Gelsenkirchen. Mitten im Ruhrgebiet liegt ein Gebirge, das es vor einigen Jahrzehnten noch gar nicht gab: Die Halden und Deponien mit den Abfällen der Montanindustrie bilden mittlerweile eine beachtliche Bergwelt. Ein Ausflug zur Halde Scholven in Gelsenkirchen.

Mit über 200 Metern ist sie die höchste Halde des Ruhrgebiets. Selbst aus den Nachbarstädten Gelsenkirchens ist der Scholvener Berg unübersehbar. Zumal oben drauf auch noch ein Mobilfunksendemast um weitere 60 Meter in die Höhe ragt. Umso bedauerlicher ist es, dass man nicht nicht auf die Halde darf.

Zumindest nicht einfach so, denn die Halde Scholven ist stramm eingezäunt. Aus versicherungstechnischen Gründen, erklärt die Montan-Grundstücksgesellschaft (MGG), die die Halde im Auftrag der Ruhrkohle AG verwaltet, pflegt und – eben – einzäunt.

Wassertanks im Inneren der Halde

Dreimal jährlich aber werden die sorgsam verschlossenen Tore zur Halde geöffnet. Jedes Jahr feiert die Josefsgemeinde Scholven ihre Maiandacht auf der Spitze der Halde, eingeladen sind alle Gläubigen und Interessierten.

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Im Sommer wird immer kurz ein kleines Geheimnis der Halde gelüftet: Dann nämlich dürfen Besucher auf Einladung von Gelsenwasser in die Halde rein. Der Wasserversorger betreibt dort 15 riesige Wassertanks, hoch im Inneren der Halde. In diesen überdimensionalen Wasserturm wird das Nass der sogenannten „Halterner Blase“ über Rohre nach Scholven gepumpt. Und von dort fließt es in die Haushalte, mit einem Leitungsdruck von sechs Bar.

Auch die Volkshochschule Gladbeck bietet in der Regel einmal im Jahr eine Exkursion auf die Halde an. Dabei erleben die Teilnehmer nicht nur einen phänomenalen Rundblick, sondern erfahren auch manch Wissenswertes über die Halde. Die wurde einst, zu Zeiten des Kohlebooms, so rasant aufgeschüttet, dass vorhandene Straßen einfach unter ihr begraben wurden.

212.000 Bäume

Heute liegt sie eingekeilt zwischen einem Kraftwerk im Westen und einer Chemie-Anlage im Osten. Ihre historischen Anfänge waren noch eine Spitzkegelhalde im südlichen Bereich, später dann nach Norden eine Erweiterung zu einer Tafelhalde der zweiten Generation.

Bis 1987 wurde hier Bergematerial der benachbarten Schachtanlage Scholven/Zweckel, später auch anderer Bergwerke aufgeschüttet. Danach wurde sie begrünt. Und irgendjemand hat gezählt, dass sie mit 212.000 Bäumen (Erlen, Linden, Rotweiden, Eschen und Akazien) aufgeforstet worden sein soll. Wie gesagt, schade, dass man nicht einfach mal rauf darf.

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