Gelsenkirchen. Sogar Fans aus Bayern waren angereist: Das umjubelte Konzert von De-Phazz war der würdige Abschluss des Gelsenkirchener „New Colours“-Festivals.
„Ich bin ganz schön geschafft“, sagt Bernd Zimmermann. Während der vergangenen vier Tage sei der künstlerische Leiter des „New Colours“-Festivals quasi permanent gefordert gewesen, habe addiert nur einige wenige Stunden schlafen können. Doch all der Aufwand zahlte sich aus: Insgesamt über 1300 Besucher waren bei der zweiten Auflage dieses Musikevents vor Ort mit dabei.
„Es hätten auch gern noch einige mehr sein dürfen“, stellte Zimmermann am Montag nach dem Ende des Festivals fest. Aber das beinahe tropische Wetter in den vergangenen Tagen habe viele Interessierte davon abgehalten, sich ein Indoor-Konzert anzuschauen. Viele hätten ihre Freizeit dann eben doch lieber im Freien oder aber an einem luftigen Plätzchen daheim im Garten oder auf dem Balkon verbracht. „Wir sind aber insgesamt zufrieden, wie es gelaufen ist“, so Zimmermann, der gemeinsam mit Susanne Pohlen das Festival organisiert und über die Bühne gebracht hat.
Zweite Auflage des Festivals war musikalisch noch vielfältiger
16 Konzerte an elf Spielorten in vier Tagen: Das war ein ambitioniertes Programm. Die zweite Auflage des Festivals war musikalisch noch vielfältiger als die Premiere vor Jahresfrist. Erneut bemerkenswert war die hochkarätige internationale Besetzung. Zimmermann hatte im Festival-Ablauf einen perfekten Spannungsbogen gezeichnet – vom Auftakt am Donnerstag in der „Kaue“ bis hin zum Abschlusskonzert am Sonntag in der Heilig-Kreuz-Kirche. Da war die deutsche Kultband De-Phazz zu Gast.
Und der Festival-Headliner sorgte für einen furiosen Abschluss. Bevor die knapp 400 Gäste des Abends, einige davon sogar extra aus Bayern und Baden-Württemberg angereist, den groovigen Lounge-Klängen der Band rund um Gründer Pit Baumgartner, der Sängerin Pat Appleton und dem Sänger Karl Frierson lauschen konnten, zog Zimmermann eine kurze Bilanz. Er sprach seinen Dank an Sponsoren und die Stadt Gelsenkirchen aus, an die kooperativen Belegschaften der vielen Spielorte. „Wir haben uns überall willkommen gefühlt.“
Zimmermann dankte aber auch den vielen ehrenamtlichen Helfer beim Catering, der Künstlerbetreuung, dem technischen Aufbau, dem Einlass und an den Abendkassen und „unserem diplomierten Shuttle-Service“, der Hunderte Kilometer gefahren sei. Zimmermann erinnerte an einige außergewöhnliche Highlights wie das verblüffende Orgel-Solo-Konzert von Kit Downes in der Matthäuskirche. „Selbst die Orgel wusste gar nicht, welche Töne sie in sich trägt“, oder das phänomenale Gratis-Konzert für Kinder mit Pepe & Speedy.
Groovige Lounge-Musik mit De-Phazz in Gelsenkirchen
Dann gab Zimmermann die Bühne frei, für die Band, „die wir für unsere Reihe Fine Art Jazz immer schon mal auf dem Zettel hatten und nun endlich präsentieren können – De-Phazz“. Tosender Applaus brandete auf, als nur der Name fiel. Zum sofort einsetzenden elektronischen Bass-Sound kamen die Musiker einzeln hinzu, die Instrumente stiegen live ein, groovige Lounge-Musik hüllte die Heilig-Kreuz Kirche in eine satte Klangwolke, das Saxophon zelebrierte die Melodielinien.
Dann betrat sie die Bühne: die geborene Performerin Pat Appleton. „Jeuness Dorée“ heißt das erste Lied, markant skandierte Worte, perfekt auf die Rhythmuswechsel gesetzt, große Gesten, und, natürlich, die exzellente, strahlende Stimme. Mit „Mambo Craze“ wandelte sich die französische „Grand Dame“ in ein junges Mädchen, exaltiertes English mit südamerikanischem Akzent, heiße Rhythmen von Bogota bis Haiti.
Die Band liefert heiße Rhythmen, das Publikum tanzt
„Dahinten wird schon getanzt“, freute sich Appleton und forderte das Publikum auf:: „Werft die Klamotten von Euch, es wird noch heißer.“ Das war keine Feststellung, sondern ein Versprechen. Karl Frierson stieß zum Ensemble und es wurde ein unvergesslicher, intensiver und üppiger Abend. Das gesamte Publikum war elektrisiert, es gab keinen Stillstand, die Musik fuhr durch alle Körper.
Dies war der gelungene und würdige Abschluss eines Festivals, das der Stadt und dem nördlichen Ruhrgebiet (neben Gelsenkirchen waren auch Dorsten und Marl Spielort) eine besondere Strahlkraft als Kulturstandort verliehen hatte. Das bestätigten zahlreiche angereiste Fachjournalisten aus dem In- und Ausland, die für große Tageszeitungen, Fachmagazine und Radiosender tätig sind.