit für Kind und Eltern

„Verlässlichkeit, Sicherheit, eine emotionale Bindung zur Einrichtung, zu Spielgefährten und dem pädagogischen Fachpersonal stehen im Kinderhaus Rasselbande nicht im Widerspruch zu unserem flexiblen Betreuungsangebot“, heißt es in der Kurzbeschreibung des Kinderhauses Rasselbande im Kita-Portal der Stadt.

In der Erler Einrichtung legen sie Wert darauf, dass sich sowohl die Kinder als auch die Eltern gut aufgehoben fühlen und das Team als zuverlässige Unterstützung in der Familienorganisation sehen. Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist im Kinderhaus Rasselbande wichtig und soll durch Elternabende, Elternsprechtage oder Eltern-Kind-Aktivitäten gestärkt werden.

Das Konzept ist teiloffen, das Team besteht derzeit aus 19 pädagogischen Fachkräften und zwei Hauswirtschaftskräften.

Ihr Mann ist Notfallsanitäter bei der Feuerwehr Dorsten, arbeitet im Schichtdienst, ist 24 Stunden im Einsatz, hat dann 72 Stunden frei. Für die Pothmanns ist keine Woche wie die andere. Sie schätzen die Flexibilität der Einrichtung sehr. Und die Spontanität: Denn steht Jacqueline Pothmann beispielsweise auf dem Weg nach Hause einmal im Stau oder dauert es auf der Arbeit länger, kann sie sich verlassen. „Ich habe nicht den Stress: Die schmeißen ihn dann raus“, berichtet die junge Frau. Sie nimmt einfach spontan je nach Aufwand Stunden mehr.

Kosten für das Mittagessen werden taggenau berechnet

Denn, auch das ist möglich: Eltern können im Rahmen von „Flexstunden“ Betreuungszeit hinzubuchen. Oder wenn eine Familie beispielsweise in den Urlaub fährt, das Kind also nicht ins Kinderhaus kommen kann, werden die nicht genutzten Stunden gutgeschrieben. Zwar nicht in Gänze, aber anteilig. Und die Kosten für das Mittagessen würden ebenfalls taggenau abgerechnet, wie Janine Dippert erklärt. Die 38-Jährige leitet die Kita mit insgesamt 93 Plätzen („Wir haben aktuell eine Überbelegung“) seit diesem Frühjahr.

Dieses Gros an Flexibilität kann das Kinderhaus aber nur bieten, weil auch die pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereit sind, eben diese mitzutragen. Auch die Dienstpläne werden monatlich geschrieben, Früh-, und Spätdienste können sich abwechseln. Doch auch im Kinderhaus merken sie den drängenden Personalmangel. Etwa daran: Eigentlich ist eine Öffnungszeit bis 18 Uhr angesetzt, doch weil das Team dafür zu klein ist, musste die Zeit gekürzt werden.

Heute ist ein besonderer Tag: Laura (stehend) wird heute sechs Jahre alt! Feste Rituale wie beispielsweise der tägliche Morgenkreis mit Spiel und Gesang gehören im Kinderhaus Rasselbande in Erle zum Kita-Alltag.
Heute ist ein besonderer Tag: Laura (stehend) wird heute sechs Jahre alt! Feste Rituale wie beispielsweise der tägliche Morgenkreis mit Spiel und Gesang gehören im Kinderhaus Rasselbande in Erle zum Kita-Alltag. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Im September 2015 eröffnete das Kinderhaus Rasselbande im Arena-Park – enge Verbindungen bestehen zu Unternehmen in der Nähe. Das Kinderhaus ist vergleichbar mit einer Betriebs-Kita: So können Beschäftigte von Gelsenwasser oder dem Bergmannsheil ihre Kinder dort betreuen lassen, als Kooperationspartner haben sie eine bestimmte Anzahl an Plätzen erworben. Der überwiegende Teil der Kinderhaus-Eltern sei berufstätig, erklärt Janine Dippert. „Diese Unterstützung ist uns wichtig“, sagt sie.

Dementsprechend gehen sie an der Adenauerallee auch gezielt auf die Bedürfnisse der Familien ein. Ursprung der „Kinderhaus Rasselbande gGmbH“ war genau dieser Gedanke, begründet durch eine Elterninitiative. Derzeit gibt es insgesamt acht Kinderhäuser in Städten wie Castrop-Rauxel oder Ahaus, die laut eigener Homepage 613 Plätze und davon 198 für Unternehmen anbieten.

Hinzu kommt: Um das Ganze noch mehr zu vereinfachen, setzt das Kinderhaus in Erle aufs Digitale. Sowohl die Eltern als auch das Kita-Personal geben online ihre Änderungen an, planen die Betreuung der Kinder bequem an Smartphone, Tablet oder PC. So ist auch eine schnelle Reaktion garantiert. Und auch den Abholtrubel ersparen sie hier den Eltern – direkt neben der Tür befindet sich der „Info-Point“, hier werden sie regelmäßig und verlässlich beim Abholen der Kinder darüber informiert, wie der Kita-Tag so verlaufen ist.

Auch interessant

Die Eheleute Pothmann sind zufrieden mit ihrer Kita-Wahl, was spiegeln die anderen Eltern? „Die meisten sind sehr dankbar“, berichtet Janine Dippert, die selbst Mutter von zwei Kindern ist. Und auf die Frage, wie begehrt die Plätze ihrer Einrichtung sind, antwortet sie: „Eigentlich schon sehr.“ Jacqueline Pothmann sagt dazu: „Wir haben uns lange mit dem Thema Kita beschäftigt und waren letztlich froh, dass wir diesen Platz hier im Kinderhaus bekommen haben.“