Gelsenkirchen.. Schwangere in Gelsenkirchen haben kaum noch Chancen, ihr Kind bei einer Hausgeburt auf die Welt zu bringen. Der Grund: In der Stadt gibt es immer weniger freiberufliche Hebammen. Die “Hebammenzentrale Emscher-Lippe-Ruhr“ ist telefonisch nicht mehr erreichbar.
Kein Anschluss unter dieser Nummer: Wer im Internet nach Hebammen in Gelsenkirchen sucht, landet früher oder später bei der Hotline der „Hebammenzentrale Emscher-Lippe-Ruhr“, die Geburtshelferinnen in Gelsenkirchen, Bochum, Bottrop, Essen, Herne, und für den Kreis Recklinghausen vermittelt.
Doch leider piepst unter der angegebenen 0180-er Telefonnummer und unter dem Gelsenkirchener Anschluss der Zentrale an der Franziskusstraße 18 immer nur die Ansage: „Keine Verbindung unter dieser Nummer“.
Auf der Spur des Netzwerks
Keine Verbindung für die Entbindung? Hat sich die Hebammen-Zentrale etwa aufgelöst? Und an wen sollen sich werdende Mütter, die eine Hebamme vor Ort suchen, jetzt wenden?
Beim Landesverband der Hebammen in NRW, der auf seiner Internetseite beim Punkt „Hebammensuche“ auch auf jene Kontaktdaten der Hebammenzentrale Emscher-Lippe-Ruhr e.V. verweist, ist man ratlos - betont aber, dass die Hebammenzentrale kein Organ des Landesverbandes, sondern ein Zusammenschluss freier Hebammen in der angegebenen Region sei.
Doch wie kann man diesen nun kontaktieren? Auch bei der angegebenen Adresse an der Franziskusstraße ist keine Hebamme zu finden. Erst ein Anruf beim städtischen Gesundheitsamt bringt nach kurzer Wartezeit Licht ins Dunkel.
Hier verweist man an das Hebammennetzwerk der Region, das die Aufgaben der Hebammenzentrale übernommen hat. Eine Handynummer gibt es auch. „Die Hebammenzentrale Emscher-Lippe-Ruhr hat sich vor drei Jahren aufgelöst“, erklärt Brigitte Kruppa, die selbst Hebamme in Herne ist und nun das Handy des Hebammennetzwerks bei sich trägt. Wer hier anruft unter 0163 33 42 756, bekommt einen direkten Kontakt zu einer Hebamme in der Nähe vermittelt, auch über deren Schwerpunkte weiß Brigitte Kruppa bescheid.
„Unser Büro an der Franziskusstraße haben wir aus Kostengründen aufgegeben“, erklärt die Hebamme - und zeigt auch gleich einen Vorteil der Handy-Hotline auf. „Bislang konnten wir Mütter nur zu festen Bürozeiten beraten, jetzt bin ich auch außerhalb der normalen Geschäftzeiten zu erreichen“, sagt sie.
„Wir haben die neue Nummer ganz bewusst nicht beworben, da wir den Bedarf kaum noch decken können“, fügt ihre Kollegin Michaela Flemming hinzu: „Inzwischen müssen wir mehr Familien, die bei uns nach einer Hebammenbetreuung anfragen, ablehnen, als wir annehmen können.“
Geburten gibt es nur noch in der Klinik
Die Zahl der im Hebammennetzwerk Emscher-Lippe-Ruhr zusammengeschlossenen freien Hebammen ist auf rund 20 gesunken - für das gesamte Einzugsgebiet wohlgemerkt.
Übrigens werden von dem Netzwerk inzwischen hauptsächlich Hebammen für die Nachsorge zu Hause vermittelt. „Beleghebammen, die die Frauen vor und während der Geburt betreuen, können wir so gut wie gar nicht mehr vermitteln, denn es gibt kaum noch Hebammen, die in diesem Bereich arbeiten können oder wollen, weil es einfach keine berufliche Absicherung von Versicherungsseite mehr gibt“, lässt Brigitte Kruppa mit Blick auf die Berufshaftpflicht durchblicken. „Einige meiner Kolleginnen arbeiten zwar noch mit einer halben Stelle fest angestellt in einer Geburtsklinik, aber auch dieser Job wird aufgrund der steigenden Überstundenzahl immer unattraktiver“, sagt sie. „In Gelsenkirchen gibt es keine einzige Hebamme mehr, die Hausgeburten betreut“, fügt Michaela Flemming hinzu.
Immer öfter wird es also in Zukunft heißen: Kein Anschluss unter dieser Nummer, es gibt keine Direktverbindung zur Entbindung. Sehr zum Kummer der werdenden Mütter.