Gelsenkirchen.. Luidger Wolterhoff gibt seinen Chefposten bei der Agentur für Arbeit in Gelsenkirchen auf. Im Interview spricht er über seine Erfahrungen in der Stadt und die Probleme des Gelsenkirchener Arbeitsmarktes. Vor allem die Schlecker-Pleite hat sich in seine Erinnerung eingebrannt.
Luidger Wolterhoff ist ein Mensch des Ruhrgebiets. Das bleibt er auch zukünftig, wenn er seinen Chefposten in der Agentur für Arbeit aufgibt und ab November in gleicher Position in Bochum arbeiten wird. Nur eineinhalb Jahre war der 51-Jährige an der Spitze eines Amtes, das sicher wie kein anderes besondere Strategien bei der Qualifizierung und Vermittlung von Arbeitslosen entwickeln muss. Wir sprachen mit dem Gelsenkirchener über seine Erfahrungen in der Stadt und die Probleme des Gelsenkirchener Arbeitsmarktes.
Was bleibt am eindrucksvollsten in Erinnerung
Luidger Wolterhoff: Das eindeutig zentrale Thema war Schlecker. 121 Frauen sind in unserem Arbeitsamtsbezirk unverschuldet arbeitslos geworden. Wir hatten uns ein ehrgeiziges Ziel gesetzt, die Menschen möglichst schnell wieder zu vermitteln. Nachdem die Gründung einer Transfergesellschaft gescheitert war, haben wir verstärkt Beratungen und Schulungen angeboten und gezielte Stellenakquise betrieben. Wir haben auch Dank des Engagements und der Motivation der Frauen unser gestecktes Ziel erreicht. 50 ehemals Arbeitslose haben eine neue Anstellung gefunden.
Muss die Agentur dennoch mit dem Vorurteil leben, die können uns ohnehin nicht helfen.
Wolterhoff: Ich glaube, dass wir das nicht nur in Sachen Schlecker widerlegen konnten. Unsere Mitarbeiter sind ebenfalls sehr motiviert, ihre Arbeit erfolgreich zu machen. Wir haben gezeigt, dass wir leistungsfähig sind. Was uns die besondere Problematik bei Schlecker gelehrt hat, ist, auf die spezifische Lage von Arbeitslosen auch spezifisch zu reagieren. Die Wahrscheinlichkeit, auch den richtigen Arbeitsplatz zu finden, ist dadurch wesentlich größer.
Sind Arbeitslose mobil und flexibel genug bei der Auswahl einer Stelle.
Wolterhoff: Die meisten suchen vorrangig einen Job im gewohnten Umfeld. Sie wollen den Arbeitsplatz leicht vom Wohnort aus erreichen. Das ist auch zu verstehen, weil das soziale Umfeld nicht gerne aufgegeben wird. Sie wollen ihr Lebensumfeld stabil halten, nicht entwurzelt werden. Nur die wenigsten wären zu einem Umzug bereit. Was die Fahrzeit zum Einsatzort betrifft, da nehmen die meisten auch eine erhebliche Wegstrecke in Kauf.
Viele Betriebe bieten nur noch befristete Verträge an. Wird sich die Tendenz fortsetzen.
Wolterhoff: Weniger Qualifizierte haben es als ungelernte Kräfte schwer. Sie hangeln sich häufig von Befristung zu Befristung. Doch stellen wir fest, dass Arbeitgeber beispielsweise in der Metall- oder Elektrobranche langfristige Verträge anbieten. Bei gesuchten Berufen ist die Wahrscheinlichkeit, langfristig beschäftigt zu werden, groß.