Gelsenkirchen. Amigo heißt Freund. Und freundschaftliche Verbundenheit zu jungen Menschen, die nicht unbedingt auf der Sonnenseite der gesellschaftlichen Bühne stehen, prägt die Arbeit der Amigonianer. Seit 25 Jahren wirkt die katholische Ordensgemeinschaft auch in Gelsenkirchen.
Das Kloster von Bruder Anno, Pater Alois und Bruder Lucinio ist ein schlichtes Mehrfamilienhaus in der Feldmark unweit der JVA. Der Jugendtreff, den die Katholiken 1989 bauten, ein einfaches Holzhaus am Rande der Siedlung Aldenhofstraße. Es ist für viele Kinder und Heranwachsende zur zweiten Heimat geworden.
„Weltweit sind wir 400 Brüder, die überwiegend in Lateinamerika wirken“, erzählt der 47-jährige Bruder Anno. Wie die drei Amigonianer in Gelsenkirchen die Arbeit stemmen, beschreibt er so: „Wir haben viele Ehrenamtliche im Rücken, darunter auch Studenten.“ Anders wäre die verzweigte Form der Angebote wohl auch kaum möglich. Neben dem Stammtreff in der Feldmark, das täglich 60 bis 70 junge Menschen besuchen, betreiben die Amigonianer Haus Eintracht in Schalke, den Schülertreff in der Hauptschule Grillostraße; in der Gesamtschule Horst organisiert die Gemeinschaft die Lernförderung nach dem Bildungs- und Teilhabegesetz. „Da haben wir 60 Schüler auf der Liste“, sagt Bruder Anno, mit bürgerlichem Familiennamen Müller. „Wir erreichen mit unseren Angeboten täglich um die 150 junge Menschen.“
2013 wurde der Verein gegründet
Seit der Gründung des Vereins Amigonianer Soziale Werke e.V. Anfang 2013 ist die katholische Gemeinschaft breiter aufgestellt. Im März 2013 übernahm Claudia Felderhoff (47), Sozialarbeiterin und Betriebswirtin für soziale Berufe, die Geschäftsführung. Sie kümmert sich um den kaufmännischen Teil der Arbeit. Neben zwei Ordensbrüdern arbeiten außerdem aktuell acht hauptamtliche pädagogische Fachkräfte und zwei Mitarbeiterinnen im freiwilligen sozialen Jahr in den Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit mit. Claudia Felderhoff: „Ziel bei allen Aktivitäten der Amigonianer ist, dass die Kinder und Jugendlichen ihre Talente und Fähigkeiten entfalten und sich am gesellschaftlichen Leben beteiligen können.“ Gerade junge Menschen aus zugewanderten und von Kinderarmut betroffenen Familien seien auf entsprechende und angemessene Angebote in ihrem Sozialraum angewiesen.
Auch bei den Amigonianern gilt: Um die Arbeit aufrecht zu erhalten und weiter auszubauen, sind Fördermittel, Spenden und ehrenamtliche Unterstützung nötig. Einige namhafte Förderer wie etwa die Christoph-Metzelder-Stiftung oder die Manuel Neuer Kids-Foundation sind im Boot.
Zwei Kongregationen in Deutschland – in Köln und Gelsenkirchen
Die Amigonianer wurden im April 1889 in Torrent vom spanischen Kapuzinerpater Luis Louis Amigó gegründet. Er war bestrebt, religiöses Leben der mit dem Kapuzinerorden verbundenen Laien zu fördern, die sich für bedürftige Familien, Kranke und soziale Randgruppen einsetzten. In Deutschland ließen sich die Amigonianer 1962 nieder. Heute haben sie zwei Niederlassungen: in Köln – und in Gelsenkirchen.