Gelsenkirchen..
Die Gerüchteküche brodelt: Hat sich Karl-Heinz Petzinka am Herkules verhoben, jener monumentalen Kunstfigur, die seit Dezember den Nordsternturm der Firmenzentrale und die architektonische Vita des Professors ziert? Oder ist er ein Fusionsopfer?
Petzinka wurde jetzt von seinem Posten als Geschäftsführer der Evonik Immobilien und THS Wohnen freigestellt.
Angeblich musste Petzinka umgehend seinen Arbeitsplatz räumen. Angeblich waren Wirtschaftsprüfer im Haus, die offenbar Buchungen zu bemängeln hatten. Petzinkas Aufgabenbereich wurde vorerst unter den verbliebenen drei Geschäftsführern aufgeteilt. Beim Wohnungsriesen THS sieht man derzeit wohl keinen öffentlichen Aufklärungsbedarf und belässt es bei einer dürren Erklärung. „Ich kann nur bestätigen, dass die Organschaft von Herrn Petzinka ruht“, sagt Pressesprecher Ralf Radschun und verweist auf Evonik Industries in Essen. Doch auch dort gibt es von Unternehmenssprecherin Alexandra Boy lediglich „die Bestätigung der Bestätigung“ und die Ankündigung: „Eine weitere Stellungnahme von uns wird es nicht geben.“
Petzinka selbst war gestern in Düsseldorf. Er spricht von einer „vorläufigen Beurlaubung“ und will eigentlich auch nichts „im schwebenden Verfahren“ sagen. Nur soviel: „Da steht nichts im Raum. Konkrete Vorwürfe gibt es nicht“, es gebe lediglich unterschiedliche Interessenlagen.
Gemeinsamer Firmensitz in Gelsenkirchen
Herkules aus der Luft
THS (70 000 Wohnungen) und Evonik (60 000 Wohnungen) fusionieren bis Ende 2012 zum drittgrößten deutschen Immobilienkonzern. Firmensitz wird Gelsenkirchen sein. Im Zuge der Zusammenführung wurde zum 1. Januar 2011 eine vierköpfige Geschäftsführung beider Gesellschaften ernannt, zu der Petzinka gehört. Bei der Stadt geht man davon aus, „dass die Geschäftsbeziehungen mit THS weiter gut laufen“.
Der Professor zählt zu den renommierten deutschen Architekten. 2004 übernahm er die THS-Geschäftsführung. Als einer von vier Programmdirektoren zeichnete er im Kulturhauptstadtjahr für das Themenfeld „Stadt der Möglichkeiten“ verantwortlich. Ein Vorzeigeprojekt dabei: Der Umbau des Nordsternturms mit der Krönung durch die 2 Mio Euro teure 18-Meter-Plastik von Markus Lüpertz – Petzinkas Prestigeobjekt.